Eiskaltes Feuer
Weg traute.
Die Boote sind zurück! Alicias Puls beschleunigte sich, als sie Schritte auf dem Kiesweg unterhalb der Veranda hörte, auf der sie mit Patricia saß. Sie hatte vorgehabt, zum Mittagessen hinüberzufahren, schon um Dante nicht zu verärgern. Doch Patricia hatte sie überredet, mit ihr eine Besichtigungstour zu unternehmen. Die Männer würden ihr Fehlen gar nicht bemerken, hatte sie behauptet. Alicia war sich da nicht so sicher.
„Ah, Dante, da bist du ja.“ Patricia küsste Dante zur Begrüßung auf beide Wangen. „Deine Alicia hat mir auf charmante Weise Gesellschaft geleistet.“
„Hat sie das?“
Alicia, der der grimmige Unterton in seiner Stimme nicht entgangen war, erhob sich zögernd, während nun auch die anderen Konferenzteilnehmer eintrafen. Dante zog sie an sich.
„Ich habe dich heute beim Lunch vermisst, Liebling“, raunte er ihr zu, wickelte sich eine ihrer Locken um den Finger und zog daran. „Treibst du Spielchen mit mir?“
„Nein, Dante. Ich lasse mich nur nicht gern herumkommandieren.“ Der trotzige Zug um ihren Mund weckte in ihm das Bedürfnis, sie auf eine ganz bestimmte Art zum Schweigen zu bringen.
Sein Kuss war hart und fordernd. Und lang genug, um ihren Puls zum Rasen und ihre Wangen zum Glühen zu bringen.
„Eins kann ich dir versichern“, sagte er leise, „bevor die Woche zu Ende geht, sind wir beide ein Liebespaar.“
„Nie im Leben“, erwiderte sie hitzig. „Vergiss es!“ Sie befreite sich so heftig aus seiner Umarmung, dass sie mit dem Rücken gegen die Brüstung stieß.
Anerkennend musterte er ihr eng anliegendes, durchgeknöpftes Kleid. „Du brauchst dich zum Dinner nicht umzuziehen. Bleib hier und trink noch etwas.“ Erst als er nach einem flüchtigen Abschiedskuss im Haus verschwand, fiel ihr auf, dass außer ihnen niemand mehr da war.
Am letzten Abend der ersten Woche war Alicia mit ihren Nerven am Ende. Dieses ganze Drama, das damit begonnen hatte, dass sie Dante für den Vater von Melanies Baby gehalten hatte, war zu einem heillosen Durcheinander geworden. Wenigstens wohnte Melanie jetzt bestens versorgt in London und war glücklich mit ihrem Paolo, der sich offenbar hingebungsvoll um sie kümmerte. Aber Alicia dachte immer seltener an sie, so abgelenkt war sie von Dante und einer Woche voller vielsagender Blicke, Berührungen, Gesten … Trotzdem hatte er bisher keinen Versuch unternommen, mit ihr ins Bett zu gehen.
Sie dagegen konnte an nichts anderes mehr denken.
Alicia sah ihn verstohlen von der Seite an, als sie jetzt neben ihm im Cabrio saß. Sie waren auf dem Weg zum Dinner in der nahen Kleinstadt. Der Wind fuhr Alicia sanft durchs Haar, während Dante den Wagen sicher über die Landstraße lenkte. Seine schlanken braunen Finger lagen dicht neben ihrem Bein am Schaltknüppel. Ein festliches Dinner war geplant, in eben jenem Hotel, aus dem Alicia ihn vor einer Woche hatte herauskommen sehen. Und morgen würden sie nach Südafrika fliegen.
Sie sah ihn an und konnte nicht länger für sich behalten, was sie inzwischen von Patricia erfahren hatte. Denn schon wieder hatte sie allen Grund, sich ihm gegenüber schuldig zu fühlen.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass der Flug dazu bestimmt war, Waisenkinder aus Mailand zu einem Ferienaufenthalt an den See zu bringen? Dass es gar nicht um meine Kleider ging?“
Er sah stur geradeaus, ohne zu antworten.
„Dante?“
„Weil es dich nichts angeht, wofür ich mein Flugzeug benutze.“
Seine schroffe Erwiderung versetzte ihr einen Stich. „Ich weiß. Ich wünschte nur, du hättest es mir erzählt.“
Es ärgerte ihn, dass sie es herausgefunden hatte. Er fühlte sich bloßgestellt, verletzlich … „Erspar mir dein geheucheltes Interesse. Die Anderen kannst du mit der Nummer von der selbstlosen Krankenschwester vielleicht beeindrucken, aber nicht mich. Ich bin sicher, hinter deinem Einsatz steckte etwas ganz anderes. Ein reicher Arzt vielleicht? Was ist, hat er dich sitzen lassen? Bist du deshalb zurückgekommen und hast mit deiner Schwester zusammen einen neuen Plan ausgeheckt?“
Alicia atmete scharf ein. Er war der Wahrheit erschreckend nahe gekommen, hatte die Tatsachen aber so verdreht, dass kalte Wut in ihr aufstieg.
Mit eisiger Miene wandte sie sich ihm zu. „Vergiss, was ich gesagt habe. Ich wollte nur höflich sein. In Wirklichkeit ist deine Wohltätigkeit vermutlich nur ein kühl kalkulierter Schachzug, um öffentliches Ansehen zu gewinnen. Diese großzügige Geste
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