Eisnacht
Wort verstehen, aber das war die grobe Richtung.
Plötzlich drehte sich Begley zu ihm um. »Haben Sie noch was von Perkins gehört?«
»Nein, Sir. Aber vertrauen Sie mir, er arbeitet daran. Sobald er etwas erfährt, meldet er sich.«
Begley sah zum Himmel auf. »Ich hoffe bei allen Höllenschlunden, dass wir morgen einen Hubschrauber bekommen. Ich weiß nicht, wie lange ich unseren eifersüchtigen Chief noch in Schach halten kann.« Er schnaubte verächtlich über Dutch Burton. »Zum Glück kommt er genauso wenig auf den Berg hinauf wie wir, solange die Straße versperrt ist.«
»Und Tierney kommt nicht herunter.«
»Richtig, Hoot. Wenigstens das nützt uns. Und das ist definitiv alles, was es über diese gottverfluchte Kacke Positives zu sagen gibt.«
Wes trat noch vor Scott in den Gewichteraum der Highschool. Sie mussten sich mit dem Licht bescheiden, das durch die Fenster fiel. Es war ein bedrückendes Halbdunkel. Nirgendwo gab es weiche Oberflächen, um die Kälte abzufangen. »Wenn du erst angefangen hast, wird dir schon warm.« Wes' Stimme hallte von den gekachelten Wänden wider und klang übertrieben laut.
Scott schwieg mürrisch, während er seinen Mantel abstreifte und anschließend den Reißverschluss seiner Trainingsanzugsjacke aufzog, um sie abzulegen. Darunter trug er ein ärmelloses Trägerhemd.
Wes nahm sich einen Augenblick Zeit, um den Körperbau seines Sohnes zu bewundern. Scott hatte die Statur eines geborenen Athleten. Mit langem Rumpf und langen Gliedern. Sein Körperfett lag, wenn überhaupt, bei etwa zehn Prozent. Jeder Muskel war gut entwickelt, in perfekter Spannung und zeichnete sich deutlich unter der Haut ab.
Wes beneidete Scott um seinen fast perfekten Körper. Er selbst hatte damals weniger Glück gehabt. Dank seiner Mutter waren seine Beine etwas zu kurz geraten, und er hatte eine Neigung zur Osteoarthritis, ein Erbe der väterlichen Linie, in der fast alle schon mit fünfzig gebückt und o-beinig durch die Welt geschlichen waren.
Scott hingegen war genetisch mit dem Besten aus Wes´und Doras Genen gesegnet. Von ihm hatte er die Kraft und Ausdauer, von ihr Grazie und Geschick.
Während Wes ihn zur Gewichtbank gehen sah, dachte er bei sich, dass er es damals, wäre er nur mit Scotts Körper und seiner natürlichen Begabung gesegnet, bis in die Profiliga geschafft hätte und groß rausgekommen wäre.
Scott hatte das Potenzial dazu, aber genau da lag die Krux. Der Blutdurst, der Ehrgeiz, der Hunger nach einem Wettkampf wurde nicht automatisch mit der körperlichen Überlegenheit ausgeteilt. Scott war nicht mit der unbeugsamen Entschlossenheit geboren worden, die aus einem guten Athleten einen Sieger machte, aber Wes würde verdammt noch mal dafür sorgen , dass er sie entwickelte. Er würde dem Jungen richtig Feuer unter dem Arsch machen, und wenn es das Letzte war, was er tat.
Im Moment war das Feuer eher ein laues Lüftchen. Gelangweilt brachte Scott das Warm-up mit den verschiedenen Gewichten hinter sich. »Keine dieser Hanteln wiegt so viel wie das, was auf deine Schultern drückt«, bemerkte Wes.
Scott schaute in die Spiegelwand hinter der Bank, antwortete aber nicht.
»Was ist heute Abend mit dir los?«
Scott machte weiter mit seinem Bizepstraining. »Nichts.«
»Bist du sauer, weil ich dich zum Training hergefahren habe, statt dich zu deinem Freund Gary gehen zu lassen?«
»Gary ist ein Idiot.«
»Was ist also los?«
Scott legte die Hanteln auf seine Schultern und begann mit einem Set von Kniebeugen. »Nichts ist los. Alles prima.«
»Warum schmollst du dann wie ein Vierjähriger?«
»Mann, Dad, keine Ahnung.« Er legte die Hanteln ins Gestell zurück, ohne Wes' Blick im Spiegel auszuweichen. »Glaubst du, es könnte so ein Stimmungsumschwung sein, wie man ihn kriegt, wenn man mit Steroiden vollgepumpt wird?«
Wes packte ihn am Arm, zerrte ihn herum und schubste ihn rückwärts gegen den Spiegel. Sein Finger zielte genau auf Scotts Gesicht. »Wenn du mir noch mal so frech kommst, kannst du was erleben.«
Scott lachte nur. »Als hätte ich davor Angst.«
»Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du Angst haben. Glaub mir, das wirst du.« Wes sah ihn wutentbrannt an und breitete dann die Arme aus. »Ich verstehe dich nicht, Scott. Ich verstehe nicht, wie du so undankbar sein kannst. Glaubst du vielleicht, ich hätte abends nichts Besseres zu tun, als hier rumzustehen und dir beim Training zuzuschauen? Ich tue das nur für dich.«
»Wen willst du damit
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