Eisnacht
fiel, das Gerücht breitete sich aus wie ein Lauffeuer, schließlich sogar übers Radio, und was jetzt geschieht, steht in keinem Verhältnis mehr. Wir sind nach Cleary gekommen, um mit ihm zu sprechen und um ein paar Punkte klarzustellen, damit wir ihn als Verdächtigen ausschließen können.«
Aus den hinteren Reihen meldete sich eine körperlose Stimme. »Mehr wollen wir auch nicht. Mit ihm sprechen.« Die Männer reagierten mit leisem Lachen auf die ironische Bemerkung.
Unübersehbar verärgert über die Unterbrechung, sagte Begley: »Man braucht keine Gewehre mit Zielfernrohr, um mit jemandem zu sprechen. Innerhalb einer Stunde wird ein Hubschrauber hier landen. Ich werde damit auf den Mount Cleary fliegen. Falls Tierney sich tatsächlich in der Hütte aufhält, die bis vor Kurzem Chief Burton gehört hat, werden wir ihn bitten, mit uns zu kooperieren, und ihn anschließend nach den Regeln der Jurisprudenz vernehmen. Man wird ihm keine seiner verfassungsmäßigen Rechte vorenthalten.
Genau so wird es gemacht. Und nur so wird es gemacht, Mr Gunn. Falls Sie und Ihre Freunde versuchen, unsere Arbeit zu beeinträchtigen oder die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen, werde ich alle notwendigen Mittel einsetzen, um Sie zur Vernunft zu bringen. Dies hier ist ein Polizeieinsatz. Und als solcher…«
»Wo steckt dann die gottverdammte Polizei?«, fragte Gunn zornig.
»Verzeihung?«
Gunn schwenkte ausladend den Arm. »Diese Männer sind heute Morgen hergekommen, um Ihnen und der Polizei ihre Zeit und ihre Hilfe anzubieten. Aber unser Chief ist nirgendwo aufzutreiben.«
Hoot war genauso verdattert wie Begley. »Was soll das heißen, er ist nirgendwo aufzutreiben?«
»Genau das«, erwiderte Gunn. »Seine eigenen Leute haben nichts von Dutch gehört oder gesehen, seit er gestern Nacht erklärt hat, dass er heimfahren und sich aufs Ohr legen würde.«
»Er hat gesagt, wir sollten ihn holen, wenn wir ihn brauchen.« Officer Harris tauchte aus der Menge auf. Er hatte seine Uniform gegen einen gefütterten Overall und eine mit Vlies gefütterte Kappe getauscht, wie sie fast alle im Raum trugen, und war bis jetzt nicht zu erkennen gewesen. »Ich bin gerade von seinem Haus zurückgekommen. Sieht so aus, als wäre länger niemand dort gewesen. Es liegt nicht mal Asche im Kamin.«
Begley warf Hoot einen besorgten Blick zu. »Vielleicht weiß Wes Hamer…«
Ehe Begley seinen Satz beenden konnte, schüttelte Harris den Kopf. »Der ist auch wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe auf dem Rückweg bei seinem Haus Halt gemacht. Mrs Hamer sagte, dass Mr Hamer gestern Nacht erst spät heimgekommen sei, ein paar Stunden geschlafen habe und vor der Morgendämmerung wieder aufgebrochen sei.«
»Wusste sie, wohin er wollte?«
»Sie sagt, nein.«
Hoot gefiel das alles nicht, es gefiel ihm überhaupt nicht. Begleys düsterer Miene nach zu urteilen, gefiel es seinem Chef genauso wenig. Er überlegte ein paar angespannte Sekunden und sagte dann knapp: »Officer Harris.«
»Ja, Sir?«
»Solange Ihr Chief abwesend ist und bis Sie neue Order von mir erhalten, sind Sie dafür verantwortlich, diese Männer zu koordinieren. Ich will, dass Sie ein offizielles Such und Rettungskommando zusammenstellen. Zuerst sorgen Sie dafür, dass alle mit genügend Proviant und der nötigen Ausrüstung ausgestattet sind. Und damit meine ich alles. Munition. Wechselkleidung. Kompass. Essen. Wasser. Viel Wasser. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass da draußen jemand wegen Wassermangel in Ohnmacht fällt.«
»Wird erledigt, Sir.«
»Ich will, dass alle ausgerüstet und jederzeit einsatzbereit sind.«
»Ja, Sir.« Dann überschattete sich der Blick des jungen Mannes verwirrt.
»Um was zu tun, Sir?«
»Das weiß ich erst, wenn ich die Gegend im Hubschrauber überflogen habe. Wir bleiben über Polizeifunk in Verbindung, darum möchte ich, dass Sie hier die Stellung halten. Dies hier ist die Kommandozentrale. Vielleicht kommen noch ein paar Nachzügler, wir brauchen jeden Freiwilligen, den wir bekommen können. Dürfte ich einen Vorschlag machen?«
»Äh, ja, Sir.«
»Meiner Erfahrung nach lassen sich Männer ohne entsprechende Ausbildung am besten koordinieren, wenn man kleinere Gruppen bildet und jeweils einen Gruppenführer benennt. Aber wählen Sie diese Gruppenführer mit Bedacht, denn die Männer sind Ihnen gegenüber verantwortlich. Nur ein Vorschlag. Natürlich können Sie ganz nach Belieben verfahren.«
»Ja, Sir.«
»Agent
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