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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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zum Tatort und wieder zu Delorme. »Meinetwegen. Wenn Sie meinen, das hilft.«
    Delorme führte sie zum Automaten zurück, einem freistehenden Apparat vor einem kleinen Eckgeschäft, und Ms. McQuaig zeigte ihr, wie sie das Geld in ihr Portemonnaie gesteckt und wieder Richtung Wagen gelaufen war.
    »Er kam wie aus dem Nichts, als ich gerade einsteigen wollte.«
    »Ist er vielleicht aus einem Auto ausgestiegen? Von der Straße herübergelaufen? Er muss irgendwo gewartet haben.«
    »Ich hab nicht gesehen, woher er kam«, sagte die Frau, die bei der Erinnerung nun doch mit jeder Frage mehr in Panik geriet. »Außer meinem war kein anderer Wagen da.«
    »Vielleicht kam er aus der Telefonzelle?« Delorme zeigte auf den öffentlichen Fernsprecher am Rand des Parkplatzes zum Einkaufszentrum.
    »Schon möglich. Keine Ahnung. Wie gesagt, ich hab nichts gesehen. Dann hab ich, als ich ins Auto stieg, Schritte gehört – schnelle Schritte –, und bevor ich mich umdrehen konnte, hab ich die Pistole an den Rippen gespürt. O Gott …«
    »Schon gut. Sie sind sehr tapfer«, sagte Delorme. »Sie haben sein Spiegelbild in Ihrem Autofenster gesehen?«
    »Nur seine Kapuze und seinen Schal. Sein Gesicht nicht. Gott sei Dank. Wahrscheinlich hätte er mich umgebracht.«
    »Sie haben Schritte gehört. Aus welcher Richtung?«
    »Von da drüben.« Sie zeigte auf die Clement Street. Delorme inspizierte den Boden. Auf dem Parkplatz war sorgfältig Schnee geräumt worden. Keine Fußspuren weit und breit.
    »Und was ist dann passiert?«
    »Er sagte, ich soll sie ihm geben, und das hab ich getan. Ich hab ihm einfach meine Brieftasche gegeben, und weg war er.«
    »Und in dem Moment haben Sie ihn sich auch nicht angesehen?«
    »Nein, ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Kann ich jetzt gehen? Ich glaube, ich habe eine verzögerte Reaktion.« Sie hielt sich eine Hand an den Mund.
    »Ist er in dieselbe Richtung weggelaufen, aus der er gekommen war?«
    Immer noch eine Hand am Mund, deutete sie in die andere Richtung.
    »Die Roxwell rauf?«
    Sie ließ die Hand sinken. »Da rüber. Zu den Gebäuden zurück, aber in die Richtung.« Sie zeigte auf das hintere Ende des Einkaufszentrums jenseits des Geldautomaten.
    Delorme dankte ihr und geleitete sie wieder zum Streifenwagen, bevor sie an dem Automaten vorbei zurücklief. Sie hatten die Absperrung zu eng gesetzt. Sie duckte sich unter dem Band hindurch und stand auf der anderen Seite. Links von ihr war die Begrenzung des Parkplatzes, eine hohe Hecke, und dahinter die Roxwell Street. Rechts von ihr verlief zwischen einem angrenzenden Haus und dem Ende des Einkaufszentrums ein schmaler Durchgang.
    Das Licht von der Straße und dem Parkplatz drang nicht bis hierher, und Delorme rief über den Platz: »Hey, Benson, leihen Sie mir mal Ihre Taschenlampe.« Benson brachte sie ihr, und sie leuchtete damit den Durchgang aus. Sie war kaum drei Meter gegangen, als sie die Brieftasche fand. Sie hob sie auf und öffnete sie. Auf dem Führerschein war ein wenig schmeichelhaftes Foto von Stella McQuaig. Kein Geld. Delorme steckte sie ein und richtete den Strahl noch einmal bis ans rückwärtige Ende des Durchgangs.
    Hinter einer Reihe gelber Tonnen entdeckte sie die Beine eines Obdachlosen.
    »Polizei«, sagte Delorme. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Der Mann reagierte nicht.
    Sie ging hin und tippte mit dem Schuh seinen Fuß an. Seine Kleider waren für einen Obdachlosen zu gut, und er trug eine Kapuze. Delorme trat zurück und richtete ihre Beretta auf den Mann. Er rührte sich immer noch nicht, und sie erkannte, dass seine Reglosigkeit Totenstarre war.
    Delorme beugte sich hinunter, und im Strahl ihrer Taschenlampe glitzerte das kleine schwarze Loch in seiner Stirn. Seine Augen waren nur halb geschlossen, die Lippen waren ein wenig hochgezogen, als sei er mitten im Reden unterbrochen worden, und seine Schneidezähne wiesen eine recht große Lücke auf.
    Als Cardinal eintraf, brachte ihn Delorme auf den Stand der Dinge. »Kein Portemonnaie, keine Ausweispapiere, dafür haben wir die zehn neuen Zwanziger bei ihm gefunden, die er gerade dem Opfer abgenommen hatte. Außerdem eine Neun-Millimeter Browning Hi-Power mit mindestens einem guten Daumenabdruck. Kleideretiketten sind von Gap, Guess, Hilfiger. Der Gerichtsmediziner ist schon wieder weg.«
    Cardinal ging zu Collingwood und Arsenault hinüber, die Abdrücke von der Leiche nahmen. Wenige Minuten später erschien der Polizei-Kombi, und die für den

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