Eisnacht
verarschen?«, brüllte Scott zurück. »Du tust das ausschließlich für dich.«
Wes wusste aus Erfahrung, dass Scott nicht nur Doras geschmeidige Muskulatur, sondern auch ihre Neigung zur Starrköpfigkeit geerbt hatte, sobald man sie zu etwas zwingen wollte. Am liebsten hätte er seinen Sohn für seine Frechheit geohrfeigt. Aber er zügelte seinen Zorn und gab sich alle Mühe, vernünftig zu klingen.
»Du irrst dich, mein Sohn. Okay, klar«, sagte er, bevor Scott ihn unterbrechen konnte, »ich gebe zu, es tut meinem Ego gut, dass du der Stärkste, der Schnellste und der Beste bist, aber…«
»Aber du interessierst dich einen Scheiß für mich.« Wes war ehrlich bestürzt. »Wie kannst du das sagen, nachdem ich so viel für dich getan habe?«
»Heute hast du jedenfalls nichts für mich getan, oder? Als diese FBI-Agenten mich fragten, warum Millicent und ich Schluss gemacht haben, habe ich auf dem heißen Stuhl gesessen, nicht du. Ich durfte eine blöde Rechtfertigung zusammenstammeln, während du bloß dagesessen hast und kein verfluchtes Wort über die Lippen gebracht hast.«
Betont leise sagte Wes: »Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich ihnen die Wahrheit erzählt hätte?« Er sah ein unsicheres Flackern in den Augen seines Sohnes und nutzte es aus. »Wir haben nie darüber gesprochen. Glaubst du, es wäre eine gute Idee, das ausgerechnet jetzt vor ihnen durchzuhecheln? Und vor deiner Mutter? Wäre es dir nicht ein bisschen peinlich gewesen, wenn sie erfahren hätten, dass deine Freundin mich attraktiver fand als dich?«
»Das ist nicht wahr.«
Wes lachte leise. »Sie hat damals was anderes gesagt. Du warst dabei. Du hast es selbst gesehen. Hat es für dich so ausgesehen, als würde sie sich langweilen oder mich runterschubsen wollen?«
Er sah, wie Scott die Fäuste ballte. Sein Gesicht war gerötet, und nicht, weil er sich beim Aufwärmtraining so angestrengt hätte. Er war außer sich vor Wut. Sein Atem ging schnell und flach, so als könnte er jeden Moment explodieren.
Wes wünschte, er würde es tun. Nichts hätte ihm besser gefallen, als wenn sich Scott mit ihm angelegt und ihn mit aller Kraft zu besiegen versucht hätte. Es hätte dem jungen gut getan, seinem Zorn richtig Luft zu machen. Er hätte es gern gesehen, wenn sich Scott endlich wie ein Mann benommen hätte und nicht wie die bibbernde Memme, zu der Dora ihn erzogen hatte.
Dann sah er voller Enttäuschung, beinahe Abscheu, wie Tränen in die Augen seines Sohnes traten.
»Du hast es so arrangiert, dass ich euch überraschen musste«, beschuldigte ihn Scott.
Wes stritt das nicht ab. »Es wurde Zeit, dass dir jemand die Augen öffnete und zeigte, was für eine Schlampe das Mädchen war, das dich so ga-ga gemacht hat.«
»Das stimmt nicht. Du… du…«
»Ich habe ein paar zweideutige Bemerkungen fallen lassen, sie hat das als Angebot gedeutet. Sie war keine unschuldige Jungfrau, Scott. Ich habe sie zu nichts gezwungen. Scheiße, ich brauchte mich nicht mal besonders anzustrengen. Sie wusste genau, worauf sie sich einließ, als sie an dem Abend in mein Büro kam. In ihr Höschen zu kommen war ein Kinderspiel. Genau gesagt trug sie gar kein Höschen, und sie hat dafür gesorgt, dass ich es weiß.
Wenn du einen Moment aufhören könntest, sauer auf mich zu sein, und stattdessen über die Geschichte nachdenken würdest, würdest du begreifen, was das über sie aussagt. Schon bevor ich sie berührt hatte, hatte sie mit dem Gedanken gespielt, es mit Vater und Sohn zu treiben.«
»Du bist ekelhaft.«
»Ich? Ich bin ekelhaft? Wieso bin ich der Bösewicht? Sie war diejenige, die alles ausprobieren wollte, die Spaß haben wollte. Ich habe es nur für dich getan.«
»Was… was für eine Scheiße!«, spie Scott ihm entgegen. »Du hast es nur getan, um mir zu zeigen, dass du es tun kannst.«
Wes versuchte die Hand auf Scotts Schulter zu legen, doch als der sie abschüttelte, sagte er wütend: »Hör zu, du hättest mir garantiert nicht geglaubt, wenn ich dich zur Seite genommen und dir erklärt hätte, dass deine Süße ein Flittchen ist, oder? Stimmt's? Nein. Damit du mir glaubtest, musstest du es mit eigenen Augen sehen. Ich wusste, dass du mit ihr Schluss machen würdest, wenn du uns beide zusammen sehen würdest.«
»Dein Plan ist wunderbar aufgegangen«, feixte Scott.
»Das ist er, verdammt noch mal. Es war aus einer ganzen Reihe von Gründen besser für dich, sie loszuwerden. Ich habe dir einen Gefallen getan.«
»Du hast meine
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