Eismord
haben, Lloyd, es geht darum,
wie
Sie es gesagt haben. Kein Interesse,
Schmeißfliege.
«
»Das habe ich nie gesagt.«
»Ihr Tonfall hat das Insekt impliziert. Sie hatten es eilig, wegzukommen von diesem nervtötenden kleinen Insekt. Wo ist die Fliegenklatsche.«
»Das stimmt nicht.« Lloyd schüttelte den Kopf. »Das ist einfach nicht wahr.«
»Haben Sie gewusst, dass die Bastovs tot sind?«
»Lev Bastov?«
»Kam gestern Abend in den Nachrichten. Lev und Irena Bastov wurden letzte Woche ermordet, hier in Algonquin Bay. Ihnen wurden die Köpfe abgeschlagen. Was meinen Sie – russische Mafia?«
»Die Bastovs wurden ermordet?«
Papa nickte. »Ja, Sir.«
Lloyd spürte etwas Kaltes in seinem Magen. »Das waren Sie, stimmt’s?«
Papa lächelte. »Ich brächte so etwas nie fertig. Ich hab nicht das Zeug dafür. Außerdem hab ich sie kaum gekannt. Aber um auf unsere kleine Plauderei über Seattle zurückzukommen: Sie können sagen, was Sie wollen, Lloyd, Sie können darum herumreden wie die Katze um den heißen Brei, es verschleiern, tausend Gründe dafür finden. Behaupten Sie meinetwegen, der Mond sei blau, es schneite nie in Algonquin Bay, Ontario. Von mir aus. Das ist mir vollkommen gleichgültig. So wie Ihnen damals. Man sollte Gleichgültigkeit lieben, finden Sie nicht? Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich sagen, Gleichgültigkeit ist die beste Gemütsverfassung. Die natürliche Gemütsverfassung. Aber alles, was Sie sagen, Lloyd, geht an der eigentlichen Frage vorbei.«
»Was für einer Frage?«
»Wer ist jetzt das Insekt?«
In den folgenden Tagen brachte Papa Nikki den Umgang mit einem Gewehr bei. Auch wenn er es nicht aussprach, wusste sie, dass er ihr helfen wollte, über den Tod von Lemur hinwegzukommen. Und er zog Jack als Lehrer hinzu, was sie nach der Auseinandersetzung nicht für möglich gehalten hätte. Zunächst einmal bot er Jack seine aufrichtige Entschuldigung an. Er fand Jack an dem Nachmittag schmollend im Wohnzimmer und rief Nikki herein, weil er es sozusagen öffentlich machen wollte.
Ich hab dir unrecht getan, Jack – ich war wegen Lemur verstört, und ich hab mich einfach vergessen. Du hast auch Fehler gemacht, aber ich hätte gegen ein Familienmitglied niemals Gewalt ausüben dürfen. Das verletzt meine Prinzipien, und ich hoffe, du kannst mir verzeihen.
Als Jack nichts sagte, ging Papa aus dem Raum und holte das Gewehr, reichte es Jack und kniete sich, den Rücken ihm zugewandt, hin. Forderte ihn auf, ihm den Schädel einzuschlagen, das sei sein gutes Recht. Doch Jack tat es nicht, und nach einer Weile schien er sich ein bisschen zu entspannen. Irgendwann überredete Papa ihn, mit ihnen beiden nach draußen zu gehen, indem er alle möglichen guten Dinge über ihn sagte.
Am besten zeigt dir Jack die Weitschuss-Techniken, er ist ein viel besserer Scharfschütze als ich.
Oder:
Schau dir an, wie Jack das macht. Er hat dafür einfach den sechsten Sinn, und er trifft nie daneben.
Sie hatten gutes Wetter, ein bisschen wärmer als die Tage davor, so dass Nikki beim Gebrauch der Waffen nicht die Finger einfroren. Und dann eines Tages, als Nikki sich gerade daran gewöhnt hatte, Schießübungen im Freien zu machen, führten Papa und Jack sie, mit einer Reihe Handfeuerwaffen ausgestattet, in den Keller. Immer noch in seinem Pfadfinderführungsstil, immer noch ehrerbietig gegenüber Jack.
»Zu den entscheidenden Schlachten kommt es nie unter idealen Bedingungen. Richtig, Jack?«, sagte er. »Wir können uns nicht aussuchen, wann und wo es für uns um Leben und Tod geht. Tatsache ist, wenn man je in die Lage kommt, seine Seitenwaffe zu benutzen, dann in den allermeisten Fällen in häuslicher Umgebung. Du musst dich folglich daran gewöhnen, drinnen zu schießen. Wie siehst du das, Jack?«
»Stimmt absolut«, pflichtete Jack bei. »Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.« Falls er gegen Papa immer noch einen Groll hegte, dann ließ er sich nichts anmerken. Papa bat ihn, Nikki die richtige Stellung, die leicht vorgebeugte Haltung, zu zeigen, die Bewegung der Waffe, die Ganzkörperdrehung – das alles, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern –, während er danebenstand und ihr Mut machte oder Ratschläge gab. Sie ließen sie immer wieder die Bewegungsabläufe üben.
Einmal sagte er: »Weißt du, was bei den meisten Leuten, die Schusswaffen besitzen, so dumm ist, Nikki?«
»Sie treffen sich aus Versehen selbst? Oder lassen sich die Waffen klauen?«
»Das stimmt schon.
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