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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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weg.
    »Glas Wasser, bitte.«
    Sie lief in die Küche und füllte ein Glas aus dem Krug. Das Tröpfeln des Hahnes war zum Stillstand gekommen, fiel ihr auf. Gut, dass sie alle Behälter aufgefüllt hatten, solange es noch ging.
    Tierney war an der Wand nach unten gerutscht und saß jetzt auf dem Boden, die Füße nach vorn ausgestreckt. Er hatte seine Handschuhe ausgezogen und bog und streckte seine Finger, um das Blut in die Fingerspitzen zurückzutreiben. Sie ging vor ihm in die Hocke. Dankbar nahm er das Glas Wasser aus ihrer Hand und leerte es in einem Zug.
    »Ist alles okay? Abgesehen von der Kälte?«
    Er nickte, antwortete aber nicht.
    Normalerweise hätte er sechzig Sekunden gebraucht, um zum Schuppen zu gelangen. Ihrer Armbanduhr zufolge hatte er acht-unddreißig Minuten gebraucht, Minuten, während derer sie sich ununterbrochen geärgert hatte, dass sie ihn hatte gehen lassen.
    »Ich bin froh, dass du wieder da bist«, sagte sie erleichtert.
    »Ich gehe noch mal.«
    »Was?«
    Stöhnend schob er sich an der Wand nach oben, bis er wieder stand. Mehr oder weniger. Eigentlich schwankte er vor allem, so als würde er nur nicht umkippen, weil die Sohlen seiner Stiefel am Boden festgenagelt waren.
    »Tierney, das kannst du nicht.«
    »Eine Ladung mehr könnte uns das Leben retten. Ich glaube nicht, dass ich noch mal so lange brauche«, sagte er und schob die Handschuhe wieder über. »Jetzt weiß ich ja, wo alles ist. Die meiste Zeit habe ich damit vergeudet, mich im Schuppen zurechtzufinden.« Er starrte kurz ins Leere und schüttelte dann langsam den Kopf, wie um ihn frei zu bekommen.
    »Das schaffst du nicht.«
    »Es geht schon.« Er legte die provisorische Kapuze und den Schal wieder an.
    »Ich wünschte, ich könnte dir das ausreden.«
    Er lächelte grimmig. »Das wünschte ich auch.«
    Dann zog er den Schal über die Nase und verschwand. Durch das Fenster beobachtete sie, wie er die Scheite von der Plane auf den Feuerholzstapel unter dem Verandadach schichtete. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, bis er wieder in der Dunkelheit verschwunden war. Dann wandte sie sich vom Fenster ab und beschloss, ihre Zeit sinnvoller zu verbringen, als sich tatenlos Sorgen zu machen.
    Früher als erwartet hörte sie seine Stiefel über die Stufen poltern. Als sie die Tür öffnete, schleifte er die Plane mit dem Feuerholz gerade auf die Veranda. Es war ein mühsames Unterfangen, das seine ganzen Kräfte erforderte, denn die Scheite waren schwer. »Hast du an die Axt gedacht?«
    »War nicht da.« Seine Stimme war durch den Schal kaum zu verstehen.
    »Vor ein paar Tagen habe ich sie noch gesehen.«
    »War nicht da.« Er sagte es gepresst und so energisch, dass sie schwieg.
    Notiz an mich selbst, dachte sie. Tierney mag es nicht, wenn man an ihm zweifelt.
    Oder an seinen Anordnungen. Er sah auf das Feuer im Kamin, und sein Blick wurde finster.
    »Zu spät, um sich darüber zu streiten«, sagte sie.
    Er stapelte ein paar Scheite innen neben der Tür auf, damit sie austrocknen konnten, breitete anschließend die Plane über den aufgefüllten Holzvorrat auf der Veranda und kam danach ins Haus gestampft. Lilly schob ihn an den Kamin. »Du kannst es genauso gut genießen.«
    Er zog die Decke vom Kopf, trat an die Feuerstelle und sank davor auf die Knie wie ein reuiger Sünder vor den Altar. Dann zog er die Handschuhe aus und streckte die Hände den Flammen entgegen. »Ich habe schon auf dem Rückweg den Rauch aus dem Kamin gerochen. Wie hast du das geschafft?«
    »Ich habe direkt an der Hauswand ein paar trockenere Scheite gefunden.«
    »Danke,«
    »Gern geschehen.«
    »Außerdem riecht es hier nach Kaffee.«
    »Ich habe im Gefrierfach eine noch verschlossene Dose entdeckt.« Sie war schon auf dem Weg in die Küche. »Ich weiß, es ist Trinkwasserverschwendung, deshalb habe ich nur zwei Tassen gekocht. Milch oder Zucker gibt es nicht.«
    »Nehme ich sowieso nie.«
    Bis sie ihm den dampfenden Becher brachte, hatte er Mantel, Schal und Stiefel abgelegt und stand mit dem Rücken zum Feuer. »Hoffentlich wird dir davon nicht übel.«
    »Das Risiko gehe ich ein.« Er schloss beide Hände um den Becher, hob ihn an die Lippen und hielt dann inne. »Wo ist deiner?«
    »Er ist für dich. Du hast ihn dir verdient.« Er nahm ein paar Schlucke, labte sich an dem Geschmack und der Wärme und brummte dabei wohlig vor sich hin. »Vielleicht sollte ich dich heiraten.«
    Sie lachte nervös und setzte sich so nah wie möglich am Feuer auf das Sofa, die

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