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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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viel Eis und Schnee darauf angesammelt hatten, baute er darauf, dass ihm kaum jemand begegnen würde. Ein zweiter Vorteil war, dass sie im Unterschied zu der anderen Straße nicht in die Main Street mündete. Wenn er das Straßenende am Fuß des Berges erreicht hatte, wäre er mehrere Meilen vom Stadtzentrum entfernt und würde daher nicht so leicht entdeckt, bevor er sich irgendwo verstecken und überlegen konnte, was er weiterhin unternehmen sollte.
    Er zog das Handy aus der Manteltasche. Es meldete zwar, dass es Empfang hatte, aber der Akku war so gut wie leer. Er hatte sich während der zwei Tage, in denen er es angeschaltet gelassen hatte, entleert. Er konnte nirgendwo anrufen. Alle anderen konnten wieder telefonieren, nachdem das Netz wieder stand. Das sah nicht gut für ihn aus.
    Höchste Zeit zu verschwinden.
    Er trat aus dem Schutz der Bäume auf die Straße. Es war ein beschwerlicher Weg, aber die Anstrengung war nicht zu vergleichen mit der Schwierigkeit, sich durch den Wald zu schlagen. Er zog den Kopf ein gegen den ungestümen Wind, der gnadenlos durch seine viel zu dünnen Sachen schnitt. Der Schnee war so blendend weiß, dass er die Augen praktisch zukneifen musste, um überhaupt etwas zu erkennen. Er konzentrierte sich ausschließlich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er konnte weder die linke noch die rechte Seite besonders belasten, weil beide gleich wehtaten.
    Er versuchte nicht an Lilly zu denken.
    Denn sobald er das tat, zweifelte er an seiner Entscheidung, sie zurückzulassen.
    Er hatte wirklich keine Wahl. Er konnte sie nicht mitnehmen.
    Gott verflucht, warum war sie nur in den Schuppen spaziert und hatte in diese Kiste gesehen? Sie…
    Er blieb unvermittelt stehen und lauschte in der Hoffnung, dass ihn seine Ohren getäuscht hatten. Über dem lauten Rauschen seines Atems und dem Heulen des Windes konnte er ein Geräusch ausmachen. Ein näher kommender Motor. Ein Schneemobil? Nein, nicht nur eines. Mindestens zwei. Die lauter wurden, näher kamen. Nein, nicht näher. Hierher!

Kapitel 31
    Die Rotoren ließen einen Tornado aus Schnee und Eisgeschossen aufsteigen. Aus dessen Mitte trat ein Mann in einem schwarzen, schusssicheren Kampfanzug und Stiefeln, die auf den ersten Blick verrieten, dass ihr Träger keinen Spaß verstand. Mumm und Entschlossenheit hätten seine Vornamen sein können. Er marschierte auf Begley und Wise zu, die am Rand des Spielfelds vor der Trainerbank der Fighting Cougars standen.
    »Morgen, Sir«, brüllte er Begley über dem Lärm des Helikopters zu.
    »Collier.« Begley schüttelte seine Hand.
    Hoot kannte Collier vom Hörensagen. Collier war ein angesehener Agent, der letztes Jahr in Quantico das Geiselrettungstraining und die taktische Fortbildung absolviert hatte. Man hörte gerüchteweise, dass er sich für das Einsatzkommando Critical Incident Response Group beworben hatte. Nur die Besten und Härtesten unter den Harten fanden Aufnahme in der elitären CIRG.
    »Kennen Sie Agent Wise?«
    »Nur vom Sehen.«
    Hoots Finger wurden von einer Hand in einem schwarzledernen Abseilhandschuh umklammert, dessen abgeschnittene Fingerkuppen das Schießen erleichterten. Noch nie war Hoot einem solchen Kleidungsstück so nahe gekommen.
    »Special Agent Wise hat Wegekarten und topographische Karten des Berges.«
    »Danke, Sir. Wir haben selbst welche mitgebracht.«
    »Wie viele Männer sind dabei?«
    »Zwei Männer aus meinem Team plus der Pilot. Er ist einer von uns.«
    Der Bell-Helikopter gehörte dem Police Department von Charlotte. Sie hatten ihn schon früher benutzt, Begley mochte ihn. Er war schnell, wendig, sicher. Er wusste, dass der Hubschrauber ein Siebensitzer war, den Pilotensitz eingeschlossen. Die Rechnung war leicht. Wenn sie Lilly Martin und Tierney mitnehmen würden, hätten sie auf dem Rückflug nicht mehr genug Platz für alle. Sie müssten jemanden zurücklassen und später abholen. Aber nachdem es nur ein kurzer Flug war, sah er darin kein Problem.
    Collier sagte: »Wie ich gehört habe, haben wir den Auftrag, einen weiblichen und einen feindseligen Zivilisten an Bord zu bringen?«
    »Ob er feindselig ist, wissen wir nicht. Im Moment ist es ausschließlich ein Rettungseinsatz. Wir sehen, was passiert, wenn wir oben sind.«
    »Wir?«
    »Hoot und ich kommen mit.«
    »Dazu besteht keine Notwendigkeit, Sir. Wir können über Funk…«
    »Negativ«, beschied ihm Begley, noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte. »Wir kommen mit.«
    Jeder im FBI

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