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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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Mädchen sanft hin und her, bis es sich beruhigte.
    Wenig später fuhr sie weiter. Ihr Kopf dröhnte, ihr Herz schlug bis zum Hals. Dass sie raste, merkte sie gar nicht. Sie blickte in den Rückspiegel. Jakob hat mal wieder die Zähne gefletscht, dachte sie.
    „Was meinst du, Kleines. Wollen wir heute Abend Onkel Jörg anrufen?“
    Katharina nickte und lächelte.

Kapitel 4
    München, 2. Oktober 2006
    Es war ein sonniger Tag; eine Frühlingsbrise streichelte seine Haut, und doch fühlte sich die Luft schwer wie Eisen an.
    Als Konstantin Kollmann am Abend die halbe Meile bis zum Kleinhesselohersee joggte, glaubte er, gegen die Last glücklicher Tage ankämpfen zu müssen, und er dachte unwillkürlich an das Sprichwort, nach dem nichts schwerer zu ertragen war als eine Reihe guter Tage.
    Vom Joggen heimgekehrt, riss er als Erstes den großen Umschlag auf, den er gestern mit der Morgenpost erhalten hatte. Außer den alten Prozessakten enthielt er eine Notiz mit Informationen, auf die er gewartet hatte. Zögernd löste er den Knoten der braunen Kordel und klappte den Aktendeckel auf.
    Sein Blick verdunkelte sich, als er die vor ihm liegenden Dokumente durchblätterte: Maryam Krasinski, ehelicher Sohn einer polnischen Landarbeiterin und eines deutschen Arbeiters, wurde im Alter von achtzehn Jahren am 16. Oktober 1944 hingerichtet. So stand es zumindest im Protokoll.
    Er zitterte plötzlich und hatte das verängstigte Kind vor Augen, das viele Jahre später – am Abend des 20. Juli 1971 – im Haus in der Ludwigsallee 25 in Aachen aus dem Schlaf gerissen worden war.
    Die Männer, die damals in das Haus seines Großvaters eingedrungen waren und den ehemaligen Richter auf bestialische Weise getötet hatten, waren zweifellos am Leben gewesen.
    Er hatte sich in jener mörderischen Nacht ihre Vornamen eingeprägt. Ihre Sprache hatte er nicht verstanden, ihre Namen schon. Dieses Wissen behielt er für sich. Auch in den darauffolgenden Tagen verharrte er während der polizeilichen Vernehmung in Schweigen. Schließlich gaben die ermittelnden Beamten auf und führten sein Verhalten auf das durchlebte Trauma zurück.
    Er wollte nicht, dass diese Männer gefasst wurden. Sie könnten gegenüber der Polizei die Schande erwähnen. Die Scham, versagt oder sich eine Blöße gegeben zu haben, diese quälende Empfindung wollte er mit niemandem teilen. Deshalb hatte er die Filmkassette aus dem Rekorder genommen und geschwiegen. Nur seiner Mutter vertraute er sich zwei Tage nach der Ermordung seines Großvaters an, und sie schworen einander, für immer zu schweigen. Jahre später begann er mit seinen Recherchen und beauftragte unzählige Detekteien im In- und Ausland mit der Suche nach den Männern und ihrem Anführer. Sie kosteten ihn ein Vermögen. Er selbst hatte die Polizeiakten eingesehen, Ermittlungsprotokolle gelesen und das Wesentliche notiert. Die Mörder seines Großvaters hatten Spuren hinterlassen: An dem Abend war das Wort Malinka gefallen. Er fand heraus, dass Malinka eine ehemalige polnische Widerstandsorganisation war und die Mörder ehemalige Mitglieder waren. Heute, fünfunddreißig Jahre später, wusste er, wo sich jeder Einzelne von ihnen aufhielt. Sogar den Anführer hatte eine Detektei ausfindig gemacht. Den, von dessen Hinrichtung diese Akte berichtete.
    Auf eine Menge Fragen hatte er Antworten gefunden, aber jede Antwort warf noch mehr Fragen auf, die ihm vorher nie in den Sinn gekommen wären, besonders seit die Erinnerungen ihm den Schlaf raubten und ihn zu dem machten, was er war: skrupellos und von einer Kälte, die ihn selbst erschreckte.
    Stets begleiteten ihn Erinnerungen an die unvergesslichen Abende, an denen er seinen Großvater besucht und mit ihm Rommé gespielt hatte, um seine Stärke, seine Schnelligkeit, überhaupt seine ganze Persönlichkeit mit ihm zu messen. Er lebte vom Lob und vom Beifall des Richters, wie die Nachbarn ihn nannten, dort draußen auf der Veranda hinter dem alten Haus.
    Der Großvater zeigte ihm nach dem Spiel die Kisten auf dem Dachboden, die zahlreiche Papiere enthielten, und erzählte ihm Geschichten von Menschen, die ihm ihr Leben verdankten. Dabei legte der alte Mann den Arm um seine Schulter. Er bemerkte die Anziehungskraft und die Grausamkeit dieser grauen Augen; eine primitive Geilheit, die den betörenden Duft der am Dachfenster wild emporrankenden Rosen vernichtete und den Mond zitternd schillern ließ, eine blasse Scheibe unten im Weiher.
    Er hatte die Lippen des Alten

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