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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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hervor.
    Hastig stürzte er ins Haus.
    „Hendrik! Sven! Susanne!“
    Niemand antwortete, und Jan begann, nacheinander alle Türen aufzureißen. Nirgends waren das Mädchen oder seine Kameraden zu entdecken. Aufsteigende Panik ließ ihn aus Leibeskräften schreien. „Es brennt! Hendrik! Sven! Susanne! Der Stall brennt!“
    Als er die steile Treppe hinaufstürzte, vernahm er plötzlich Stimmen.
    „Hör dir den an.“ Hendrik kicherte. „Der will uns verarschen.“ Sven keuchte, Susanne stöhnte.
    Jan riss die Tür zum Schlafzimmer auf und erstarrte angesichts des Anblicks, den das Trio bot.
    „Es brennt!“, stieß er tonlos hervor. „Der Stall ...“
    Dreifaches Gelächter war die Antwort. „Wir kommen gleich!“, schnaufte Sven, und Hendrik brach in hemmungsloses Kichern aus. Susanne, die sich über Sven bewegte, warf Jan einen herausfordernden Blick zu.
    Er schlug die Tür zu und stolperte nach unten. Wie in Trance durchquerte er den Flur und stürzte ins Freie.
    Clasen kam ihm atemlos entgegen. „Der Rinderstall brennt!“, keuchte er und zerrte einen Schlauch hinter sich her. „Schließ den da drüben an!“, rief er und deutete auf einen Außenhahn am Wohnhaus. „Ich stelle das Wasser an.“
    Er ließ das lose Ende fallen und stürzte zurück zum Stall. „Ich muss mich um die Tiere kümmern!“, schrie er über die Schulter. „Susanne soll die Feuerwehr anrufen!“
    Mit fliegenden Fingern schraubte Jan das Anschlussstück an den Wasserhahn und öffnete das Ventil. Unschlüssig starrte er auf die Stalltür, hinter der Clasen verschwunden war. Sollte er ihm folgen? Oder sollte er noch einmal versuchen, die anderen zu Hilfe zu holen? Als plötzlich Flammen am Dachfirst des Stallgebäudes züngelten, rannte er ins Haus. Im Flur fand er das Telefon auf einer Kommode, nahm den Hörer ab und wählte die 112.
    Nachdem er aufgelegt hatte, hörte er oben Türen klappen. Er wollte rufen, brachte aber nichts heraus. In hilfloser Wut begann er, mit den Fäusten auf die Kommode zu hämmern.
    Dann erschien Hendrik auf der Treppe. Aufreizend langsam kam er Stufe für Stufe herab, während er an seinem Gürtel nestelte. „Was ist los? Warum machst du so einen Wind? Es brennt doch nicht wirklich. Oder?“ Der Gesichtsausdruck seines Kameraden schien ihn zu verunsichern. „Oder?“, wiederholte er.
    Jan nickte schwach. „Ja, doch. Der Rinderstall brennt. Clasen ist ...“
    Hendriks Stimme dröhnte durch Haus. „Susanne! Sven!“
    Kurz darauf stürzten die Männer aus dem Haus und starrten entsetzt auf das brennende Gebäude. Susanne folgte ihnen Sekunden später. Aus dem Dach des Rinderstalls schlugen Flammen. Schwarzer Rauch quoll aus der offenen Tür, und in den Ohren schmerzte das Gebrüll verängstigter Rinder.
    „Wo ist Vater?“ Susannes Stimme drohte überzukippen.
    Jan deutete in Richtung Stall. „Ich nehme an, er will das Vieh retten.“ Susanne rannte los, ohne sich um seine warnenden Rufe zu kümmern.
    Er setzte sich so hastig in Bewegung, dass er auf dem glatten Schnee fast gestürzt wäre. Stolpernd und rutschend erreichte er die Stalltür, doch der beißende Qualm verschlug ihm den Atem. Verzweifelt rief er nach Susanne. Im nächsten Augenblick taumelte sie ihm entgegen, das Gesicht voller Ruß, hustend und nach Luft ringend. „Mein Vater! Er ist noch da drin!“
    Jan wollte sich an ihr vorbeidrängen. Doch zwei kräftige Arme rissen ihn zurück. Hendrik hielt ihm an den Schultern fest. „Das hat keinen Zweck. Das überlebst du nicht.“
    „Aber ihr Vater!“ Jan deutete auf Susanne und dann auf das brennende Gebäude.
    „Es gibt bestimmt einen anderen Ausgang.“
    Jan wandte sich Susanne zu. Sie hustete und würgte und wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Alles, was Jan aus ihrem unartikulierten Schluchzen heraushörte, war, dass sich die anderen Türen nicht öffnen ließen, weil der Sturm den Schnee bis unter das Dach aufgehäuft hatte.
    Voller Angst und Entsetzen flog sein Blick zwischen ihr und dem brennenden Gebäude hin und her. Würde Claas Clasen mitsamt seinen Tieren bei lebendigem Leibe verbrennen?

    *

    „Ist er schon wieder weg?“ Konrad Röverkamp steckte den Kopf durch den Türspalt. Marie nickte stumm. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. „Und? Wie war’s?“
    „Herr Dorn wollte sich über den Fall Evers erkundigen. Im Gegenzug hat er uns ein paar interessante Informationen mitgebracht.“
    „Herr Dorn?“ Röverkamp ließ sich auf seinem Schreibtischstuhl

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