Eisnacht
Agenten warteten auf ihre Antwort. »William ist vor einer Stunde weggegangen.« Sie hatte in ihrem Zimmer gewartet, bis sie gehört hatte, wie er das Haus verließ und in seinem Auto wegfuhr. »Ich dachte, er wäre wieder in den Laden gefahren. Wenn er nicht dort ist, kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Was wollen Sie von ihm?«
»Genau gesagt suchen wir nach einigen seiner Kunden. Zum einen nach Ihrem Mann, Mrs Hamer.« An Dora gewandt, fragte Wise: »Können Sie uns sagen, wo er ist?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Er und Dutch waren vorhin hier«, sagte Marilee. »Zusammen mit William. Ich konnte hören, wie sie etwas von ein paar Schneemobilen redeten. William hat neulich welche bei einer Auktion ersteigert.«
Die gedämpfte Unterhaltung im Flur war durch ihre Schlafzimmertür gedrungen. Sie war wegen Scott so untröstlich gewesen, dass sie nicht auf die lauter werdenden Stimmen gehört hatte, und es hatte sie auch nicht interessiert, was die drei zu bereden hatten, doch dieses eine Wort war hängen geblieben. »Wenn ich es mir recht überlege, waren Wes und Dutch angezogen, als wollten sie Skifahren gehen.«
Begley tauschte mit Wise einen Blick, bei dem ihr mulmig wurde.
»Bitte, meine Herren, worum geht es?«
»Um den Cleary Peak«, sagte Begley. »Und um Mr Tierney?«
»Haben die beiden ihn oder den Gipfel erwähnt, während sie sich mit Ihrem Bruder unterhielten?«, fragte Agent Wise. »Ich glaube nicht.«
»Kennen Sie sich auf dem Berg aus, Ms Ritt?«
»Sehr gut. Ich bin dort aufgewachsen, auf der Westseite kurz unter dem Gipfel, genau gesagt.«
»Westseite? Wie kommt man von hier aus dorthin? Führt die Mountain Laurel Road um den Berg herum?«
»Nein. Es gibt noch eine zweite Straße auf der Westseite. Inzwischen kann man sie allerdings kaum noch als Straße bezeichnen. Vor einigen Jahren wurden mehrere Abschnitte bei einem Murenabgang mitgerissen. Die Straße wird so wenig benutzt, dass sie seither nicht mehr geteert wurde.«
»Aber ein Schneemobil käme dort hinauf?«
»Ich kenne mich nicht mit Schneemobilen aus, aber ich nehme an, dass das ginge.« Sie sah nacheinander beide Agenten an. »Glauben Sie, dass Wes und Dutch hinaufgefahren sind, um Mr Tierney zu fassen?«
Begley beantwortete ihre Frage zwar nicht, aber er sagte: »Wir warten noch auf einen Helikopter aus Charlotte. Hoffentlich kommen wir auf den Berg, bevor jemand auf die Idee kommt, sich über das Gesetz zu stellen.«
Er sah Dora an. »Wären Sie bereit, Mr Hamer anzurufen und ihn zu warnen, nichts Unüberlegtes zu tun?«
»Das wäre ich natürlich, aber ich habe schon versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen, und ich bin nicht durchgekommen. Ich muss ihm das mit Scott erzählen, aber…«
»Was ist mit Scott?« Begleys bohrender Blick schüchterte sie so ein, dass Dora unwillkürlich einen Schritt zurück machte. »Mrs Hamer«, sagte er, »hat sich Scott so sehr über die Fragen aufgeregt, die wir ihm gestern nach Millicent gestellt haben?«
»Nein.«
Die Antwort war schwach und haltlos, was Begley sofort nachsetzen ließ. »Ehrlich gesagt hatten wir das Gefühl, dass Scott, nein, dass Sie alle Informationen zurückgehalten haben, die für unsere Ermittlungen wichtig sein könnten.«
Wise sagte: »Vielleicht weiß er mehr über Millicents Verschwinden…«
»Dass seine Gefühle so in Aufruhr sind, hat nichts mit Millicent zu tun«, mischte sich Marilee ein. Die Männer sahen sie gespannt an. »Ich kann nicht zulassen, dass Sie Ihre Zeit mit etwas vergeuden, das nichts mit dem Fall zu tun hat.« Sie zögerte und sagte dann: »Scott ist außer sich, weil sein Vater und mein Bruder ihm Steroide gespritzt haben. Er will aufhören, sie zu nehmen, und er weiß, dass Wes ihm die Hölle heiß machen wird, falls er es tut. Außerdem…«
Sie verstummte, atmete tief durch und faltete dann fest die Hände. »Außerdem wurden Scott und ich heute früh zusammen im Bett erwischt.« Sie registrierte das Entsetzen der beiden und ergänzte: »Alles, was Sie daraus schließen, stimmt. Wir sind ein Liebespaar.
Heute Morgen hat er eine beunruhigende Nachricht in seinem Zimmer zurückgelassen.« Ohne Dora um Erlaubnis zu fragen, reichte Marilee den Zettel an Begley weiter, der ihn durchlas und dann an Wise weitergab. Begleys Miene machte ihr nicht eben Mut.
Wise fand als Erster die Sprache wieder, und selbst er musste sich erst räuspern. »Glauben Sie, dass er in der Nachricht auf Ihre, äh, Beziehung anspielt?«
»Ich nehme es an,
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