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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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Chocolattino servierte, verstummte das Gespräch. Marie und Röverkamp griffen zu den heißen Getränken, kaum dass sie vor ihnen standen.
    „Das tut gut“, seufzte Marie. „Wärmt bis in die Fußspitzen.“ Dann beugte sie sich vor und flüsterte: „Schau dich mal unauffällig um. Wie die alle glotzen. Die halten uns wahrscheinlich für abartig.“
    Röverkamp warf einen Blick in die Runde und grinste, als ob ihm ein Streich gelungen wäre.

    *

    „Ihr werdet erwartet!“, rief die uniformierte Kollegin, mit der sich Marie gelegentlich zu gemeinsamen Fahrradtouren verabredete, als sie die Wache im Polizeigebäude passierten. Auf Maries fragenden Blick deutete sie mit dem Daumen aufwärts. „Die Herren sind schon oben. Staatsanwalt Krebsfänger und Begleitung.“
    Röverkamp verzog das Gesicht. „Was will der denn schon wieder hier?“
    Ohne Eile stiegen sie die Treppe hinauf. Mit jeder Stufe war die Stimme des Staatsanwalts deutlicher zu vernehmen. Offenbar hielt er auf dem Flur einen Vortrag. Über Organisationsentwicklung in seiner Behörde.
    Röverkamp erkannte den einsamen Zuhörer zuerst. „Krebsfänger übernehme ich“, raunte er Marie zu. „Du kannst dich um den anderen kümmern.“
    Als sie den anderen Besucher erkannte, war es zu spät, um der Begegnung auszuweichen. Während ihr Kollege den Staatsanwalt, der den Hauptkommissar auffallend höflich und freundlich begrüßte, sie dagegen schlicht übersehen hatte, ins Besprechungszimmer komplimentierte, stellte sich der junge Mann vor: „Guten Tag, Frau Janssen. Mein Name ist Felix Dorn. Ich bin Redakteur bei den Cuxhavener Nachrichten und würde gern mit Ihnen sprechen.“
    Marie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie sagte sich, dass es dafür überhaupt keinen Grund gab, und bemühte sich, möglichst geschäftsmäßig zu klingen. „Wenn Sie mir bitte folgen wollen. Wir gehen in unser Büro.“

7
    Trotz der eisigen Kälte gerieten Jan und seine Kameraden rasch ins Schwitzen. Zum Glück hatte der Schneefall nachgelassen, so dass sie mit der Räumarbeit zügig vorankamen. Sie hatten bereits einen Gang von der Haustür bis zum Hoftor und zu den Stallungen freigeschaufelt, als Clasen auftauchte. In der Hand trug er eine Lötlampe.
    „Ich brauche mal einen von euch. Im hinteren Stall ist die Wasserleitung eingefroren. Wir müssen sie auftauen.“ Sven stieß seine Schaufel in einen Schneehaufen. „Ich komme mit.“
    Die beiden verschwanden, und Jan und Hendrik nahmen ihre Arbeit wieder auf.
    Als Sven nach einer halben Stunde zurückkehrte, hob er den Daumen. „Das Wasser läuft wieder. Clasen hat noch zu tun. Ist in einer Stunde fertig. Wenn wir bis dahin den Schnee vor dem Scheunentor weggeräumt haben, bringt er uns ins Dorf.“
    Schweigend arbeiteten die jungen Männer weiter. Einmal trat Susanne vor die Tür und warf ihnen einen schwer zu deutenden Blick zu. Bevor Jan sich entschieden hatte, sie zu begrüßen, war sie wieder verschwunden. Er verspürte einen Stich in seinem Inneren, wusste aber nicht, wie er mit seinen widerstreitenden Gefühlen umgehen sollte. Also stieß er die Schaufel tief in den Schnee und arbeitete sich mit aller Kraft durch die weißen Massen.
    Es dauerte eine Weile. bis er bemerkte, dass er allein auf dem Hof gegen den Schnee ankämpfte. Er hielt inne und sah sich um. Sven und Hendrik waren nirgends zu sehen. Zögernd zuerst, doch dann mit zunehmender Entschlossenheit, setzte er seine Arbeit fort, während die Bilder der vergangenen Nacht weiter in seinem Kopf kreisten.
    Gerochen hatte er es schon seit Minuten, aber erst nach einiger Zeit erreichte die Botschaft sein Bewusstsein. Er stützte sich auf die Schaufel und reckte den Kopf schnuppernd in die Höhe. Riecht irgendwie verbrannt.
    Er erinnerte sich an das Kaminfeuer in Clasens Wohnstube. Wahrscheinlich heizt jemand den Kamin an. Jan wandte sich wieder seiner Arbeit und seinen durcheinanderwirbelnden Gedanken zu. Irgendwann beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Erneut sah er sich um. Seine Kameraden blieben verschwunden. Der Rauch aus dem Kamin wehte über den Hof und ballte sich dunkel über dem Stallgebäude zusammen.
    Jan stieß die Schaufel in einen Schneehaufen und stapfte in Richtung Haus, egal ob er Susanne jetzt begegnen würde oder nicht. Langsam könnten die anderen wieder mithelfen. Suchend wanderte sein Blick über den Hof. Und plötzlich erkannte er seinen Irrtum. Der Rauch stammte nicht aus dem Kamin, sondern quoll aus dem Stallgebäude

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