Eiskaltes Feuer
nie passiert war … bis auf einmal, doch das hatte er bitter bereut. Dass ausgerechnet Alicia diesen Wunsch in ihm weckte, bewies, wie sehr er vor ihr auf der Hut sein musste.
Sie war auch nur eine dieser geldgierigen, berechnenden Frauen.
Er schwang die Beine über die Bettkante, um aufzustehen, zögerte aber und drehte sich zu ihr um. Ihre Augen waren geschlossen, sie hatte einen Arm über das Gesicht gelegt, ihre Schultern bebten. Weinte sie etwa?
„Alicia?“ Er schob ihren Arm weg und sah Tränenspuren auf ihren Wangen.
Ruckartig richtete sie sich auf, sprang vom Bett und sammelte mit versteinerter Miene ihre Kleidungsstücke auf. Sie zerrte sich den Rock über die Hüften. Den Rest ihrer Sachen schützend vor die Brust gepresst, ging sie auf ihre Schlafzimmertür zu.
Dante war viel zu verblüfft, um sie zurückzuhalten. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Da es dir offenbar nicht in den Sinn kommt, dich um so profane Dinge wie Verhütung zu kümmern …“, sagte sie mit leiser, vorwurfsvoller Stimme, „ich nehme die Pille. Dieser Ausrutscher dürfte also folgenlos bleiben.“
Damit schlüpfte sie zur Tür hinaus. Dante, tief gekränkt in seinem männlichen Stolz, sprang wutentbrannt auf, um ihr nachzulaufen. Dann blieb er auf halbem Weg stehen. Er hatte tatsächlich keine Sekunde lang an Verhütung gedacht, obwohl er sonst fanatisch genau darauf achtete, niemals ungeschützt mit einer Frau zu schlafen.
Doch bei ihr … er fühlte Hitze in sich aufsteigen, als er daran dachte, was soeben zwischen ihnen passiert war. Bei ihr hatte er den Kopf verloren. Ärgerlich fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. Sie hatte jedes Recht, in diesem Ton mit ihm zu sprechen. Sie musste davon ausgehen, dass er immer so verantwortungslos handelte.
Er machte kehrt, ging ins Bad und nahm eine eiskalte Dusche. Sie hat geweint, dachte er, aber weshalb? Er verharrte einen Moment lang reglos unter dem eisigen Wasserstrahl. Hatte er ihr wehgetan? Nein, sie schien einen ebenso leidenschaftlichen Höhepunkt genossen zu haben wie er … Doch ein leises Unbehagen blieb, als er aus der Dusche stieg.
Alicia wusste nicht, woher sie die Kraft genommen hatte, so kühl und beherrscht ihre Sachen zu nehmen und das Zimmer zu verlassen. Was sie gerade erlebt hatte, war so überwältigend, so einzigartig, dass sie es kaum fassen konnte. Sie stand unter der heißen Dusche, ließ das Wasser auf ihre Haut prasseln und wich dem Strahl aus, als er die empfindliche Stelle an ihrem Rücken traf. Sie erinnerte sich, wie verletzlich sie sich gefühlt hatte, als Dante die Narbe berührt hatte – und schob den Gedanken schnell von sich.
Sein Leichtsinn war ihr unbegreiflich. Obwohl sie zugeben musste, dass auch sie erst im Nachhinein auf die Idee gekommen war, das Thema Verhütung anzusprechen. Dabei wirkte er wie jemand, der genauestens darauf achtete, kein Risiko einzugehen. Erst recht, nachdem sie ihn beschuldigt hatte, Melanie geschwängert zu haben. Nur ein Mann, der es gewohnt war, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, hätte sich damals seiner Sache so sicher sein können.
Doch es war ihm gelungen, längst verschüttete Gefühle in ihr zu wecken. Sie fühlte sich wieder lebendig. Nur wusste sie nicht, ob sie damit auch umgehen konnte. Sie hatte geglaubt, das Spiel zu beherrschen. Aber es hatte ihr nur ihre eigene Verletzlichkeit vor Augen geführt.
Sie trocknete sich ab und schlüpfte unter die Bettdecke. Immer noch pulsierte das Blut in ihren Adern, spürte sie ein heißes Pochen zwischen den Schenkeln. Und trotz der Dusche haftete Dantes warmer, männlicher Duft an ihr.
Bevor sie erschöpft einschlief, kreisten ihre Gedanken immer wieder um dieselbe Frage: Warum fühle ich mich ausge rechnet durch diesen Mann wieder lebendig? Wenn es doch ein Mann wie er war, der alle Gefühle in mir getötet hat.
10. KAPITEL
„Ich habe uns in einem hübschen kleinen Hotel untergebracht, das einem Freund von mir gehört. Er selbst ist leider nicht da, weil seine Frau bald ein Baby erwartet.“
„Sprichst du von Xavier?“, fragte Derek mit gespieltem Entsetzen. „Die beiden haben doch erst vor zwei Jahren Zwillinge bekommen!“ Er zwinkerte Alicia verschwörerisch zu. „Unsere vier Töchter sind ja zum Glück schon groß.“
Patricia tadelte ihn lachend: „Nun jag den beiden mal keine Angst ein! Das nimmt dir eh niemand ab. Du betest jedes deiner Mädchen an.“
Alicia lächelte höflich und sah dann angestrengt aus dem Fenster des
Weitere Kostenlose Bücher