Eiskaltes Feuer
Einhalt. „Du hattest Glück, in einem so gepflegten Umfeld aufwachsen zu dürfen“, meinte sie.
Ohne Vorwarnung ließ Dante ihre Hand fallen. Seine Miene war eisig. „Offenbar hast du dir nicht die Mühe gemacht, dich über meine Herkunft zu informieren, bevor du dich an meine Fersen geheftet hast.“
Alicia war völlig perplex. „Entschuldige, ich weiß wirklich nicht …“
Er sah sich um und lachte bitter. „Diese Villa ist nicht mein Elternhaus, ich habe sie erst vor drei Jahren gekauft. Alle meine Häuser sind Neuerwerbungen.“ Eine Ader pulsierte an seiner Schläfe, seine Augen glitzerten kalt. „Ich stamme nicht aus reichen Verhältnissen, Alicia. Ich bin in den Straßen Neapels groß geworden, wo man jeden Tag um seinen Platz kämpfen muss. Das war mein Zuhause. Also tu nicht so, als wüsstest du, wo ich herkomme. Denn das ist Lichtjahre entfernt von allem, was du hier siehst.“
Betroffen streckte sie die Hand nach ihm aus, doch er wich ihr aus. „Tut mir leid, Dante. Ich hatte ja keine Ahnung …“
„Nein, weil du so bist wie alle anderen – nur darauf aus, etwas von meinem Geld abzubekommen. Wo das herkommt, interessiert dich nicht, si ?“
Sie schluckte trocken. „Das ist nicht fair. Ja, mir ist es egal, woher dein Geld stammt. Aber ich habe dich nur aufgesucht, weil ich keinen anderen Ausweg sah.“
„Tja, und nun bist du hier. Entschuldige mich, ich habe zu tun.“ An der Tür drehte er sich noch einmal um, ein zynisches Lächeln auf den Lippen. „Übrigens, deine Kleider kommen morgen früh, und in einer halben Stunde holt dich ein Fahrer ab. Er bringt dich zu deinem Termin im Schönheitssalon.“
Kochend vor Wut blieb Alicia zurück. Sie verhielt sich albern, sagte sie sich. Denn am meisten ärgerte sie sich darüber, dass er offenbar der Meinung war, sie habe eine Verschönerung nötig.
Einige Stunden später kehrte Alicia von einem erstaunlich angenehmen Nachmittag im Kosmetikstudio zurück. Ganz im Gegensatz zu dem, was sie erwartet hatte – einen Horrortrip, aus dem sie gestylt wie ein Playboyhäschen mit aufgespritzten Lippen wieder herauskommen würde –, hatte die Behandlung nur aus Gesichtsmaske, Massage, Pediküre und Maniküre bestanden. Und einem minimalen Haarschnitt. Der Friseur war so begeistert von ihren Locken und den Strähnchen, die sie der heißen Sonne Afrikas verdankte, dass er kaum etwas verändert hatte.
Jetzt, am Spätnachmittag, war Ruhe in die Villa eingekehrt. Julieta empfing Alicia mit strahlendem Lächeln an der Haustür und überreichte ihr eine Nachricht. Beim Anblick der kühn geschwungenen Handschrift sah Alicia sofort Dantes dunkles, markantes Gesicht vor sich.
Bin nach Mailand gefahren, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Werde morgen Abend zum Begrüßungscock tail zurück sein. Den Empfang der Gäste übernimmt mein Assistent Alex. Halte dich um sieben Uhr abends bereit, ich hole dich dann in deinem Zimmer ab. Bitte sei passend gekleidet für ein festliches Dinner. Dante.
Die knappen Sätze und die klaren Anweisungen brachten Alicia unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Beim Betreten der Villa hatte sie beinahe das Gefühl gehabt, nach Hause zurückzukehren. Und der Gedanke, Dante wiederzusehen, hatte ihr aufgeregtes Herzklopfen verursacht. Sie hatte sich sogar gefragt, ob er eine Veränderung an ihr bemerken würde. Ob sie ihm gefallen würde.
Missmutig zerknüllte sie den Zettel und warf ihn in ihrem Zimmer in den Papierkorb. Freundliche Gefühle für Dante D’Aquanni zu entwickeln, konnte nur in einer Katastrophe enden. Vor allem nach seinen verführerischen Küssen. Sie durfte nie vergessen, was sie mit Raul Carro erlebt hatte. Das Dumme war nur, dass ihre Erinnerung an Raul Carro bereits verblasste.
Missmutig verzog sie das Gesicht. Dante war vom gleichen Schlag wie Raul. Auch er würde sie rücksichtslos ausnutzen. Tat er das nicht bereits?
Ungeduldig wandte sie sich vom Spiegel ab, denn die Wehmut in ihren Augen zeugte von ganz anderen Gefühlen. Sie ging nach unten, um Melanie anzurufen. Sie wusste bisher nicht mehr, als dass Alicia Dante einen Gefallen tat, indem sie als Gastgeberin bei seiner Konferenz aushalf. Zum Glück hatte Melanie nichts von der Schlagzeile in der Presse mitbekommen und auch nicht weiter nachgefragt.
Nachdem sie etwa eine Stunde lang dem aufgeregten Geplapper ihrer Schwester gelauscht hatte, deren Entlassung aus dem Krankenhaus kurz bevorstand, legte Alicia beruhigt auf. Es war ihr von Herzen
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