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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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zu Ende gehen. Bei der gegenwärtigen Hitze verspürte sie wenig Lust, den Abend in ihrer aufgeheizten Dachgeschosswohnung zu verbringen. Am liebsten würde sie ans Meer fahren und sich in die kühlen Fluten stürzen. Und anschließend bei einem frischen Salat den Blick auf die Wesermündung und die vorbeiziehenden Schiffe genießen. Sie dachte daran, wie schön es wäre, dies gemeinsam mit Konrad zu tun. Schade, dass unsere Arbeitszeiten so selten zueinanderpassen. Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, ob wir uns zutrauen, zusammenzuleben. Eigentlich müsste dann alles viel einfacher sein. Andererseits möchte ich auf meine Unabhängigkeit nicht verzichten. Bis jetzt ist alles so herrlich unkompliziert. Wir sehen uns, wenn wir Lust dazu haben, aber es gibt keine Verpflichtungen. Keiner muss auf alltägliche Macken des andern Rücksicht nehmen.
    Sie seufzte innerlich. Warum bin ich nur so unentschlossen?
    Nach dem Eingriff verließ der Chirurg den Operationssaal mit einem freundlichen Abschiedsgruß. Sabine und die OP-Schwestern blieben, bis die Patientin so weit zu sich gekommen war, dass sie ihn vom Beatmungsschlauch befreien konnte. Bis sie wieder allein atmen konnte und einigermaßen ansprechbar sein würde, stand sie im Aufwachraum unter Beobachtung. Dann würde eine Schwester oder ein Pfleger sie wieder auf die Station bringen.
    Bevor Sabine die Klinik verlassen konnte, musste sie noch einmal nach ihr sehen, um sich zu vergewissern, dass sie die Narkose gut überstanden hatte. Sie lächelte unwillkürlich, als sie daran dachte, wie sie bei einer solchen Gelegenheit mit Konrad Röverkamp ins Gespräch gekommen war.

12
    Die ersten zwei- oder dreihundert Meter außerhalb des Hofes ließen sie ziemlich zügig hinter sich, obwohl es bergauf ging. Das grobe Profil der großen Räder fraß sich gleichmäßig durch den Schnee. Hin und wieder wurden die Vorderräder angehoben, wenn der Trecker zu viel Schnee zusammengeschoben hatte. Dann drehten die Räder durch und Hendrik musste zurücksetzen, um den Widerstand mit Schwung zu brechen. Noch war der Weg an den Bäumen zu erkennen, die ihn auf einer Seite säumten. Hendrik hoffte, dass sie auf diese Weise bis zum Dorf geführt würden.
    Der Versuch, sich bei Susanne zu vergewissern, ob sie auf dem richtigen Weg waren, blieb ohne Erfolg. Sie schüttelte den Kopf, als würde sie die Frage nicht verstehen, und ließ sich keine Antwort entlocken.
    Sie fuhren eine Anhöhe hinauf und die Schneedecke wurde immer dünner. Und dann erreichten sie einen Abschnitt, der von dichten Hecken gesäumt war. Hier lag der Schnee höchstens einen halben Meter hoch, wohl weil der Wind nicht so viel hatte anhäufen können. Hendrik legte einen höheren Gang ein und beschleunigte.
    „Wenn das so weitergeht“, rief er, „sind wir in einer halben Stunde im Dorf!“
    Jan nickte stumm. Er hatte einen Arm um Susanne gelegt, mit der freien Hand klammerte er sich am Geländer der Sitzfläche fest. Den Optimismus seines Kameraden teilte er nicht. Denn er erinnerte sich daran, dass von einer Senke die Rede gewesen war, die auf dem Weg zum Dorf durchquert werden musste. Dort konnte der Sturm leicht zwei Meter Schnee aufgehäuft haben. Und dann war selbst mit dem Hanomag kein Durchkommen mehr.
    Doch ihre Fahrt nahm ein jähes Ende, noch bevor sie das Hindernis erreichten.
    Hendrik hatte schon seit einigen Minuten das Gefühl, dass der Motor nicht mehr so recht reagierte, wenn er auf das Gaspedal trat. Und nun fing die Maschine plötzlich an zu stottern, hustete ein paarmal, und dann herrschte plötzlich Stille.
    „Was ist los?“ Jan löste seinen steifen Arm von Susanne und sah seinen Kameraden ratlos an. Der hob die Schultern. „Keine Ahnung. Sprit ist genug im Tank. Habe ich extra vorher kontrolliert. War fast voll. Ich schaue aber noch mal nach.“
    Er kletterte aus dem Fahrersitz und schraubte den Tankdeckel auf. Offenbar konnte er nichts erkennen, denn er sah sich suchend um. Dann stiefelte er zu einem der Sträucher, brach einen Ast ab und kehrte zum Trecker zurück. Vorsichtig tauchte er den Ast in den Tank. Mit ungläubigem Ausdruck zog er ihn zurück. Und plötzlich spielte seine Miene die Erkenntnis wider, die ihn in dem Augenblick überfallen hatte. Mit der flachen Hand schlug er sich gegen die Stirn.
    „Verfluchte Scheiße. Das verdammte Dieselöl ist dickflüssig geworden. Es ist zu kalt. Clasen hat kein Benzin untergemischt, um den Dieseltreibstoff flüssig zu

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