EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
kleinen Kreis. Ich habe Angst.“
„Warum? Du bist bei mir sicher.“
„Er zieht darunter einen kleinen Kreis. Er sagt, es ist das letzte und sechste Ritual: der Todeskreis.“ Sie bewegte sich auf dem Bett, ihre Abwehr verlor sich jetzt in Furcht und Elend. „Er sagt, ich werde in drei Tagen sterben.“
Kreiler lächelte und beugte sich näher zu ihr. „Sagt er: Quando a vida perde o seu sentido, a morte nao mais assustara? “
Sie umklammerte die Bettdecke. „Ja, und jetzt geht er weg. Ich höre ihn. Besteck klappert.“ Ihr Brustkorb hob und senkte sich. „Er wird mich töten, wie er meine Schwester getötet hat. Wie lange dauern drei Tage in seinem kranken Geist?“
Kreiler ignorierte ihre Frage. „Wen wird er töten?“
„Katharina“, sagte sie atemlos.
„Dann ist Anna die Schwester, die er bereits ermordet hat? Dann bist du Katharina? Bist du Katharina?“
„Ja, die bin ich.“
Kreiler konnte sein Glück kaum fassen.
Kapitel 38
München – Polizeipräsidium
„Können es nicht auch mehrere Täter gewesen sein, und nur einer von ihnen hat seine DNA hinterlassen?“, fragte van Cleef Robert Hirschau.
„Nein. Es ist ein Täter. Obwohl den Opfern unterschiedliche Verletzungen zugefügt wurden, bin ich mir absolut sicher. Ich bin durch die Krasinski-Akte darauf gestoßen. Sie waren alle Mitglied der Malinka, die sich während des Zweiten Weltkriegs dem Nazi-Regime widersetzt hat.“
Van Cleef hob die Augenbrauen. „Ich verstehe immer noch nicht.“
Hirschau nickte. „Einen Moment noch. Maryam Krasinski wurde am 13. Oktober 1944 von einem Nazi-Kriegsgericht wegen eines kleinen Delikts zum Tode verurteilt. Er hatte Kontakt zu Widerständlern aus der Malinka. Es gab damals einen Vorsitzenden Richter, der als besonders grausam verschrien war. Das Urteil wurde nicht vollstreckt. Stattdessen hat das Tribunal im Haus des Richters den damals achtzehnjährigen Maryam Krasinski gefoltert und vergewaltigt. Der Vorsitzende Richter Kollmann wurde nach Kriegsende als Richter weiterbeschäftigt. Und jetzt kommen wir zum Kern der Angelegenheit: Siebenundzwanzig Jahre später drangen vier ehemalige Mitglieder der Malinka in das Haus von Richter Kollmann ein und ermordeten am 21. Juli 1971 ihn und seine Übernachtungsgäste.“
„Die Mitglieder des Tribunals von 1944?“
„Ja. Es liegt der Verdacht nahe, dass Krasinski den Rachefeldzug anführte. Diese Männer, die ihn missbraucht hatten, wurden alle auf bestialische Weise umgebracht. Und jetzt halt dich fest. Die damalige Ermittlung verlief im Sande, aber die Spurensicherung war schon zu dieser Zeit fleißig und sicherte die DNA der Täter. Ich habe die Proben von 1971 mit denen der heutigen Opfer vergleichen lassen. Sie stimmen überein.“
Van Cleef nickte nachdenklich. „Das würde bedeuten, dass die Mörder fünfunddreißig Jahre nach ihrer Tat selbst einem Verbrechen zum Opfer fielen. Deine Schlussfolgerung war richtig. Das Motiv ist Rache. Wer aber ist der Rächer?“
Hirschau zuckte mit den Schultern. „Richter Kollmann und sein Gefolge wohl eher nicht.“
„Diese Psychopathen. Viele Juristen mit ähnlichen Ideologien waren nach Ende des Zweiten Weltkriegs weiter als Richter tätig“, bemerkte van Cleef.
„Ja. Aber bei Kollmann verhielt es sich anders. Jerec Salomon wies darauf hin, dass Kollmanns während des Dritten Reiches herausgegebenen Publikationen erst nach seiner Ermordung 1971 ans Tageslicht kamen. Daher konnte er nach dem Krieg ungehindert sein Amt fortführen.“
Van Cleef runzelte die Stirn. „Und was ist mit dem Zeugen, von dem du gesprochen hast?“
Hirschau berichtete ihm, was er in Erfahrung gebracht hatte. „Der Enkel. Kollmann hat ihn auch missbraucht und seine Perversionen auf Acht-Millimeter-Filmen festgehalten. In der Villa wurde umfangreiches Filmmaterial gefunden.“
Van Cleef war erschüttert. „Mein Gott, das ist grauenhaft.“
„Am Abend, als die Morde geschahen, war die Mutter des Jungen im Krankenhaus, um ihren Mann zu besuchen, der in der gleichen Nacht seiner Krebserkrankung erlag. Nachdem herauskam, was für ein Schwein ihr Schwiegervater war, nahm sie wieder ihren Mädchennamen an und zog mit dem Jungen weg.“
Van Cleef beschlich ein ungutes Gefühl. „Was wurde aus dem Kind?“
„Tut mir leid, das war meine vage Spur. Ich habe versucht, ihn ausfindig zu machen, aber er scheint spurlos verschwunden zu sein.“
„Lebt die Mutter überhaupt noch?“
„Nein, sie starb kurz nach dem Tod
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