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EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition)

Titel: EISKALTER SCHLAF: Poesie des Bösen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
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der mit einem Mal erkannte, wer vor ihm stand.
    „ Pami ę tasz? Erinnerst du dich … Großvater?“ Seine Augen glitzerten. Der Hauch eines Lächelns huschte über sein Gesicht.
    Wenig später – im Wohnzimmer des alten Mannes – konnte er kaum klar denken, und sein Verstand wurde überflutet von Fragen. Spieglein, Spieglein an der Wand! Wer ist der Schönste…? Nein, das war das falsche Märchen. Vielleicht der verlorene Sohn? Und da sind viele Jahre hingegangen, und der alte König hat fort und fort getrauert über den verlorenen Sohn, den er im ganzen Walde furchtlos suchen ließ.
    „Es tut mir leid, dass wir keine Gelegenheit haben werden, uns näher kennenzulernen“, sagte der Pole. „Ich halte alle auf Abstand.“ Er machte eine Kunstpause. „Besonders, wenn ich mich zu jemandem hingezogen fühle.“
    Er sah, wie der Alte angestrengt in seinem Gesicht las, während er sich ihm offenbarte, und erkannte in den Augen jenes allgewaltige Gemisch aus Mitleid und Zorn, das auch er selbst in sich wachzurufen vermochte.
    Er beschrieb seinem Großvater den Weg, den er bis zu diesem Haus gegangen war. Er erwähnte auch den Weg seiner Großmutter und seiner Mutter und die vielen Morde, die er beging, als er als Held zu Lande, zu Wasser und in der Luft die Welt durchwandert hatte. Er schilderte dem alten Mann, wie seine Mutter im Armenhaus starb und wie er als Kind von mächtigen Zauberern, von blutrünstigen Ungeheuern und von bösen Hexen in Heimen, Pflegefamilien und Gefängnissen verfolgt worden war und dass kein Retter und keine gute Fee zur Stelle waren. Und er erzählte Maryam Krasinski, dass er den Auftrag hatte, auch ihn zu töten.
    Der Alte kniff die Augen zusammen und musterte ihn mit stechendem Blick. Das war nichts, was auf eine Regung hindeutete.
    „Ich habe kein Gefühl, Großvater. Ich bin ein Killer. All das, was ich als Kind nach dem Tod meiner Mutter aufgebaut hatte, wurde innerhalb von ein, zwei Jahren zunichtegemacht, in den Heimen, in den Pflegefamilien, im Gefängnis. Schließlich habe ich erkannt, dass es keinen Sinn hat, Wurzeln zu schlagen.“
    Maryam Krasinski neigte kurz seinen Kopf nach beiden Seiten, als wöge er seine Worte ab. Er wusste, er war seinem Enkel eine Antwort schuldig, ergriff seine Hand und erzählte ihm nun seine eigene Geschichte.
    „Nichts macht mir Angst, auch du nicht. Als Junge musste ich ertragen, wie sie mich gedemütigt, gequält, missbraucht und gefoltert haben, nur weil ich Brot stahl. Man hat mir am 15. Oktober 1944 alles genommen, was ich hatte, deine Großmutter und das kleine Baby auf ihrem Schoß, deine Mutter. Und sie nahmen mir meine Würde. Ich habe deine Mutter das letzte Mal im Gerichtssaal gesehen. Nach dem Krieg habe ich versucht, euch zu finden, aber es gab keine einzige Spur, die mich zu euch führen konnte. Alles war zerstört. Später wurde ich gezwungen, weiter umherzuziehen. Doch du, mein Junge, du könntest dir noch immer etwas aufbauen, das von Dauer ist. Warum gehst du nicht nach Moskau zurück und findest dort deinen Frieden?“
    „Frieden! Den gibt es für mich nicht. Meinen Frieden finde ich nur im Töten. Ich bin dazu verdammt, auf ewig ruhelos zu sein. Doch du bist ein Teil von mir“, antwortete er und sah Krasinski eindringlich an.
    Krasinski holte tief Luft, streckte seine Hand aus und legte die Finger um die seines Enkels. „Ich schätze also, es war kein Zufall, dass du deine Aufträge zu Ende ausgeführt hast, um an deinem letzten Abend Zeit mit mir zu verbringen“, stellte er fest.
    Der Pole nickte.
    „Fahr zurück nach Moskau, mein Junge.“
    „Sprich bitte polnisch mit mir, Großvater. Ich habe meine Muttersprache nicht verlernt, obwohl ich in Moskau lebe.“
    „Ty jeste ś gotowy . ”
    Der Pole lächelte. Mütterchen Russland! Sein Großvater hatte recht. Er war so weit. „Ja, jestem gotowy ”, sagte er.
    Ja, ich fahre zurück, dachte er. Doch vorher …

Kapitel 40
    München
    Kreiler beobachtete, wie Annas Brust sich hob und senkte. Noch immer lag sie in tiefer Trance auf seinem Bett im Schlafzimmer. Sie war komplett weggetreten und hatte auf seine Berührungen nicht reagiert. Irgendetwas sagte ihm, dass sie sich gegen ihn auflehnte.
    „Ich habe den Mann getötet. In der Badewanne. Du hast mich durch deine Träume wissen lassen, dass du es genau so haben wolltest, Anna. Erinnerst du dich? Du hast es in Italien geträumt. Und ich wollte, dass du dich an dem Abend ordentlich mit Blut vollschmierst. Ich dachte, es

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