EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
mit Rebu 12 in Deutschland fort. Ich lasse in Düsseldorf alles für Ihre Ankunft vorbereiten. Wir müssen sehr vorsichtig sein.“
Hún nickte und atmete erleichtert auf.
Faber dachte kurz nach. „Wen außer Dr. Hastings möchten Sie in Deutschland noch in Ihrem Team, Dr. Hún?“
Er lächelte verschwörerisch. „Ich hätte gerne Dr. Yàn Meí dabei. Sie ist die beste Assistentin, die ich jemals hatte.“
Faber errötete. „Sie vertrauen ihr?“
„Bedingungslos.“
„Was weiß sie?“
„Nur, dass wir eine Entdeckung gemacht haben … Nichts Genaues“, antwortete er zögerlich. Eine Notlüge. Yàn Meí wusste viel mehr, als er bereit war zuzugeben.
„Meinetwegen“, murmelte Faber. „Sagen Sie mir noch eins, Dr. Hún. Wie sind Sie auf Rebu 12 und seinen Wirkmechanismus gekommen?“
„Rebu 12 ist seinem Vorgänger vom chemischen Aufbau sehr ähnlich“, erklärte er. „Ursprünglich haben Dr. Hastings und ich überlegt, wie wir die Nebenwirkungen von Rebu 11 minimieren könnten. Ich habe mich an einen Kollegen aus Cambridge erinnert, der einmal bei einem von ihm entdeckten Säureblocker ein Randmolekül ausgetauscht und eine neue Substanz entdeckt hat. Er revolutionierte damit die Therapie der Magen-Darm-Ulzera. Genau das haben wir auch gemacht: Die chemische Struktur von Rebu 11 wurde geringfügig verändert, indem wir ein Randmolekül austauschten.“
Faber nickte. „Geringfügige Veränderung, große Wirkung! Unglaublich. Ich freue mich über Ihre Entscheidung, Dr. Hún Xìnrèn. Ihnen wird es in Deutschland an nichts fehlen.“
Plötzlich schrillte das Telefon, und Hún griff zum Hörer. Als er wenig später auflegte und sich Faber zuwandte, war er sichtlich erfreut. Er griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher an.
„Das wird Sie interessieren, Herr Faber.“
Eine attraktive CNN-Reporterin kommentierte gerade eine Meldung aus Stockholm. „In diesem Jahr teilen sich die US-Forscher Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak den Nobelpreis für Medizin und Physiologie zu gleichen Teilen. Die Arbeit der drei Forscher habe dem Verständnis der Zelle eine neue Dimension hinzugefügt, Licht auf Krankheitsmechanismen geworfen und die Entwicklung potenzieller neuer Therapien stimuliert, begründet das Nobelkomitee seine Entscheidung. Der Preis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen dotiert und wird traditionsgemäß am zehnten Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Stockholm verliehen.“
Hún Xìnrèn drückte die Off-Taste der Fernbedienung und lächelte geheimnisvoll. „Wir sind auf dem richtigen Weg, Herr Faber.“
Der nickte zustimmend.
In der Nacht wirbelten seltsame Traumbilder hinter Húns Lidern. Er glaubte das Wimmern eines Mannes zu hören. Barfuß und mit nacktem Oberkörper ging er die Treppe hinunter in den Wohnbereich. Er rechnete damit, in Panik zu verfallen, wartete auf den eisernen Griff in der Magengrube, die Atemnot, das Herzklopfen. Kalter Schweiß trat auf seine Stirn, und jede Faser seines Körpers war angespannt, alles in ihm war in Alarmbereitschaft. Er versuchte auszumachen, was in dem Zimmer vor sich ging. Im gläsernen Kamin glühte schwach ein Feuer, an den Fenstern hingen zartrosa Seidenvorhänge, mit denen der Wind spielte. Dann sah er sie. Seine Ehefrau Xingqiú saß auf dem Boden und streckte hilfesuchend die Arme nach ihm aus, während er im Hintergrund ein leises, böses Lachen vernahm. Neben ihr lag ein Blatt Papier. Er nahm das Blatt in die Hand und erkannte seine eigene Handschrift: Dieses Mal wird die alberne Xingqiú, diese Dummguckerin, dran glauben müssen, aber nur, wenn niemand mich dabei beobachtet. Xingqiú soll fallen.
Schweißgebadet wachte er auf, sein Herz raste. Auf dem Rücken liegend starrte er in die Dunkelheit und lauschte dem Regen, der gegen die Fenster peitschte, und der Stille, die ihn auf der Schlafcouch in seinem Büro neben dem Labortrakt umgab.
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TÖDLICHE PERFEKTION
Poesie der Macht
Thriller
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