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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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froh, dass es keine Komplikationen gegeben hatte, denn ein wenig plagte sie ihr Gewissen, weil sie eigenmächtig entschieden hatte, sich allein um den Fall zu kümmern.
    Noch immer war es in den Räumen der Polizeiinspektion heiß und stickig. Inzwischen half auch das Lüften kaum noch. Marie nahm hin und wieder einen Schluck Wasser aus der Flasche, die sie mit ins Büro gebracht hatte. Konrad Röverkamp hatte dankend abgelehnt und sich Bier geholt. Marie war entsetzt gewesen, hatte dann aber erkannt, dass es sich um alkoholfreies handelte, und war erleichtert.
    Konrad Röverkamp sah auf die Uhr. „Die Zeit verrinnt, und wir tappen noch immer im Dunkeln. Langsam macht mich das nervös.“
    Marie nickte. „Sollten wir doch noch genauer nach möglichen Verbindungen zwischen Evers, Jensen und Ostendorff suchen? Was hältst du davon, den Abgeordneten zu befragen?“
    „Gute Idee!“ Der Hauptkommissar lachte leise. „Nur leider nicht durchführbar. So einer lässt sich nicht einfach vorladen. Der schickt seine Anwälte und beschwert sich bei Christiansen und Krebsfänger. Und erzählen würde er uns auch nichts.“
    „Dann sollten wir ihn mit einem Trick aus der Reserve locken.“
    Er sah überrascht auf. „Wie stellst du dir das vor?“
    „Keine Ahnung.“ Marie zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, dass du vielleicht ... als erfahrener Kriminalist ...“
    „Danke für die Blumen, Frau Kollegin. Tricksereien sind nicht mein Ding. Aber ganz abwegig ist der Gedanke nicht. Wir könnten es über einen Umweg versuchen.“ Er deutete auf die Akte Hülsdünker. „Bei dem haben uns die Zeitungen geholfen. Meinst du, du könntest den Herrn Dorn um einen Gefallen bitten?“
    Mit großen Augen sah sie ihren Kollegen an. „Natürlich könnte ich ihn bitten. Aber ob er etwas für uns tun kann? Was hast du vor?“
    Konrad Röverkamp lehnte sich zurück und richtete den Blick gegen die Zimmerdecke. Nach einigen Sekunden schloss er die Augen und öffnete den Mund. Aber er sprach nicht.
    Marie wartete.
    In dem Augenblick, als ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, ihr Kollege könnte eingeschlafen oder gar weggetreten sein, begann er zu sprechen. „Herr Dorn könnte sich in einem kleinen Artikel über die unfähige Cuxhavener Polizei auslassen, die im Fall zweier auf ungewöhnliche Weise ums Leben gekommenen Männer auf der Stelle tritt. Er könnte die Frage stellen, warum wir den offensichtlichen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen nicht erkennen und keine Nachforschungen über eventuelle Gemeinsamkeiten der Toten anstellen. Und er könnte die nahe liegende These aufstellen, dass es in Cuxhaven Menschen geben dürfte, die darüber etwas wissen und uns auf die Sprünge helfen könnten.“
    Entsetzt schlug Marie die Hand vor den Mund. „Krebsfänger springt im Dreieck. Unser Kriminaloberrat kriegt ein Donnerwetter ab. Und wir stehen als Idioten da. Das kannst du nicht wirklich wollen, Konrad. Warum geben wir nicht einen Aufruf an die Zeitung, dass sich Leute melden sollen, die Evers und Jensen kennen?“
    Röverkamp öffnete die Augen und grinste. Dann nahm er einen tiefen Schluck aus der Flasche. „Die Vorstellung eines tanzenden Derwischs finde ich geradezu verlockend. Und Christiansen muss das vertragen. Dafür ist er nun mal der Chef. Dass wir vorübergehend dumm dastehen, nehme ich in Kauf. Denn wenn wir Erfolg haben, wird es mehr als ausgeglichen. Vielleicht lockt solch ein Artikel Ostendorff ja aus der Reserve. Und vielleicht bekommen wir ja auch noch ganz andere Hinweise. Zum Ausgleich müssen wir eben die Anrufe all derer ertragen, die möglicherweise einen von beiden kennen und dann einfach wild losspekulieren, uns aber nichts wirklich Neues mitteilen können. Also, was ist? Machst du mit, Marie?“

15
    Auf dem Hof war niemand zu sehen. Das Dach des Rinderstalls war vollständig eingestürzt, aus den Trümmern züngelten noch immer kleine Flammen. Aber der Wind war schwächer geworden und hatte gedreht, so dass zur Zeit kein Funkenflug das Wohnhaus bedrohte. Wahrscheinlich hatte Sven deshalb seinen Posten verlassen.
    Hendrik und Jan fanden ihn in der Küche. Er saß am Tisch, vor sich eine Flasche Bier und eine Flasche Korn.
    „Gut, dass ihr wieder da seid.“ Er hob ein gut gefülltes Glas. „Hatte schon befürchtet, dass ihr euch vom Acker macht. Prost!“ Er trank und atmete heftig aus. „Kommt her, jetzt trinken wir erst mal einen.“ Aus dem Regal über der Eckbank hangelte er zwei Schnapsgläser

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