Eisnacht
Hüttentür platzte auf und knallte gegen die Wand. »FBI! Keiner bewegt sich!« Zwei Männer in Kampfausrüstung und mit schwarzen Skimasken schwenkten die Mündung ihrer Gewehre durch den Raum und richteten sie dann auf Tierney und William.
»Waffe fallen lassen!«, befahl ein streng aussehender Mann, der hinter den anderen in den Raum getreten war. Er trug einen ganz normalen Mantel, aber Lilly war von seiner Ausstrahlung so beeindruckt, dass sie einen Augenblick brauchte, um zu begreifen, dass sie damit gemeint war. Sie öffnete die Hand und gab Tierneys Pistole frei. Sie fiel klappernd zu Boden.
Ein zweiter Agent, jünger, schlanker und mit Brille, zielte mit der Pistole auf Tierneys Hinterkopf. »Lassen Sie ihn los, Mr Tierney.«
»Er hat eine Spritze im Hals und will sich umbringen.«
Der einschüchternde Grauhaarige marschierte zu ihnen hinüber, bückte sich, nahm die Lage kurz in Augenschein und zog dann ohne weitere Umschweife die Spritze aus Williams Hals. »Behalten Sie ihn im Auge«, befahl er dem Mann mit der Brille.
»Er ist Blue«, keuchte Lilly. »Er heißt William Ritt.«
»Ich weiß, wie er heißt«, sagte der Agent.
»Er ist der Gesuchte, nicht Tierney. William Ritt ist Blue.«
»Woher wissen Sie das?«, fragte er.
»Er hat es mir erzählt. Er wollte mich umbringen.«
Während dieses kurzen Wortwechsels hatte Tierney die Linke gegen die Wand gestemmt und nützte sie jetzt als Stütze zum Aufstehen. Der ältere Agent zog ein großes weißes Taschentuch aus der hinteren Hosentasche und reichte es ihm wortlos. »Für das Blut.«
Tierney nahm das Taschentuch und presste es auf seine Schulter. »Danke.«
»Also.« Der Agent stupste William mit der Schuhspitze an, sah aber Tierney ins Gesicht und sagte: »Sie haben Blue also endlich gefunden.«
Tierney nickte.
Lilly sah verwirrt von einem zum anderen.
Der FBI-Agent wandte sich an sie. »Ms Martin, ich bin… oh, bitte entschuldigen Sie. Hoot, durchsuchen Sie Ritt nach den Schlüsseln für die Handschellen.«
»Er hat sie nicht gefesselt. Das war ich.«
Der Ältere sah Tierney überrascht an.
»Der Schlüssel ist in meiner Manteltasche. Der mit dem Reißverschluss. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe…«
»Sie gestatten.« Er zog den Reißverschluss der Tasche auf, auf die Tierney gedeutet hatte, und nahm den kleinen Schlüssel heraus. »Ich bin Special Agent in Charge Begley. Und das ist Special Agent Wise.« Er kniete vor Lilly nieder, schloss die Handschellen auf und half ihr aufzustehen.
»Sehr erfreut.« Sie schob sich an ihm vorbei und eilte zu Tierney, der sich immer noch an der Wand abstützte. Ihre Hände wanderten über seinen Körper, allerdings mit ein paar Zentimetern Abstand, aus Angst, ihm noch mehr Schmerzen zuzufügen. »Mein Gott, Tierney, sieh dich an.«
»Hat er dir wehgetan?«
»Was?« Sie sah in seine eingesunkenen Augen und schüttelte dann den Kopf. »Nein.«
»Aber ich. Im Schuppen…«
»Das ist egal.«
»Ich musste das tun.«
»Ich verstehe. Wirklich.«
Ein paar Sekunden lang war die Welt um sie herum versunken, dann wurden sie sich gleichzeitig ihrer Zuhörerschaft bewusst. Sie drehte sich zu dem älteren Agenten um. »Tierney ist gerade rechtzeitig gekommen, um William Ritt daran zu hindern, mich zu töten. Millicent Gunns Leiche liegt in der Werkzeugkiste im Schuppen. Ich habe sie heute Morgen dort gefunden.« Sie sah Tierney an. »Du hast sie in der Nacht gefunden, in der du Holz holen warst und nach der Axt suchen wolltest. Darum warst du so kurz angebunden.«
Er nickte. Dann sagte er zu Begley: »Ich habe die Leiche vorgestern Nacht entdeckt, genau wie Lilly gesagt hat. Ich habe sie nicht berührt, sie liegt also noch genauso da, wie ich sie vorgefunden habe. Vorausgesetzt, Ritt hat sie nicht bewegt, als er hierherkam.«
»Das glaube ich nicht«, erklärte ihnen Lilly. »Er kam direkt in die Hütte.«
»Wo ist dieser Schuppen?«, wollte Begley wissen.
Sie erklärte es ihm. »William hat mir erzählt, dass er Millicent umgebracht und ihre Leiche vorübergehend im Schuppen versteckt hat. Auch die anderen Morde hat er gestanden - nein, er hat damit angegeben.«
»Bringen Sie ihn raus.« Auf ein Nicken von Begley hin packten die beiden Einsatzbeamten William unter den Armen und schleiften ihn zur Tür. Er hing schlaff und mit hängendem Kopf zwischen ihnen, als wäre er nach den Schlägen, die Tierney ihm verpasst hatte, doch noch in Ohnmacht gefallen.
»Fesseln Sie ihn, und setzen Sie ihn in
Weitere Kostenlose Bücher