Eiskalte Versuche
Sandwich machen. Es ist sicher noch genug von allem da.“
„Danke, Ma’am. Das wäre wirklich sehr nett von Ihnen.“
Dieses Mal traf ihr Lächeln ihn mitten ins Herz.
„Ich habe versprochen, dass ich Ihnen etwas zu essen mache, aber nur, wenn Sie mich nicht Ma’am nennen.“ Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Bitte … sagen Sie Isabella zu mir.“
Er zögerte, dann umschloss er ihre Finger. Sie fühlten sich warm, weich und zerbrechlich an. Er blickte an ihrem Lächeln vorbei, in ihre Augen. Als er den tiefen Kummer darin sah, hatte er Schuldgefühle. Er war unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Braden und in dieses Hotel gekommen. Das Anknüpfen freundschaftlicher Beziehungen, vor allem mit dieser Frau, vertrug sich nicht mit seinem Ehrgefühl. Im nächsten Moment holte er tief Luft und ordnete seine Gedanken. Er ging keine Freundschaft ein, sondern sorgte dafür, dass er etwas zu essen bekam.
„In Ordnung … Isabella. Die Abmachung gilt.“
„Hier entlang“, sagte sie und führte ihn zur Küche. Beim Eintreten drückte sie auf den Lichtschalter.
Sofort war der Raum in gleißende Helligkeit getaucht. Jack wurde erneut von der Erkenntnis überwältigt, wie schön diese Frau war. Sie hatte dichtes schwarzes Haar, das glatt an den Seiten und nach hinten herunterfiel. Ihre Augen waren braun, wie dunkler Karamell. Bei jedem Lächeln hoben sich ihre Brauen, was ihrem Gesicht einen schelmischen Ausdruck verlieh. Und sie war sehr schlank – beinahe mager. Als sie zum Kühlschrank ging, um die Zutaten für sein Sandwich zu holen, war er versucht, sie aufzufordern, für sich selbst auch ein Brot zu machen. Stattdessen ermahnte er sich, nicht zu vergessen, warum er hier war, und begann eine ruhige, aber zielgerichtete Befragung. Sein Vorgesetzter wäre stolz auf ihn gewesen.
„Vorhin haben Sie gesagt, sie seien bei einer Beerdigung gewesen. Ich hoffe, es ist niemand von Ihrer Familie gestorben.“
Ihre Körperhaltung wurde steif. Sie hörte auf, Mayonnaise auf das Brot zu schmieren. Als sie antwortete, verstand er sie nur mit Mühe.
„Doch. Es war ein Angehöriger.“
„Oh, das tut mir Leid.“
Sie griff noch einmal in den Kühlschrank, nahm eine Platte mit Aufschnitt heraus und wählte zwei hauchdünne Schinkenscheiben, die sie auf das Sandwich legte.
„Danke. Mögen Sie Käse?“ fragte sie.
Er wusste, sie versuchte, das Thema zu wechseln, aber er war noch nicht bereit, ihr den Gefallen zu tun.
„Ja, gern.“ Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er suchte nach einem Anknüpfungspunkt, wie er das Gespräch fortsetzen konnte. Dabei fiel ihm ein, was die Empfangsdame über das Hotel erzählt hatte. „Haben Sie schon immer in Montana gelebt?“
Sie nickte.
„Dieses Hotel ist wirklich beeindruckend. Hat Ihre Familie das Haus gebaut?“
Sie wandte sich zu ihm herum. „Nein. Abbott House ist sehr viel älter. Mein Vater hat es vor über dreißig Jahren gekauft. Seitdem befindet es sich im Besitz der Familie. Ich wurde hier geboren.“
„Tatsächlich?“
Sie nickte.
„Und jetzt treten Sie als Hotelmanagerin die Nachfolge Ihres Vaters an.“
Ihr Kinn zitterte. In diesem Moment hasste er sich selbst, weil er das falsche Spiel mit ihr weiterführte. Zu seiner großen Erleichterung antwortete sie freimütig. Aber ihre Stimme klang sehr leise.
„Das Hotel diente zum Nebenerwerb. Mein Vater war Arzt. Er, Onkel David und Onkel Jasper haben gemeinsam die White Mountain Fertility Clinic in Braden gegründet.“
Jack hakte sofort nach, als sie von ihrem Vater in der Vergangenheitsform sprach.
„Ihr Vater lebt nicht mehr?“
Isabella sog die Wangen ein und presste die Backenzähne in die Haut, um ihre Tränen zurückzuhalten. Sie musste lernen, ruhig über dieses Thema zu sprechen. Der Tod ihres Vaters war eine Tatsache, mit der sie von nun an zu leben hatte.
„Nein. Er ist vor etwas über einer Woche gestorben.“
„Das Begräbnis heute war also für ihn?“
Sie schüttelte den Kopf. Jetzt füllten sich ihre Augen doch mit Tränen. „Nein, heute haben wir Onkel Frank beerdigt. Er war im Urlaub. Jemand hat ihn ermordet.“ Sie machte einen kurzen Atemzug und drehte sich um.
„Das tut mir wirklich Leid“, sagte Jack. „Es muss schwer für Sie sein … so schnell hintereinander zwei Familienmitglieder zu verlieren.“
„Ja. Danke für Ihr Mitgefühl.“
Die anschließende Stille dauerte lange. Isabella belegte weiter das Brot. Er sah schweigend ihren geübten
Weitere Kostenlose Bücher