Eismond: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
Wassers. Als er am Ufer stand, legte er seine Kleider ab.
Die kalten roten Funken durchstachen seine Haut.
Am Horizont stand ein riesiger Mond.
Er sprang hoch ab und tauchte ins Feuer, in dem er verbrannte und erfror. Als er auftauchte, wusste er, dass er ewig leben würde.
Er schwamm ans Ufer, das im Dunkel lag, zog seine Kleider an und ging zu seinem Wagen. Hinter ihm und neben ihm taten sich schwarze Abgründe auf, aber er ging wie ein Schlafwandler auf dem schmalen Pfad jenseits der Dunkelheit.
Er stieg in den Wagen und fuhr dem Mond entgegen, der sich über ihn senkte. Er parkte in einer Seitenstraße, nahm den Schlüssel aus dem Handschuhfach und ging langsam auf das Haus zu. Er näherte sich von der Rückseite, stieg über die Mauer in den Garten. Er trat näher heran und sah Frau Ojaranta, die auf dem Sofa im Wohnzimmer saß, der Fernseher flimmerte. Offensichtlich war sie allein.
Er genoss es, unbemerkt zu beobachten, und war erleichtert, keine Ungeduld zu spüren. Das Wohnzimmer lag in warmem Licht. Der Gedanke, dass er schon bald aus der schwarzen Kälte in dieses Licht treten würde, erregte und beruhigte ihn. Er senkte den Kopf und konzentrierte sich auf den Schauer, der langsam über seinen Rücken strich.
Als er aufsah, kam Frau Ojaranta auf ihn zu. Für einen Moment fürchtete er, sie habe ihn gesehen. Er stöhnte vor Schreck und wollte rennen, aber sie ging zum Telefon und nahm den Hörer ab. Er sah, wie ihre Lippen die Buchstaben ihres Namens formten.
Sie stand direkt an der Tür, lehnte sich gegen das Glas, nur einige Meter von ihm entfernt. Er trat einen Schritt zurück. Ihr Gesicht hellte sich auf, sie rief etwas, offensichtlich freute sie sich über den Anruf. Sie hörte eine Weile zu und lachte. Ihr abwesender Blick traf seine Augen, aber sie konnte ihn in der Dunkelheit nicht sehen.
Er trat wieder einen Schritt vor, ärgerte sich über seine Angst und den dummen Impuls wegzurennen.
Er war unsichtbar und unantastbar. Es war wichtig, es war notwendig, das zu begreifen.
Frau Ojaranta schüttelte den Kopf, verdrehte die Augen, kicherte, erzählte. Das Gespräch dauerte lange. Während er sie beobachtete, formte sich sein Gedanke, sein Wunsch zur festen Gewissheit. Als sie lächelnd den Hörer auf die Gabel legte und zum Sofa zurückging, wusste er, dass er dieses Mal die Grenze überschreiten würde. Er war jetzt ganz sicher, dass es einfach war, einfacher als alles, was er je getan hatte.
Frau Ojaranta schaltete den Fernseher aus und löschte das Licht im Wohnzimmer. Die Dunkelheit kam so abrupt, dass er zusammenfuhr. Ohne das goldene Licht wirkte das Gebäude, das er in Besitz nehmen wollte, abweisend und belanglos. Er umschloss fest den Schlüssel in seiner Jackentasche, aber die Zuversicht war schwer zurückzugewinnen.
Er ging von der Terrasse zurück in den Garten, bis er das ganze Haus überblicken konnte. Er fixierte das Fenster, hinter dem das Schlafzimmer liegen musste. Er hatte sich die Anordnung der Räume genau eingeprägt.
Nach einer Weile wurde im Schlafzimmer das Licht eingeschaltet, er trat näher heran und sah Frau Ojarantas Silhouette durch die zugezogenen Vorhänge. Er sah, wie sie ihre Kleider ablegte und ein Nachthemd überzog. Dann wurde es dunkel. Er stöhnte und spürte, wie seine Erregung wuchs, aber auch die Angst kehrte zurück, die Angst, vor der großen Aufgabe zu versagen.
Die Angst, nicht erlöst zu werden.
Er wartete eine Weile, aber es blieb dunkel. Er glaubte zu spüren, dass sie schlief.
Er ging um das Haus herum, vergewisserte sich aus sicherer Entfernung, dass niemand ihn von der Straße oder den angrenzenden Grundstücken aus sehen konnte. Dann ging er langsam und aufrecht auf die Vorderfront des Hauses zu. Während er ging, zog er Handschuhe über. Die Zuversicht kam zurück, er begann zu schweben und fühlte ein Lächeln auf seinem Gesicht. Als er den Schlüssel ins Schloss führte und behutsam zu drehen begann, war er endlich ganz und gar der, der er sein wollte und sein musste, um die Aufgabe zu bewältigen.
Er öffnete leise die Tür und sah die Konturen seines Gesichts im großen Spiegel im Flur. Das Lächeln erschreckte und erleichterte ihn.
Er erkannte sich selbst nicht.
In seinem Rücken spürte er das grelle Licht des Mondes. Er schloss schnell die Tür und stand in der Dunkelheit. Er atmete die Stille und ging langsam durch den Flur ins Wohnzimmer. Er spürte einen starken Impuls, das Zimmer in goldenes Licht zu tauchen, aber er
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