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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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Umgebung wäre schön. Ich weiß nur nicht ...“
    Felix strich über ihre Hand. „Ich wüsste einen schönen Platz.“
    „Aber nicht auf einem Boot“, stieß sie hervor.
    „Um Gottes willen.“ Felix lachte verhalten. „Schwankende Schiffsbohlen betrete ich höchst ungern. Nein, ich denke eher an einen Ort, an dem man festen Boden unter den Füßen und trotzdem das Meer in seiner Nähe hat.“
    „Einen Strand?“ Marie klang skeptisch. „Die Strände sind doch ziemlich voll. Und laut ist es da jetzt auch.“
    „Stimmt“, nickte Felix. „Also entfernen wir uns vom Strand. Bleiben aber am Wasser.“
    Allmählich fand Marie Gefallen an dem Ratespiel. „Dann müssten wir ins Watt gehen. Meinst du das?“
    „Ziemlich heiß“, grinste ihr Gegenüber. „Im doppelten Sinn des Wortes. Du bist ganz dicht dran. Aber für eine Wattwanderung ist es eigentlich zu warm.“
    „Du willst doch nicht etwa mit mir einen Wattwagen besteigen?“ Die Vorstellung belustigte Marie. Mühsam unterdrückte sie einen Lachanfall.
    Vorsichtig sah Felix sich um. Als befürchte er unerwünschte Zuhörer. Dann senkte er die Stimme. „Ich werde es nicht weitersagen. Aber verrätst du mir, wann du zum letzten Mal mit einem Wattwagen gefahren bist?“
    „Noch nie!“, platzte Marie heraus. „Und du?“
    „Ich auch nicht.“ Felix flüsterte jetzt betont konspirativ. „Also wird es doch eigentlich Zeit. Das muss man mal erlebt haben. Und warum sollten wir damit bis zum Rentenalter warten?“
    „Du meinst wirklich ...?“
    „... einen Ausflug mit dem Wattwagen nach Neuwerk. Auf der Insel suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen und genießen die frische Meeresluft. Was hältst du davon?“
    „Ich weiß nicht ... irgendwie ist das doch voll ...“
    „... peinlich?“
    Marie nickte, obwohl sie insgeheim schon mit dem Gedanken spielte, den Vorschlag gut zu finden.
    „Du könntest ja“, schlug Felix vor, „im Rahmen von Ermittlungen auf der Insel nach einem Täter oder zumindest nach Spuren suchen. Und ich könnte Eindrücke für eine Reportage sammeln. Wattwagen und Neuwerk gehören sowieso einmal im Jahr ins Blatt. Also machen wir gemeinsam eine Dienstreise.“
    Sie stellte sich das Gesicht von Kriminaloberrat Christiansen vor, wenn sie einen Antrag auf eine dienstliche Wattwagenfahrt einreichen würde, und musste lachen. „Also gut. Du hast mich überzeugt. Ich bekomme allerdings weder Urlaub noch eine Dienstreisegenehmigung.“
    „Dann verzichte ich auch auf die Reportage. Privat ist so eine Fahrt sowieso viel schöner. Also am Wochenende? Darf ich mich darum kümmern?“
    „Ja gerne, wenn du die Zeit dazu hast. Vielleicht ist es ja ganz lustig. Ich kann allerdings nur am Samstag. Am Sonntag bin ich mit meinen Eltern verabredet.“
    „Bestimmt wird es lustig!“ Er hob sein Glas, um mit Marie anzustoßen.
    Sie sah in seine Augen und fragte sich, warum sie sich plötzlich auf so etwas Abgefahrenes wie eine Wattwagenfahrt freute. Dann erinnerte sie sich an ihr Anliegen. „Ich hätte noch eine Bitte, Felix. Im Zusammenhang mit unserem aktuellen Fall.“
    „Schieß los! Kann ich euch irgendwie helfen?“
    Marie stellte ihr leeres Glas ab und schob es zur Seite. „Ja. Und zwar mit einem kritischen Artikel über die erfolglose Ermittlungsarbeit der Cuxhavener Kriminalpolizei.“
    „Wie bitte?“ Felix’ Miene spiegelte Verblüffung und Ungläubigkeit. „Das musst du mir erklären.“
    „Gern.“ Mit wenigen Worten berichtete Marie von Röverkamps Idee.
    „Nicht schlecht“, kommentierte Felix schließlich. „Wäre doch cool, wenn ihr auf diesem Weg an Informationen kommt, die euch auf die Spur des Täters führen. Die Idee muss natürlich von mir kommen. Dass ihr dahintersteckt, darf niemand erfahren.“
    „Betrachte sie als Anregung“, schlug Marie vor. „Und jetzt möchte ich noch was zu trinken.“
    Als Felix der Bedienung winkte, setzte Musik ein. Sie hatten die Gruppe nicht bemerkt, die während ihrer Unterhaltung ihre Instrumente aufgebaut hatte.

    *

    „Wissen Sie eigentlich, wie alt ich bin, junger Mann?“ Die alte Frau auf der Bank winkte ihm zu, als er sie grüßte. Anschließend bedeutete sie ihm eindringlich, näher heranzukommen. Anfangs hatte er immer versucht, ihre Zeichen zu übersehen. Doch dann war sie aufgesprungen und ihm nachgelaufen, um stets dieselbe Frage nach ihrem Alter zu stellen. Damit hatte er nicht gerechnet, denn sie wirkte wie jemand, der sich nur mühsam bewegen konnte. Außerdem stand

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