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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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nicht. Und sieh mich nicht so an. Donna kennt niemanden in der Stadt – ich dachte mir, wär ganz nett, sie zum Essen einzuladen.«
    »Nach einem Fall für die Wohltätigkeit sah sie mir eigentlich nicht aus.«
    »Es war ein Informationsaustausch. Sie hat mir ein paar nützliche Hinweise gegeben.«
    »Hast du sie gebumst?«
    »Lise, du liebe Zeit …«
    »Ich darf dich so was doch fragen, oder? Wir sind Kumpel, nicht wahr? Wenn ich ein Kerl wäre, würdest du es mir sagen.«
    »Du bist aber kein Kerl, und – ob du’s glaubst oder nicht – Kerle reden nicht ständig über ihr Sexleben miteinander. Nein, ich hab sie nicht
gebumst
 – sag mal, wie alt bist du eigentlich? Zwölf? Und bevor du fragst – nein, ich hab’s auch nicht versucht. Du liebe Zeit!«
    »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen.«
    »Hast du aber. Und was macht Shane, Lise? Hast du diese Woche schon Shane gebumst?«
    Delorme lachte. »Tja, wie’s der Zufall will, hab ich, ja.«
    »Das reicht.« Cardinal stand auf und griff nach seinem Mantel. »Danke für das Chili. Dann bis morgen.«
    »Du hast mich gefragt, John.«
    »Himmel, Lise!«

[home]
    26
    D er Himmel über Black Lake war unglaublich blau, am höchsten Punkt des Gewölbes fast ein strahlendes Indigo, an den Rändern dagegen blasser. Der Mann, den sie Papa nannten, stand im Wohnzimmer und starrte, die Hände wie so oft auf dem Rücken verschränkt, aus dem Fenster. Seine Helfer, seine sogenannte Familie, waren irgendwo draußen, und Papa hatte Lloyd großzügig gestattet, aus seinem Schlafzimmer zu kommen, auch wenn er immer noch wie eine Ziege an den Knöcheln festgebunden war.
    »Erstaunlich«, sagte Papa, »was alles aus heiterem Himmel kommen kann.«
    »Sie meinen, unerwartete Ereignisse?«, fragte Lloyd. Der Theorie nach war es schwieriger, einen Mann zu töten, den man kennengelernt hat, und so bemühte er sich, mit dem Psychopathen ins Gespräch zu kommen. Niemand, der Henry kennengelernt hatte, wäre danach imstande, einen so sympathischen Menschen auszulöschen.
    Papa sprach in deklamatorischem Ton, ohne sich umzudrehen. »Buch Josua. Die Israeliten bringen den Amoritern eine vernichtende Niederlage bei und zerstreuen sie in alle Winde, als es aus heiterem Himmel Steine regnet und den Feind dezimiert.«
    »Oh, Bibelgeschichten.«
    »Cambridge, Maryland, 1828. Zwölf Tage unablässiger Regen zwingen einen Mann namens Muse dazu, mit dem Ausheben eines Grabens rund um sein Anwesen aufzuhören. Als er sich wieder nach draußen wagt, stellt er fest, dass sein Graben von Fischen wimmelt – einige davon fünfzehn, zwanzig Zentimeter lang. Verschiedene Flussbarsch-Arten. Dabei gibt es in der Gegend meilenweit keinen Fluss. Keine Erklärung, wie sie dahin gekommen sind.«
    »Vielleicht ein großer Lieferwagen«, sagte Lloyd. »Ein Naturschutz-Lkw auf dem Weg zu einem See, für den die Fische bestimmt waren. Bleibt im Unwetter stecken, muss die Fracht aufgeben.«
    »Wachen Sie auf, Lloyd, das ist neunzehntes Jahrhundert.
Frühes
neunzehntes Jahrhundert. Dreizehnter November 1833. Rahway, New Jersey. Ein Feuerregen. Die Anwohner beschreiben gallertartige brennende Klümpchen, die vom Himmel fallen. Sobald sie ausbrennen, zerfallen sie zu weißem Pulver.«
    »Es gab Munitionsfabriken in New Jersey«, sagte Lloyd. In amerikanischer Geschichte kannte er sich aus, und so wusste er davon. »Später, im Bürgerkrieg, werden sie noch wichtig.«
    »Nein, Lloyd.« Papa drehte sich um und redete wie mit einem uneinsichtigen Schüler. »Zufällig gab es an dem Tag einen Meteoritenschauer. Für mich, und ich hoffe, auch für Sie, ist es undenkbar, dass die beiden Ereignisse nicht zusammenhängen.«
    Lloyd war nicht sicher, was er antworten sollte. Bereitwillige Zustimmung kam vielleicht als Beleidigung an. Beharrte er dagegen auf einer anderen Meinung, provozierte er, egal, wie höflich er sie formulierte, vielleicht Gewalt. Er gab ein unverbindliches Brummen von sich.
    Papa wandte sich vom Fenster ab und trat näher.
    »Ich will darauf hinaus, Lloyd, dass ich zufällig ein ähnliches Phänomen bin.«
    Er zog einen Bleistiftstummel aus seiner linken Hosentasche und einen kleinen Spitzer aus der rechten. Er spitzte den Stift und steckte den Spitzer wieder weg, bevor er ein kleines schwarzes Notizbuch zückte. Er öffnete das Gummiband, dann das Büchlein, machte sich eine Notiz und steckte Notizbuch und Bleistift wieder in die Tasche. Er setzte sich an das Lloyd

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