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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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offensichtlich auf der Suche nach etwas, nacheinander in allen Schränken. Jack setzte sich wieder, und Lemur sah mit einem Blick zu, der besagte, was, zum Teufel, soll das werden?
    Papa füllte eine riesige Metallschüssel mit heißem Wasser, brachte sie an den Tisch zurück und stellte sie hin. Er forderte Nikki auf, ihren Stuhl seitlich zum Tisch zu drehen, und kniete sich vor sie hin. Sie trug keine Schuhe, nur dicke rote Socken. Papa nahm eines ihrer Hosenbeine und rollte es langsam und mit Hingabe bis zum Knie auf. Dann folgte das zweite. Er rollte eine Socke herunter. Als Nächstes die andere. Normalerweise hätte Nikki dasselbe gesagt, was Lemur offenbar dachte – was, zum Teufel, soll das werden?, doch ihr schnürte etwas die Brust zu, und sie traute sich nicht, ein einziges Wort herauszubringen.
    Papa nahm ihren linken Fuß in die Hände. Sie waren kühl und trocken und fühlten sich an wie bei einem Arzt, nur zärtlicher. Er drehte ihren Fuß nach links und nach rechts und inspizierte ihn genau, während er den Griff wechselte. Es kitzelte, fühlte sich aber auch gut an. Noch nie hatte jemand ihre Füße in Händen gehabt, jedenfalls, soweit sie sich erinnern konnte, nicht.
    »Der Linke sieht gut aus«, sagte er und stellte ihn behutsam auf den Boden, bevor er den rechten Fuß nahm. »Ein bisschen wund hier herum, oder?« Er fasste ihren Knöchel an der entsprechenden Stelle, und sie nickte. »Vielleicht auch hier ein bisschen?« Der dicke Teil ihrer großen Zehe. Wieder nickte sie.
    Papa stand auf, nahm die Schüssel mit dem heißen Wasser und stellte sie vor ihr auf den Boden. Er ging ins Badezimmer hinüber und kam mit Seife und einem dicken, roten Badetuch zurück. Das Handtuch legte er ihr auf den Schoß, und sie roch den Weichspüler, einen Duft, den sie mochte. Er kniete sich wieder vor sie hin und nahm ihren linken Fuß, um ihn in das heiße Wasser zu stellen. Dann den rechten.
    Als sie nach Luft schnappte, fragte er: »Zu heiß?«
    Nikki schüttelte den Kopf.
    Papa nahm einen roten Waschlappen und seifte ihn ein. Starke Zitronen- und Lavendeldüfte strömten ihr entgegen. Er wusch ihren linken Fuß, die Sohle, den Spann, den Knöchel und zwischen den Zehen. Ein sexueller Kitzel an der Innenseite ihres Beins. Als der Fuß genügend eingeseift war, nahm er ihn in beide Hände und massierte die Sohle mit den Daumen, warme, kreisende Bewegungen, von denen sie schläfrig wurde, obwohl sie auch kitzelten. Er bog ihre Zehen zurück und massierte jeden, indem er leicht daran zog.
    Nikki starrte auf die Oberseite seines Kopfes, das kurze, mit viel Grau durchzogene Haar. Sie betrachtete seine geschickten Finger, die ihre Füße so fest und behutsam zugleich behandelten. Sie spürte Lemurs und Jacks Blicke auf sich gerichtet, vermied es jedoch, ihnen ins Gesicht zu sehen. Keiner von beiden sagte ein Wort. Papa hob ihre Füße aus dem Wasser, zuerst den linken, dann den rechten, und rieb sie mit irgendeiner Creme ein, die sich glitschig und kühl anfühlte, bevor er sie mit dem Handtuch trocken tupfte.
    »Besser so?« Seine tiefblauen Augen sahen zu ihr auf.
    Sie nickte und versuchte, ja zu sagen, doch es kam immer noch kein Laut heraus.
    Papa hob ihren linken Fuß hoch und legte den Kopf schief, um ihr einen Kuss auf den Spann zu drücken. Einen Moment spürte sie die Berührung seiner Lippen, dann war es vorbei. Er machte dasselbe mit dem rechten Fuß, nur dass er die Lippen ein wenig länger darauf ruhen ließ.

[home]
    23
    E inundzwanzig Uhr, und sie wusste nichts Besseres mit diesem Abend anzufangen, dachte Delorme, als in einem nicht gekennzeichneten Polizeifahrzeug an der dunkelsten Stelle eines Parkplatzes zu warten. Den Nachmittag hatte sie damit zugebracht, die beiden Opfer des Geldautomatenräubers noch einmal zu befragen. Es waren zwei junge Frauen, denen Delorme mit Engelsgeduld jede Einzelheit aus der Nase ziehen musste. Am Ende waren die beiden verstört, und ihr hatte die Befragung nichts Neues gebracht. Von ihrem Posten aus hatte sie den Geldautomaten auf der anderen Straßenseite gut im Blick. Bis vor kurzem war der Bereich gut erleuchtet gewesen, doch jetzt verdeckte der Bau, der daneben hochgezogen wurde, das Licht von der Straßenlaterne.
    Sie hatte ausführlich mit Chouinard diskutiert, welchen Automaten es aller Wahrscheinlichkeit nach als Nächstes treffen würde. Auch wenn es in Algonquin Bay nicht allzu viele gab, verfügte die Polizei nicht annähernd über die Kapazität, jeden

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