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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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gar nicht reingekommen.“ Er deutete hinter sich. „Hinter der Tür lagen etliche Pakete. Evers ... also ... irgendjemand ... muss sie da hingeworfen haben. Wir sind durchs Rolltor rein und haben sie weggeräumt. Ja, und dann haben wir ihn gesehen.“
    „Wer ist wir?“
    „Ich und ... ein Mitarbeiter. Carlos Rodriguez.“
    „Wo ist der Mann?“
    „Drüben. In der Produktion. Soll ich ihn holen lassen?“
    „Später. Haben Sie außer den Kartons irgendetwas verändert?“
    Brütt schüttelte den Kopf.
    „Können Sie sich vorstellen, wer Herrn Evers in der Halle eingesperrt hat?“
    Der Geschäftsführer zögerte, dann schüttelte er wieder seinen Kopf. „Nicht im Entferntesten. Betriebsrat Evers ist ... war ... bei allen gut angesehen.“
    Hauptkommissar Röverkamp nickte, als hätte er diese Antwort erwartet. Gern hätte er die Halle verlassen, denn die Kälte hatte sich mittlerweile durch Mark und Bein gefressen und schien seine Körperfunktionen zunehmend zu lähmen. Die Zeitangabe des Geschäftsführers erschien ihm übertrieben. Ihm war, als könnte er diese Temperaturen nicht mal eine Stunde überleben. Aber der Tatort – wenn es denn einer war – musste vollständig erfasst werden. Sie mussten alles gesehen haben, bevor sie das Feld den Kollegen des Erkennungsdienstes überlassen konnten. In diesem Augenblick beneidete er den Arzt, der seine Sachen zusammenpackte und sich verabschiedete. Auch dafür, dass es nicht zu seinen Aufgaben gehörte, Angehörige zu benachrichtigen.
    Röverkamp wandte sich an Brütt. „Wo ist der Notausgang?“
    Nachdem der Geschäftsführer ihnen die Tür und ihren Mechanismus gezeigt hatte, konnten sie endlich die Halle verlassen. Glücklicherweise waren keine weiteren Zeugen im Kühlhaus zu befragen. Den Arbeiter, der zusammen mit Brütt die Leiche gefunden hatte, würden sie in einem Büroraum der Firma vernehmen. Angenehme Sonnenwärme empfing sie draußen, dennoch wich die Kälte nicht aus ihren Gliedern.
    Marie Janssen nahm ihrem Kollegen die unvermeidliche Frage ab. „Wir müssen die Angehörigen benachrichtigen. Können Sie uns Namen und Adresse geben?“ Brütt schüttelte den Kopf. „Evers lebt ... lebte allein. Soweit ich weiß, hat er keine Familie in Cuxhaven. Die Eltern leben im Ruhrgebiet. Ich kann die Adresse aber für Sie heraussuchen.“
    Die Kommissarin und ihr Kollege nickten, ohne ihre Erleichterung darüber zu zeigen, dass ihnen dieser Gang erspart blieb. „Dann rufen Sie bitte jetzt Ihren Mitarbeiter“, sagte Röverkamp.

    Carlos Rodriguez konnte ebenso wenig zur Aufklärung des Todesfalles beitragen wie Geschäftsführer Brütt. Alles, was der Hauptkommissar und seine Kollegin den Äußerungen des Zeugen entnehmen konnten, war, dass Evers wohl schon gegen Abend das Kühlhaus aufgesucht hatte.
    „Was war eigentlich gestern Morgen hier am Werkstor los?“, fragte Marie, nachdem sie Rodriguez’ Aussage aufgenommen hatte.
    Sichtlich überrascht sah er sie an und öffnete den Mund. Wahrscheinlich willst du fragen, woher ich das weiß. Marie lächelte entwaffnend. „Ich kam zufällig vorbei. Es ging ziemlich hoch her.“
    „Ach das.“ Rodriguez machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es gab ein bisschen Aufregung. Wegen der Schließung.“
    „Nur ein bisschen? Immerhin steht Ihre Zukunft und die Ihrer Kollegen auf dem Spiel.“
    Der Arbeiter knetete seine Hände. „Da kann man wohl nichts machen.“
    „Aber so schicksalsergeben sind doch bestimmt nicht alle Betroffenen. Auf mich hat das gestern wie eine sehr lautstarke Auseinandersetzung gewirkt. Worum ging es dabei, Herr Rodriguez?“
    Der Arbeiter hob die Schultern. „Einige sind immer etwas laut. Aber das beeindruckt sowieso keinen von denen.“
    „Wen meinen Sie damit?“
    „Die von der Bank.“
    „War denn jemand von der Bank da?“
    Rodriguez schüttelte den Kopf. „Von denen war noch nie einer da.“
    Marie sah ihren Chef fragend an. Der schüttelte unmerklich den Kopf.
    „Danke, Herr Rodriguez. Das war’s. Im Augenblick jedenfalls. Eventuell müssen wir Sie später noch einmal sprechen.“
    Auf dem Weg zu seinem Auto fror Hauptkommissar Röverkamp noch immer. Auch Marie, die den geliehenen Parka im Büro wieder abgegeben hatte, fröstelte trotz der sommerlichen Wärme.
    „Ich brauche jetzt was Warmes“, murmelte der Hauptkommissar. „Außerdem habe ich noch nicht gefrühstückt.“
    „Dann lass uns zum Stadtcafé Itjen fahren. Das ist nicht weit und da gibt’s garantiert

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