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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ihm zu widersprechen.
    »Torrie Lambert wird ewig bereuen, dass sie mich einen perversen kleinen Widerling genannt hat.«
    Er atmete schwer vor Aufregung. Oder Vorfreude, was noch beängstigender war. Leise sagte sie: »Torries Haarband wurde Ihr Markenzeichen.«
    »Wenn man es so nennen will, ja.«
    »Sie haben es nach Tennessee gebracht, um eine falsche Spur zu legen?«
    Er verzog bedauernd das Gesicht. »Mir war nicht bewusst, dass ich die Staatsgrenze überschritten hatte. Im Wald sieht alles gleich aus. Aber ja, ich habe es aus der nächsten Umgebung entfernt, um die Spurensucher abzulenken.«
    »Erzählen Sie mir von den anderen vier. Waren das auch Zufälle?«
    »Nein, die waren so geplant.«
    »Wie haben Sie sie ausgewählt?«
    »Du siehst das ganz falsch. Sie haben mich ausgewählt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Carolyn Maddox' kleiner Sohn ist zuckerkrank. Sie konnte sich das Insulin für ihn nicht leisten, und sie konnte keine Krankenversicherung abschließen. Deshalb kam sie zu mir und flehte mich um Hilfe an.«
    »Sie haben ihr die Medikamente gegeben, die ihr Sohn brauchte.«
    »Und obendrein Trost und Zuspruch. Aber was ich auch tat oder sagte, sie wollte mich nicht haben. Jedenfalls nicht so«, sagte er, um keinen Zweifel aufkommen zu lassen. »Sie hatte immer genug Zeit, um in meinen Laden zu kommen und die Gratismedizin für ihren Sohn abzuholen, aber sie hatte nie Zeit, wenn sie sich mit mir treffen sollte.
    Für einen der Gäste im Motel, in dem sie sauber machte, hatte sie allerdings sehr wohl Zeit. O ja, für ihn hatte sie Zeit. Ich sah, wie sie zusammen in seinem Auto saßen, mitten auf dem Parkplatz, und sich gegenseitig betatschten. Widerwärtig. In dieser Nacht kam sie nicht mehr nach Hause.«
    Ihr Wagen war mit einem blauen Band versehen am Straßenrand gefunden worden, auf halbem Weg zwischen ihrer Wohnung und dem Motel. Lilly konnte sich erinnern, dass der Motelgast vernommen worden und von jedem Verdacht freigesprochen worden war.
    »Die Krankenschwester?«
    Er feixte. »Laureen. Eine ganz andere Geschichte. Sie war fett. Ich konnte sie nicht leiden, aber ich erbarmte mich ihrer. Selbst wenn du mich für schwach hältst. Ich gab ihr Gratisproben von allen Diätprodukten, die ich bekam. Sie fasste meine Freundlichkeit ganz falsch auf und versuchte mich zu verführen. Ihre Avancen waren unverhohlen und grenzten schon ans Vulgäre. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, diese abstoßenden Fleischberge zu berühren, und fühlte mich durch die Annahme, dass ich das wollen könnte, beleidigt. Den Rest kannst du dir denken.«
    Bevor sie danach fragen konnte, erzählte er ihr von Betsy Calhoun, die seinen Worten zufolge jeden Tag acht bis zehn Pillen gegen Depressionen eingeworfen hatte. Als ihr Rezept aufgebraucht war und der Arzt kein neues ausstellen wollte, bat sie William um mehr.
    Wo blieb der Helikopter? Warum war er nicht zurückgekommen?
    »Ich habe mich einverstanden erklärt, mich mit Mrs Calhoun auf dem Parkplatz bei der Bank zu treffen. Im Grunde war es ein Gnadentod. Ich habe sie von ihrem Elend erlöst. Im Gegensatz zu den anderen leistete sie keinen Widerstand. Sie war so benebelt, dass sie am leichtesten zu töten war. Am erfreulichsten war hingegen Millicent.« Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem grausamen Reptilienlächeln.
    »Erzählen Sie mir von ihr.« Brachte der Hubschrauber erst Tierneys Leiche ins Tal? Sie mussten glauben, dass sie Blue gefangen hatten. Ihre Rettung konnte warten.
    »Millicent war ein eingebildetes kleines Flittchen«, sagte er. »Sie verließ sich darauf, dass ich sie mit Verhütungsmitteln versorgte, damit sie nach Herzenslust herumvögeln konnte - aber sie passte trotzdem nicht auf. Und zu wem kam sie heulend gelaufen, als sie schwanger wurde? Zu mir.
    Jahrelang hatte ich ihr Diätpillen und Amphetamine gegeben, damit sie nicht zunahm, aber sie hielt meine Großzügigkeit für selbstverständlich. Sie flirtete aufreizend mit mir. Einmal waren wir abends kurz vor Ladenschluss die Einzigen im Laden. Sie kam hinter die Theke, drängte sich an mich, rieb sich an mir und fragte mich, ob ich auch Kondome mit Aroma hätte. Sie sagte, sie hätte den ewig gleichen Gummigeschmack satt. ›Denk mal drüber nach, William‹«, flötete er und ahmte dabei eine aufreizende Mädchenstimme nach. »Dann lachte sie und hüpfte davon, so als wäre sie unglaublich schlau und süß. Als ich sie das letzte Mal sah, lachte sie nicht mehr.«
    In

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