Eiskaltes Feuer
Theke, groß und blendend aussehend in dunkler Hose und hellem Hemd. Er war kühl und beherrscht, doch wenn er sie küsste … Ihr Herz zog sich so schmerzhaft zusammen, dass sie kurz die Augen schloss. „Nein, das ist er nicht.“
„Ganz im Vertrauen, Alicia … ohne diesen Deal stünde Dereks Firma jetzt vor dem Aus.“
„Wie meinen Sie das?“ Alicia wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Patricia zu, bemerkte den feuchten Schimmer in den Augen der älteren Frau und legte ihr besorgt die Hand auf den Arm. Sie dachte an die vier Töchter der beiden und die joviale Art, hinter der Derek anscheinend seine Probleme verbarg.
„Dante hat nie vergessen, dass Derek ihm vor langer Zeit seinen ersten großen Auftrag verschafft hat. Derek investiert nicht halb so viel Kapital in dieses Geschäft wie Dante und Buchanen, doch das ist Dante egal. Er gleicht das Defizit aus eigener Tasche aus. Und wenn der Deal zu Stande kommt, erhält Derek seine Firma zurück.“
Alicia war einen Moment lang sprachlos. „Ich hatte keine Ahnung …“
„Das wundert mich nicht, meine Liebe. Dante tut alles, um seinen Ruf als berechnender Geschäftsmann aufrechtzuerhalten.“ Dann lachte Patricia. „Kommen Sie, gesellen wir uns zu den Männern. Einige dieser Frauen zeigen entschieden zu viel Interesse an Dantes Charme. Ich bin zwar sicher, dass er nur Augen für Sie hat, aber lassen Sie nicht zu, dass man Sie vom Thron stößt!“
Alicia stand auf. Vom Thron? Dantes Ansicht nach kam sie aus der Gosse. Wie tief konnte sie schon fallen? Was hatte sie zu verlieren?
Mein Herz, dachte sie und erschrak. Nein, unmöglich! Oder nicht?
„Ich gehe jetzt hoch und lege mich schlafen.“
Dante verzog unwillig das Gesicht, nickte dann aber gnädig.
„Besten Dank“, sagte Alicia bissig, drehte sich um und ging.
Oben in der Suite zog sie erleichtert die Tür hinter sich zu. Ihre Schläfen pochten, und als sie die Pumps von den schmerzenden Füßen streifte, entdeckte sie blutige Striemen an ihren Fersen. Sie wollte so schnell wie möglich ins Bett, damit sie schon schlief, wenn Dante später hereinkam. Heute Nacht hätte sie es nicht ertragen, wenn er sie berührt hätte. Nicht nach der beängstigenden Erkenntnis, wie es tatsächlich um ihre Gefühle stand. Patricias Schilderung von der unerschütterlichen Loyalität, die Dante einem Freund in Not entgegenbrachte, ging ihr nicht aus dem Kopf.
War sie wirklich dabei, sich in diesem Mann zu verlieben?
Hatte die leidvolle Erfahrung mit Raul Carro sie nichts gelehrt?
Sie versorgte ihre wunden Füße und nahm ein Aspirin gegen die Kopfschmerzen, bevor sie ins Bett ging. Tränen stiegen ihr in die Augen. Plötzlich fühlte sie sich entsetzlich einsam. Melanie war in London bei Paolo. Es ging ihr gut. Die erste Untersuchung bei Dr. Hardy hatte ergeben, dass sich das Baby normal entwickelte und so weit alles in Ordnung war. Alicia konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte hemmungslos. Aus Freude über die gute Nachricht, wie sie sich einredete. Und nicht etwa über ihre momentane Misere.
Am nächsten Morgen hatte sie bereits ein ungutes Gefühl, noch bevor sie die Augen aufschlug. Sie sah sich schnell um, entdeckte aber zu ihrer Erleichterung, dass das Bett neben ihr leer war.
„Kein Grund, so zufrieden auszusehen.“
Sie drehte den Kopf und sah Dante auf dem Balkon sitzen. „Komm und frühstücke mit mir.“ Zögernd stand sie auf und zog einen Morgenmantel über ihren Pyjama. Dante musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich kann mich beherrschen, Alicia. Du brauchst dich nicht wie ein Yeti zu vermummen.“
Sie warf ihm einen finsteren Blick zu und nahm sich etwas Obst und ein Croissant. Dante beobachtete sie, während er entspannt in seinem Sessel saß und an seinem Kaffee nippte. Sie wich seinem Blick aus und bewunderte die herrliche Aussicht – strahlend blauer Himmel, blendend weißer Sand und das Meer, das sich in schäumenden Wellen am Strand brach.
„Übrigens, ich hatte gestern Abend eine interessante Unterhaltung mit einer früheren Kollegin von dir.“ Bei seinen Worten gefror ihr das Blut in den Adern, das Saftglas in ihrer Hand verharrte auf halbem Weg zum Mund. Unsanft stellte sie es zurück auf den Tisch. Serena hatte offenbar keine Zeit verloren.
„Los, spuck es aus! Du kannst es doch gar nicht erwarten, mir davon zu erzählen.“ Zorn und Abscheu spiegelten sich in ihrer Miene. Dante war verblüfft. Eigentlich war er es doch, der allen Grund hatte, sie
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