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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Stimme«, sagte sie und streichelte seinen Hals. »Manchmal höre ich sie sogar im Schlaf.«
    »Tatsächlich? Und was sage ich?«
    »Das verrate ich dir nicht.« Sie legte sich die Hände aufs Gesicht.
    »Komm schon, was sage ich? Ich weiß, was ich sage.« Er befreite sich aus ihrem Griff, legte sie auf den Rücken und flüsterte ihr eine Reihe unerhörter Befehle ins Ohr, während er an ihrem Ohrläppchen knabberte. Wie gewöhnlich war dies der Auftakt zu ihrem Liebesspiel, bis sie sich wild ineinander verknäuelten. Selbst nach sechs Monaten war Sam auch diesmal wieder vollkommen außer Atem und durcheinander. Randall fand immer genau die richtige Art der Berührung, den passenden Zeitpunkt, um ihre Lust ins nahezu Grenzenlose zu steigern. Lag es nur daran, dass er älter war? Oder hatte er eine Art natürliche Begabung? Oder lag es vielleicht – ach, wenn es doch bitte, bitte so wäre – daran, dass er sie wirklich von ganzem Herzen liebte? Im Handumdrehen ein Orgasmus Windstärke zehn.
    Keuchend und lachend rollte er sich von ihr herunter. »Das ist es. Ich schwör’s dir. Das war er. Ich werde nie wieder einen brauchen. Das war’s für alle Zeiten.«
    Sam lachte. »Sollte als olympische Disziplin eingeführt werden. Der Hundert-Meter-Orgasmus.«
    »Synchronisierte Orgasmen.«
    Auch wenn sie lachten, fühlte sich Sam schon jetzt, wie jedes Mal danach, bedrückt. Traurig darüber, dass Randall zu seiner Frau nach Hause gehen würde. Traurig, weil sie selbst zu ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder, zu ihren selbstverliebten Kunstlehrern in Algonquin zurückkehren würde. Die meisten ihrer Freunde hatten die Stadt verlassen, um an weiter entfernten Universitäten zu studieren. Ihr Dad war bei einem seiner winterlichen Campingausflüge entweder zur Jagd oder auch nur, um die Einsamkeit zu genießen, unterwegs. Sie drehte sich auf die Seite und berührte Randall an der Schulter.
    »Können wir vielleicht mal irgendwo hinfahren?«, fragte sie. »Wenigstens für ein paar Tage?«
    »Wäre schön, oder?«
    »Können wir? Einfach nur mal nach Toronto oder Montreal oder, was weiß ich, sonst irgendwohin? Wenigstens über Nacht?«
    »Würde ich liebend gerne, Sam, aber ich kann nicht. Was soll ich Laura erzählen?«
    »Erzähl ihr, du hättest eine schöne indianische Prinzessin gefunden, die dich unglaublich glücklich macht.«
    »Käme bestimmt toll an.«
    »Dann denk dir eben was aus.«
    »Das kann ich nicht, Sam. Ich bin ein lausiger Lügner, und Laura würde es in einer Sekunde begreifen.« Er schnippte mit den Fingern.
    Wie jedes Mal, wenn sie über ein Leben außerhalb eines leerstehenden Hauses sprach, in dem sie sich gerade getroffen hatten, wurde Randall angespannt. Sie wusste, dass sie den Mund halten sollte, doch sie konnte sich nicht beherrschen.
    »Hast du nicht auch Lust, irgendwo anders mit mir Zeit zu verbringen? Vielleicht irgendwo draußen? Oder was weiß ich – in einem Café, einem Buchladen –, irgendwo, wo wir einfach ganz normale Menschen sein können?«
    »Sam, Laura und ich sind schon lange zusammen. Ich kann sie nicht von heute auf morgen verlassen, und, wie gesagt, ich bin ein lausiger Lügner.«
    »Na ja, darüber sollte ich mich vermutlich freuen.« Sam hob die Hand und strich ihm über die Augenbrauen. Er gab einen leisen wohligen Laut von sich und war im nächsten Moment eingeschlafen.
     
    Er schlief hinterher immer ein, tief und fest, wie mit Valium vollgepumpt. Das dauerte fünf bis zehn Minuten, in denen Sam sich über sein anderes Leben, sein reales Leben Gedanken machte. Laura Wishart war hübsch und intelligent – Sam hatte im Internet nachgesehen –, der Inbegriff einer erfolgreichen Blondine, irgend so eine Finanzexpertin. Sie musste von Anfang an betucht gewesen sein, denn ihrem Vater gehörte Carnwright Real Estate, die Maklerfirma, bei der Randall beschäftigt war. Sam war sich nicht sicher, wieso Randall mit seiner Frau unglücklich war. Er sprach kaum von ihr, sondern hatte lediglich einmal erwähnt, dass sie nie mehr Sex miteinander hatten.
    Sie versuchte, an Loreena Moon zu denken. Loreena war frei, immer auf der Pirsch. Loreena war cool und unnahbar. Sie war wie Pootkin, Sams schwarze Katze, die in ihrem Wohnviertel herumstreunte und manchmal nach Hause kam, manchmal nicht. Sie hatte Loreena Pootkins grüne Augen gegeben – die einzigen Farbtupfer in ihrer monochromen Kunst. Sie wusste nicht, ob man bei einem richtigen Buch mit einem einzigen Farbtupfer

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