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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hatte sich über die Verzögerung geärgert, aber die Gelegenheit genutzt, um sein Handy herauszuholen. Als er sah, dass er wieder Empfang hatte, hatte er hastig die Handschuhe von den Fingern gezerrt und Lillys Nummer eingegeben.
    Wes hatte fertig gepinkelt und pflügte gerade durch den Schnee zu ihm zurück, als er Dutch rhetorisch fragen hörte, warum sie nicht ans Telefon ging. »Versuch's noch mal«, riet er.
    Dutch drückte die Wahlwiederholung und kam zu demselben unbefriedigenden Ergebnis. »Zieh keine voreiligen Schlüsse, Dutch. Dass sie nicht ans Telefon geht, muss nicht heißen… ach, du weißt schon. Es kann viele Gründe haben.«
    Dutch nickte, aber ohne innere Überzeugung.
    Wes, der unerschütterliche Optimist, meinte: »Vielleicht hat sie versucht, dich anzurufen.«
    Dutch schattete das Handy mit der Hand ab, damit er das Display erkennen konnte. Von Lilly waren keine unbeantworteten Anrufe eingegangen, dafür drei vom Polizeirevier, und zwar im Minutenabstand. Bestimmt rätselten seine Männer, wo er abgeblieben war. Widerwillig drückte er die Rückruftaste. Augenblicklich wurde abgenommen, aber im Hintergrund herrschte solcher Lärm, dass bei der schlechten Verbindung kaum etwas zu verstehen war.
    »Chief?«, fragte der Kollege in der Zentrale. »Können Sie mich hören?«
    Machte er Witze? Wahrscheinlich konnten sie ihn bis nach China hören.
    »…nach Ihnen gesucht. Der… FBI-Hubschrauber ist gelandet… Footballfeld… schnell, sonst… ohne Sie.«
    Dutch drückte das Gespräch weg. Er konnte später immer noch behaupten, keinen Empfang mehr gehabt zu haben, die Nachricht wegen der vielen Unterbrechungen nicht verstanden zu haben, nichts von der Ankunft des Hubschraubers mitbekommen zu haben.
    »Begley hat seinen Helikopter«, sagte Wes, der die aufgeregte Stimme des Polizisten in der Zentrale gehört hatte.
    Dutch nickte grimmig und wählte ein letztes Mal Lillys Nummer, um fluchend aufzulegen, als wiederum ihre Mailbox ansprang.
    »Ich begreife das nicht«, sagte er verärgert. »Will sie nicht gerettet werden?«
    »Sie weiß nicht, dass Tierney Blue ist«, rief ihm Wes ins Gedächtnis.
    »Ich weiß, aber sie war…«
    »Hör mal!« Wes hob die Hand. »Hast du das gehört?«
    »Was?«
    »Psst.«
    Dutch zog die Ohrenklappe hoch und lauschte angestrengt. Aber er hörte nur das Rauschen des Windes und hin und wieder ein dumpfes Klatschen, wenn ein Schneeklumpen von einem Ast geweht wurde und auf dem Boden landete. Nach dreißig Sekunden sagte er: »Ich höre nichts.«
    »Ich auch nicht mehr. Aber ich dachte, ich hätte was gehört.«
    »Und wie hat es sich angehört?«
    »Wie die hier.«
    »Wie ein Schneemobil? Unmöglich. Jedenfalls ist es keines von Ritt. Ich habe die Schlüssel für alle vier.« An dem Schlüsselring, den William ihm ausgehändigt hatte, hingen vier Schlüssel für vier Schneemobile. In der Garage war es ein Kinderspiel gewesen festzustellen, welche beiden Schlüssel sie für die Schneemobile brauchten, die sie nehmen wollten. Den Schlüsselring hatte er immer noch in einer Tasche seines Skianzugs.
    Wes schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich war es nur Einbildung. Diese Dinger sind so verflucht laut, dass sie komische Sachen mit deinen Ohren anstellen. Jedenfalls hast du gerade gesagt, dass Lilly…«
    »Sie ist seit zwei Tagen da oben. Gestrandet. Ohne Strom. Warum hat sie ihr Handy nicht in der Hand und schaut immer wieder nach, ob jemand angerufen hat oder ob sie wegrufen kann?«
    »Sollte man meinen«, gab Wes zu. »Aber vielleicht hat sie da oben keinen Empfang. Vielleicht ist auch der Akku tot.«
    »Oder sie.«
    »Dutch…«
    »Oder vielleicht verletzt.« Oder vielleicht lag sie eng zusammengekuschelt mit Tierney im Bett und wollte sich von einem läutenden Handy nicht stören lassen. Vielleicht war sie gar nicht verletzt, wenn sie sie fanden, sondern frisch, gesund und völlig entspannt, weil sie sexuell so ausgefüllt war. Er sah Wes an und erkannte, dass er das Gleiche dachte.
    »Wenn sie durchkommen würde, würde sie versuchen, dich anzurufen, Dutch. Da bin ich sicher.«
    Bevor er der Versuchung nachgeben konnte, Wes den Abhang hinunterzustoßen, weil er ihm zuredete wie einem Geisteskranken, zog Dutch seine Skihandschuhe wieder an. »Wenn du vorausfahren willst, dann leg Tempo zu.«
    Wes ging zu seinem Schneemobil. »Schneller geht es nicht. Diese Serpentinen sind mörderisch.«
    »Das hast du schon gewusst, als du gesagt hast, dass du mitkommen willst.

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