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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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seine Erinnerungen versunken, starrte er ms Leere. »Bis zum letzten Moment ging es immer nur um sie. Immer wieder rief sie weinend: ›Warum tust du mir das an? Ich dachte, du magst mich!«
    Als ich sie zu dem alten Haus hochfuhr, versuchte ich ihr zu erklären, dass sie ein schrecklicher Mensch war, dass sie andere ausnutzte, sie grundlos verletzte, mit ihren Gefühlen spielte. Ich erzählte ihr, dass sie andere zugrunde richten würde und es darum verdient hatte, zugrunde gerichtet zu werden. Aber«, er seufzte, »ich glaube nicht, dass sie das verstanden hat.«
    Einen Moment schien er zu sinnieren, dann sagte er: »Gerade als ich sie begraben wollte, bekam ich den Anruf eines Elektrikers, mit dem ich seit Monaten vergeblich einen Termin zu vereinbaren versuchte. Er erklärte mir, dass er jetzt unterwegs zu unserem Haus sei. Darum musste ich sie irgendwo verstauen, bevor er auftauchte. Ich wusste, dass ihr diese Hütte verkauft hattet, und ich hatte auch mitbekommen, wie Dutch erzählt hatte, ihr hättet den Schuppen schon ausgeräumt. Es war das nächstliegende und praktischste Versteck, das mir auf die Schnelle einfiel.
    Ich traf mich mit dem Elektriker und besprach mit ihm, was alles gemacht werden musste. Bis wir fertig waren, war es dunkel, und ich musste in die Stadt zurück. Ich beschloss, dass Millicent noch ein, zwei Tage in eurem Schuppen bleiben konnte. Ich kam nicht mehr herauf, bevor der Sturm aufzog.«
    Plötzlich hörten sie mehrere Schüsse. Nicht näher als zuvor.
    »Ich frage mich, was das zu bedeuten hat«, meinte William rhetorisch.
    Lilly fragte sich das ebenfalls. Sie zermarterte sich den Kopf auf der Suche nach einer weiteren Frage, mit der sie William ablenken konnte. Aber ehe sie eine formulieren konnte, stellte er eine an sie. »Stimmt es, dass du Tierney schon vor Monaten kennen gelernt hast?«
    »Letzten Juni.«
    »Dutch war zu Recht eifersüchtig, stimmt's? Ich brauche dich nur anzusehen, wenn ich Tierneys Namen erwähne. Plötzlich wird dein Blick ganz glasig und sehnsüchtig.« Sein Blick wanderte zu den zerwühlten Laken auf der Matratze vor dem Feuer hinüber. Als seine Augen wieder auf sie gerichtet waren, zog er voller Verachtung die Stirn in Falten. »Schöne Menschen. Ihr findet euch immer, nicht wahr? Für uns andere habt ihr doch keinen Blick übrig.«
    »Ich war nie unfreundlich zu Ihnen.«
    »Aber wenn du mit mir in dieser Hütte festgesessen hättest, würde das Bettzeug nicht nach Sex stinken.«
    »William…«
    »Halt den Mund! Jetzt rede ich!«
    Sie schloss den Mund und ließ Um reden.
    »Ist dieses Ende nicht ironisch und auf geradezu romantische Weise poetisch - dass ihr beide sterben werdet und jeder glaubt, Tierney hätte dich getötet, wo er doch in Wahrheit dein Liebhaber war? Siehst du den Witz darin? Ist das nicht köstlich? Nur eines will mir nicht in den Kopf. Warum hat er dich mit Handschellen gefesselt?«
    Damit ich nicht versuche, ihn anzugreifen oder vor ihm zu fliehen, nachdem ich Millicents Leiche gesehen habe, dachte sie. Tierney wollte verhindern, dass sie etwas tat, das eine tödliche Asthmaattacke auslösen konnte. Um das zu erreichen, hatte er zu einer ebenso verzweifelten wie zeitsparenden Maßnahme gegriffen. Das war ihr jetzt klar. Inzwischen war ihr vieles klar. Auch dass sie Tierney schon seit dem Tag liebte, an dem sie sich erstmals begegnet waren. Außerdem wusste sie jetzt, dass er sie liebte.
    Leise und mit Tränen in den Augen sagte sie: »Er hat versucht, mir das Leben zu retten.«
    »Bedauerlicherweise für dich ist sein Versuch fehlgeschlagen.«
    So schnell, dass sie es kaum mitbekam, hatte er das blaue Band um ihren Hals geschlungen und zugezogen. »Nicht! Bitte!«
    Er lächelte sie grausam an und zog das Band straffer. »Ich bin mir sicher, dass du genau weißt, wie nutzlos dein Flehen ist. Ich werde dir sagen, was ich zu allen gesagt habe. Du wirst sterben.«
    Sie versuchte ihn zu treten, aber er setzte sich auf ihre Schenkel, presste ihre Beine auf den Boden und verstärkte den Druck auf das Band. »Es wird nicht lange dauern. Dein Asthma wird , die Sache beschleunigen. Aber bitte tu mir den Gefallen und stirb schnell, ich höre nämlich schon den Helikopter zurückkommen.«
    Tatsächlich hörte auch Lilly das Rattern, das allerdings noch Minuten entfernt sein konnte. Das Band schnitt schmerzhaft in ihre Haut. Ihre Finger krümmten und entspannten sich rhythmisch, so rang sie um Atem. Ihr Oberkörper dehnte sich, um Luft zu

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