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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Wise.« Begley machte eine Hundertachtziggraddrehung und marschierte auf die Tür zu. Hoot sprang vor, um sie aufzureißen, und folgte seinem Chef hinaus. Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, ließen sie die Masken fallen. »Glauben Sie, die Männer haben mir diesen Quark abgekauft?«
    »Schwer zu sagen, Sir«, erwiderte Hoot.
    »Na ja, jedenfalls sind sie eine Weile damit beschäftigt, die ganze Sache zu bereden und vor allem die Anführer zu wählen. Mit etwas Glück haben wir Ms Martin bereits gerettet und Mr Tierney in Gewahrsam genommen, bis sie damit fertig sind.« Begley stutzte. »Scheiße. Sie sind nicht dazu gekommen, das Telefon zu benutzen.«
    »Perkins hat mich nicht angepiepst. Wenn es was Dringendes gibt, wird er sich mit mir in Verbindung setzen. Bis dahin versuche ich weiter, ihn per Handy zu erreichen.«
    »Was halten Sie davon, dass Burton und Wes Hamer verschwunden sind, Hoot?«
    »Keine Ahnung, Sir.«
    »Mir gefallt das nicht. Mir gefallt das überhaupt nicht, verfluchter Scheißdreck.«
    Hoot öffnete die Fahrertür. »Wohin, Sir?«
    »Zum Drugstore. Dort scheinen die beiden meistens rumzuhängen. Fangen wir dort mit der Suche an.« Bevor sie ins Auto stiegen, sah Begley zum klaren Himmel auf. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich wünschte, es würde noch schneien. Als es noch geschneit hat, wusste ich wenigstens, wo jeder steckt.«
    Marilee glaubte nicht, dass es noch schlimmer kommen konnte. Sie täuschte sich.
    Dora Hamer tauchte vor ihrer Türe auf, völlig aufgelöst, als wäre sie gerade aus dem Irrenhaus geflohen, und nur in einen Bademantel gehüllt, dessen Saum nach ihrem Marsch durch den Schnee völlig durchnässt war. An den Füßen hatte sie nur ein Paar Pantoffeln. Ihre knallroten, nackten Füße sahen wund aus. Marilee hatte noch nie jemanden so außer sich gesehen.
    Marilee hatte die Tür noch nicht ganz geöffnet, da rief Dora schon: »Ist Scott hier?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wo er ist? Bitte, ich flehe Sie an. Sagen Sie es mir, wenn Sie wissen, wo er steckt.«
    Marilee fasste Doras Hand, zog sie ins Haus und schob sie vor den Kamin. »Setzen Sie sich, und erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Dora setzte sich keineswegs, sondern marschierte auf und ab und zerrte dabei mit der einen Hand an ihren Haaren, während die andere ein liniertes Blatt umkrampfte. Der linke Blattrand war gezackt, als wäre die Seite aus einem Spiralblock gerissen worden. »Was ist das?«, fragte Marilee.
    »Eine Nachricht, die ich in Scotts Zimmer gefunden habe. Bei uns war vorhin die Polizei.«
    »Die Polizei?«
    »Einer von Dutchs Männern, der nach ihm und Wes gefragt hat«, erläuterte sie ungeduldig. »Das ist nicht wichtig. Als er weg war, bin ich in Scotts Zimmer gegangen, um nach ihm zu sehen. Das Zimmer war leer. Stattdessen habe ich das hier gefunden.« Sie wedelte mit dem Zettel vor Marilees Gesicht herum. »Stimmt das?«, fragte sie unter Tränen. »Sind Sie seine Geliebte?«
    Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, antwortete Marilee leise: »Seit ein paar Monaten.«
    Dora hörte auf, im Kreis zu gehen, und starrte sie mit offenem Mund an. »Wie konnten Sie nur? Was stimmt nicht mit Ihnen?«
    »Mrs Hamer, bitte«, beschwichtigte Marilee vorsichtig. Sie machte sich mehr Sorgen um die geistige Verfassung der anderen Frau als wegen der Anschuldigungen, die sie ihr machen würde. Dora schien kurz vor dem Kollaps zu stehen. »Ich werde Ihnen alles erzählen, was Sie über meine Beziehung mit Scott wissen wollen. Aber das kann ich nicht, solange Sie mich anschreien. Bitte.«
    Sie deutete auf die beiden Sessel vor dem Feuer, doch Dora schlug ihre Hand beiseite. Der Schlag schmerzte, aber Marilee behielt Haltung, denn sie wusste, dass eine von ihnen das tun musste. »Was steht auf dem Zettel?«
    »Was heute früh passiert ist.«
    »Es war sehr hässlich. Da gibt es nichts zu beschönigen.«
    »Tja, Sie können stolz auf sich sein«, feixte Dora zynisch. »Mit Ihrem schamlosen Verhalten haben Sie das hier ausgelöst.«
    Sie streckte Marilee den Zettel hin. Nachdem ihn Dora so fest in der Faust gehalten hatte, war er zerknüllt und feucht. Noch während Marilee ihn glatt strich, erkannte sie Scotts Handschrift.
    Die Nachricht war an seine Eltern gerichtet. Die erste Zeile erschreckte sie: »Ich weiß, ihr werdet mir nie vergeben, was ich getan habe.« Sie las den Satz laut vor und sah dann Dora an. »Was meint er damit? Was hat er so Unverzeihliches

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