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Eismord

Eismord

Titel: Eismord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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ist, dass Sie nicht genug trinken. Wenn Sie mehr trinken würden, gingen Sie auch häufiger in Bars. Und wenn Sie so wie ich – ganz im Interesse von Gesetz und Ordnung – häufiger in Bars gehen würden, dann wüssten Sie, dass in der Chinook Tavern der Boden mit Sägemehl bestreut ist.«
    »Na schön. Und wieso sollte das Sägemehl nur aus Kiefer und Birke bestehen?«
    »Eine ausgezeichnete Frage, Detective Cardinal, und einmal mehr kann ich Ihre Neugier befriedigen. Wissen Sie, wem das Chinook gehört?«
    »Diesem Griechen – Jimmy Kappaz.«
    »Jimmy Kappaz. Und nun raten Sie mal, wo der sein Sägemehl herkriegt?«
    »Von Kabinet Kreations? McLeod, mal angenommen, das stimmt, woher wissen Sie so was?«
    »Kabinet Kreations gehört einem gewissen Leon Kappaz – Jimmys älterem Bruder, der den Laden auch führt. Er hat den gleichen Schnauzbart – Griechen kommen, wie Sie wissen, schon damit auf die Welt, das gleiche Jagdhundgesicht. Irgendwie kam das Gespräch auf Jimmy, auf das Chinook, und er erwähnte ganz beiläufig, was er mit dem Sägemehl macht.«
    »Ich hatte immer gehofft, Sie würden mal für was gut sein«, sagte Cardinal, »aber Sie haben meine kühnsten Erwartungen übertroffen.«
    »Danke, Detective, und übrigens meinen Glückwunsch. Delorme sagt, Sie hätten den Fall Scriver gelöst.«
     
    Das Chinook hatte viele verschiedene Inkarnationen durchlaufen – von einem Landgasthof über ein Varieté bis zu einem Fischrestaurant –, doch seit zehn Jahren war es eine Art Raststätte, was besagte, dass die Musik immer live und laut war, dass es erstaunlich gute Hausmannskost gab und das etwas stärkere Gebräu der kleinen Bierbrauereien von Quebec ausgeschenkt wurde. Das Gasthaus verfügte über eine recht große Tanzfläche, die jetzt dunkel und menschenleer war. Es roch nach abgestandenem Bier und Sägemehl.
    Jimmy Kappaz saß mit trüber Miene am Ende seiner Bar und tippte Zahlen in eine Rechenmaschine. Als Cardinal ihm die Fotos von Lev und Irena Bastov zeigte, erkannte er sie auf der Stelle wieder.
    »Klar. Auffälliges Paar, beide trugen riesige Pelzmäntel. Nicht meine übliche Kundschaft.«
    »Wieso haben Sie uns nicht angerufen?«, fragte Cardinal. »Ihre Fotos waren doch in sämtlichen Zeitungen.«
    Kappaz zuckte die Achseln. »Wer liest schon Zeitung?«
    »Und Sie haben auch sonst nichts von dem Doppelmord ein Stück die Straße runter gehört?«, sagte McLeod. »Was ist mit Ihnen? Sind Sie gehirnamputiert?« Cardinal warf ihm einen Blick zu, und McLeod korrigierte sich. »Tut mir leid. Sind Sie entwicklungsmäßig ein wenig beeinträchtigt? Diesen Leuten wurde der Kopf abgeschlagen.«
    »Sicher, ich hab gehört, wie darüber geredet wurde, aber nicht sonderlich drauf geachtet. Wie gesagt, wen interessieren schon die Nachrichten?«
    Cardinal fragte ihn, ob die Bastovs mit irgendjemand anderem da gewesen seien.
    »Ja, da war einer bei ihnen. Niemand, den ich wiedererkannt hätte. Vielleicht Mitte, Ende fünfzig. Kurzes Haar.«
    »Überlegen Sie mal. Können Sie ihn vielleicht besser beschreiben?«
    »Nicht wirklich. Ich hatte alle Hände voll zu tun.«
    »Haben sie diesen Mann erst hier getroffen, oder sind die Bastovs mit ihm zusammen reingekommen?«
    Kappaz zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Die saßen am anderen Ende der Bar, ich hatte hier an diesem Ende zu tun und hab für die Kellner tausend Drinks eingeschenkt.«
    »Haben die drei den Eindruck gemacht, als wären sie Freunde?«
    »Nein. Das Paar ist gegangen, und der Typ schien sauer zu sein.«
    »Kurzes Haar, Mitte bis Ende fünfzig. Was noch?«
    »Wer weiß, was noch? Ich bin Barkeeper, kein Detective.«
    »Hey, Euclid«, sagte McLeod, »ich dachte, Griechen sind klug.«
    »Lange her. Das ist vorbei.« Er richtete seinen traurigen Blick wieder auf Cardinal. »Ist nur so ein Gefühl, aber der Kerl sah irgendwie taff aus – ich meine, wie ein Marine oder so. Als ob er einen auseinandernehmen könnte, wenn man ihm auf die Zehen tritt.«
    »Danke«, sagte Cardinal. »Hören Sie, können Sie dafür sorgen, dass heute Abend, bevor es hier richtig losgeht, jemand für Sie einspringt? Wir möchten Sie bitten, zum Revier zu kommen und mit dem Phantomzeichner zu reden.«
    »Ich sag Ihnen doch, ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Tun Sie’s trotzdem. Vielleicht sind Sie selbst überrascht.«
     
    Als sie wieder einstiegen, fuhr Cardinal auf der Island Road weiter stadtauswärts und nicht in die Stadt

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