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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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verfügen würde und Hún Xìnrèn und sein Team ihre Arbeit in den Laboratorien der Forschungsabteilung von Faber-Deutschland fortführen mussten. Robert wusste, dass er das Risiko einging, seinen Mitarbeiter zu verlieren. Hún Xìnrèns tiefe Verwurzelung mit seiner Heimat könnte zum Problem werden. Außerdem durfte er die asiatischen Konkurrenten nicht unterschätzen. Hún Xìnrèn und Hastings erhielten immer wieder lukrative Angebote.
    Er hatte die beiden Männer bei ihrer Arbeit beobachtet. Sie waren sehr beliebt, besonders Jonathan Hastings, den jeder beim Vornamen nannte. Seit der Trennung von seiner Frau trank er mehr als vorher und brauchte morgens länger, um in Gang zu kommen. Geschäftliche Besprechungen vor zehn Uhr blieben somit eine Ausnahme. Doch sobald Hastings sein Büro betrat, war er hochkonzentriert und brillant in seinen wissenschaftlichen Schlussfolgerungen. Er trug meist Jeans und Baumwollhemden mit weißen T-Shirts, Lederslipper, ein ausgebeultes Jackett und nie eine Krawatte: das typisch lockere Harvard-Outfit.
    Den sechsundvierzigjährigen Jonathan mit seinem dunkelblonden, gelockten Haar, das er seit seiner Trennung etwas länger trug, schätzte jeder auf Ende dreißig, was er insgeheim sehr genoss. Es war bekannt, dass er seit seiner Scheidung eine Menge Affären hatte, doch niemand in der Firma redete darüber, aus Respekt. Er galt wie Hún Xìnrèn in der eingeschworenen Gemeinde der Gentechniker als überragender und unbestechlicher Wissenschaftler und überschaute wie sein Kollege die weltweite Szene. Mit seiner Brillanz und seinem unkonventionellen Auftreten gelang es ihm regelmäßig, selbst die komplizierteste Materie um die DNA und ihre Proteingebilde für Laien anschaulich und begreifbar zu machen. Das beherrschte in der Welt der Genforscher kaum jemand.
    Hastings und Hún Xìnrèn wollten schon deshalb lieber unter sich bleiben, glaubte Robert zu wissen. Immer dann, wenn die Medien über eine neue Entwicklung aus den Faber-Laboratorien berichteten, drängten sie darauf, Hún Xìnrèns und Jonathan Hastings’ Meinung zu erfahren, obwohl Hún in letzter Zeit auf Anfragen zumeist gereizt reagierte. Mehr denn je verschanzte er sich in seinem Labor hinter der Versuchsreihe Rebu 12 und fand in der Nacht kein Ende.
    Der Regen warf inzwischen eine geschlossene Wasserfläche an die Scheibe, und Roberts Erinnerung glitt zurück zu einem der letzten Gespräche mit Hastings. Auch an jenem Tag hatte es in Strömen geregnet.
    „In den letzten Jahren haben wir die Erkenntnis gewonnen, dass der Mensch hundertzwanzig Jahre und älter werden kann.“ Der Amerikaner lächelte. „Schon jetzt steigt ja die Lebenserwartung jährlich um mehrere Wochen, und bei hundert Jahren soll noch lange nicht Schluss sein.“
    „Fit und kräftig noch als Greis?“, fragte Robert.
    „Die Lösung hätte ein kleines Wesen bringen können, das millionenfach in der Erde vorkommt, der Wurm C. Elegans. Das ideale Forschungsobjekt ist zwar nur einen Millimeter lang, aber für die Wissenschaft ist er der Wurm der Würmer. Seine Zellen sind genau bekannt, sein Erbgut entschlüsselt. Man hat herausgefunden, dass – obwohl er nur ein Wurm ist – rund zwei Drittel seines Erbguts identisch mit dem des Menschen sind.“
    „Sie sagten‚ hätte die Lösung bringen können, Dr. Hastings?“
    „Ja. Um das Geheimnis des Alterns zu lüften, haben meine Kollegen sein Erbgut manipuliert. Sie veränderten seine DNA so gezielt, dass der Wurm nicht nur sechsmal älter wurde, er blieb auch gesund und kräftig.“
    „Wie viel älter könnten wir werden, wenn wir das auf uns Menschen übertragen?“
    „Es gäbe fünfhundert Jahre alte Menschen unter uns“, antwortete Hastings lächelnd. „Aber ein Wurm ist eben kein Mensch. Was wir beim Altern beobachten, ist äußerlich. Wenn die Haut altert, wird sie faltig und runzlig. Altersflecken entstehen. Die Zellen der Haut können sich nicht mehr so gut erneuern. Die Zahl der gesunden Zellen wird reduziert. Dies liegt im Erbgut begründet, das sich im Laufe des Lebens verschlechtert. Schäden an der DNA sind daran schuld.“
    Hastings ging zur schwarzen Wandtafel, nahm ein Stück Kreide und zeichnete ein spiralförmiges Gebilde. „Wir haben uns die Form, den Aufbau und das Alter der DNA junger und alter Zellen angesehen und sie miteinander verglichen.“
    Robert betrachtete die seltsamen chemischen Formeln hinter dem DNA-Strang. „Das sieht furchtbar kompliziert aus“, stellte er

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