Eiskaltes Feuer
zuwider, wie sehr Melanies Wohlergehen von Dante abhing, doch jetzt hätte sie vor Erleichterung weinen können.
Am nächsten Abend waren Alicias Nerven zum Zerreißen gespannt. Kurz zuvor hatte sie den Hubschrauber landen gehört. Dante. Den ganzen Tag über hatten die Geräusche vorfahrender Wagen, die hektischen Schritte herumeilender Bediensteter und gedämpftes Stimmengewirr die Villa erfüllt, als nach und nach die Gäste eintrafen. Alicia hatte sich nicht blicken lassen aus Angst, jemand könne sie fragen, was sie hier zu suchen habe.
Morgens um neun hatte ein kleiner blonder Mann Mitte dreißig, in dessen blauen Augen ein verschmitztes Zwinkern lag, an ihre Schlafzimmertür geklopft. Er hatte sich als Alex, Dantes Assistent, vorgestellt und ihr erklärt, er werde sich um den Empfang der Gäste kümmern. Dabei hatte er sie so neugierig angesehen, als frage er sich, was um alles in der Welt sein Chef an dieser Frau fand. Doch er hatte netterweise dafür gesorgt, dass es ihr im Laufe des Tages an nichts fehlte.
Die Zeiger der Uhr standen auf kurz vor sieben. Dennoch zuckte Alicia zusammen, als es an der Verbindungstür klopfte. Sie atmete noch einmal tief durch und betrachtete sich ein letztes Mal im Spiegel. Dann wandte sie sich zur Tür, in der Gewissheit, ihr Möglichstes getan zu haben, um sich den Gästen präsentieren zu können.
„Herein.“
Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust. Die Tür schien sich in Zeitlupe zu öffnen. Dante war nur ein schwarzer Schatten im Gegenlicht. Er konnte sie sehen, sie ihn aber nicht.
Dante verspürte eine merkwürdige Anspannung, als er die Tür aufschob. Was ist nur mit mir los, fragte er sich gereizt. Doch das Gefühl verstärkte sich, als er den Raum betrat. Die Strahlen der Abendsonne fielen schräg durchs Fenster herein und tauchten Alicias Gestalt in rotgoldenes Licht. Banale Worte wie wunderschön oder überwältigend kamen ihm in den Sinn, doch sie wurden ihr nicht gerecht. Sie trug ein Kleid aus tiefroter Seide. Es war schulterfrei, knielang und hatte einen Schlitz an der Seite. Verführerisch schmiegte sich der schimmernde Stoff um ihre weichen, femininen Kurven. Das Modell war schlicht, elegant und raffiniert geschnitten. Dante musste sich zusammenreißen, um es ihr nicht vom Leib zu reißen. Seine Hand schloss sich fester um den Türknauf.
Alicia trat einen Schritt nach vorne, sodass sie nicht mehr in den Strahlen der untergehenden Sonne stand. Dante kam zur Besinnung. Alles Einbildung, sagte er sich. Alicia Parker sieht so herausgeputzt einfach anders aus, mehr nicht. Als er auf sie zukam, hatte er sich wieder in der Gewalt.
Alicia bebte vor Nervosität. Eine ganze Weile hatte er nur dagestanden und sie angesehen. Während sie ihn kaum sehen konnte, weil das Licht aus seinem Zimmer ihn von hinten anleuchtete und nur Umrisse erkennen ließ. Doch jetzt stand er vor ihr, der Multimillionär, wie er im Buche stand, im schwarzen Smoking, weißem Hemd und schwarzer Krawatte. „Ich hoffe, ich bin passend gekleidet …?“
Warum musste sie nur so verdammt schüchtern klingen, so verletzlich? „Du siehst gut aus. Was hast du mit deinem Haar gemacht?“
Errötend berührte sie ihre Frisur. „Soll ich es lieber offen tragen?“
„Nein, es ist gut so“, brummte er. Ihr Lockenpracht, seitlich zu einem losen Knoten geschlungen, sah schick und sexy aus. „Gehen wir.“
Alicia griff nach ihrer Stola und hatte Mühe, auf den ungewohnt hohen Absätzen mit ihm Schritt zu halten. Mit gereizter Miene wartete er am oberen Treppenabsatz auf sie. Er hat mir meine voreilige Bemerkung von gestern nicht verziehen, dachte sie niedergeschlagen. Im selben Moment verschwand der unwillige Zug um seinen Mund, und ein Ausdruck zärtlichen Begehrens trat an seine Stelle. Dante ergriff ihre Hand, führte sie an den Mund und küsste die Innenseite ihres Handgelenks. Die intime Geste brachte ihre Wangen zum Glühen.
„Ah, D’Aquanni, da bist du ja!“, klang eine röhrende Männerstimme zu ihnen herauf. Da erst wurde Alicia klar, dass sie in Sichtweite der weit geöffneten Flügeltüren zum Salon standen. Es war alles nur Show! Dantes Hand schloss sich fest um ihre, und Alicia kam sich wie eine Närrin vor. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie tatsächlich gehofft … Wie dumm von ihr!
Ein angriffslustiges Funkeln in den Augen, sah sie zu ihm auf. Und erwiderte den Druck seiner Hand, als wollte sie ihm zu verstehen geben: Ich weiß, es ist alles nur Theater.
8.
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