EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)
weinen. „Mathi … Hilf mir. Ich darf nichts sagen“, schluchzte sie. „Sonst wird Bobby böse. Bitte, lass mich nicht allein.“
Mathilda nahm sie in den Arm und kuschelte sich an sie. „Komm, Schätzchen. Hier bist du sicher. Und morgen sehen wir weiter.“
„Ich möchte zu Mami und Papi. Ich will nicht mehr mit Bobby spielen.“
„Du brauchst nicht mehr mit ihm zu spielen. Wo ist Bobby, Katharina?“
„Er ist eben weg.“
„Wo ist er denn hin?“
Katharina zuckte mit den Schultern. „Er versteckt sich.“ Sie zeigte auf ihren kleinen Brustkorb.
„Meinst du, ich kann irgendwann mal mit ihm reden, Schätzchen?“
„Vielleicht.“
Nachdem sie das Mädchen ins Bett gebracht hatte, ging sie in die Küche und betrachtete nachdenklich die finsteren Kinderzeichnungen. Sie wählte eine aus, faltete sie sorgfältig zusammen und steckte sie in ihre Handtasche. Sie würde sie morgen Jörg Kreiler zeigen und ihn bitten, sie zu analysieren.
***
„Irgendwie spüre ich, meine kleine Katharina, dass da eine gewisse Spannung zwischen uns herrscht“, flüsterte Bobby ihr ins Ohr. „Was ist denn auf einmal? Willst du nicht mehr mit mir spielen? Hast du keine Lust mehr? Hast du Sehnsucht nach deiner Mami? Ist es das? Du hast sie lieber als mich. Stimmt’s?“
„Nein“, sagte Katharina mit piepsiger Stimme.
„O Lügnerin“, hauchte Bobby.
„Ich lüge nicht!“
Bobbys Augen wurden schmal wie Schlitze. „Lügnerin, du bist eine ganz schlimme Lügnerin. Du hast Jasper umgebracht.“
„21… 22 … 23 … 24 … 25 …“ Sie versteckte sich in der Schrankwand.
„Katharina, wo bist du? Ist ja komisch. Ich hätte schwören können … Mach mir die Tür auf. Ich vermisse dich, Katharina. Wo bist du? Ich suche nach dir. Ich bin es doch, Bobby.“
„Hör auf, Bobby, hör auf“, schluchzte sie.
„Ach, da bist du!“
„Du willst Mami weh tun, Bobby, tu Mami nicht weh.“
„Wieso nicht?“, zischte er und starrte das kleine Mädchen an.
„Sie ist meine Mami.“
„Ich dachte, ich bin dein Freund.“
„Bitte, Bobby“, flehte Katharina.
***
„Papi … Papi … Mami!“
Katharina wachte schreiend auf, und Mathilda eilte ins Gästezimmer. Im Halbdunkel sah sie die aufgerissenen Augen. Das Mädchen musste entsetzliche Angst haben.
„Ist schon gut, Kleines. Es war nur ein Traum. Komm, du darfst heute Nacht bei mir schlafen.“
„Es war kein Traum. Er hat ge-gesagt …“, schluchzte Katharina.
Mathilda nahm sie in den Arm. „Was hat er denn gesagt?“
„Mami ist … verrückt geworden.“
„Er lügt, Kleines. Dein Bobby ist ein Lügner. Mami ist nicht verrückt. Alles wird gut. Alles wird jetzt gut.“
Mathilda brachte sie ins Schlafzimmer, wo sie noch lange weinte.
Kapitel 37
Starnberg
Anna stellte die Einkaufstüten auf der Küchenanrichte ab und sah sich ihre Merkzettel auf der Pinnwand an.
„Erledigt, erledigt, erledigt“, sagte sie und warf die einzelnen Zettel in den Papierkorb. „Dazu habe ich keine Lust. Ach ja. Genau …“
Sie riss die Notiz von der Pinnwand, nahm ihr Handy und wählte eine Rufnummer.
„Praxis Dr. Kreiler“, meldete sich die Stimme am anderen Ende.
„Biggi, ich bin es, Anna Gavaldo.“
„Sie haben heute das Krankenhaus verlassen, ohne mir Bescheid zu sagen.“
„Ach wirklich? Nein, Biggi, ich habe die Klinik sehr früh verlassen und Ihnen einen Zettel auf den Tisch gelegt.“
Sie verschwieg, dass sie in Kreilers Zimmer gewesen war und die Videoaufzeichnungen ihrer Sitzungen mitgenommen hatte. Jörg hatte sie achtlos auf dem Schreibtisch liegenlassen, jeder hätte sie nehmen können. Vor einer halben Stunde hatte sie sie Benedikt van Cleef gegeben, der sie von Robert Hirschaus neuer Freundin Alexandra Cordes überprüfen lassen wollte. Sie vertraute Hamlet.
Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Leider muss ich alle geplanten Termine absagen, Biggi.“
„Das haben Sie schon getan.“
„Das habe ich schon getan? Wann denn? Dann muss ich wohl die Zettel vertauscht haben. Oje! Entschuldigung. Ich habe auch vergessen, Milch für Katharina zu kaufen. Dabei bin ich extra deswegen zu dem Laden zurückgefahren. Die ganze Zeit schreibe ich diese blöden Zettel, damit ich mich überhaupt noch an etwas erinnern kann.“
„Das geht vorbei, glauben Sie mir“, sagte Biggi etwas versöhnlicher.
„Gut zu wissen. Grüßen Sie Doktor Kreiler von mir. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen, Frau Gavaldo.“
Anna machte sich einen Espresso und
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