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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sie hängte ein »Bitte« an, das ihre Worte sanfter klingen ließ.
    Widerstrebend stimmte er zu. »Gut, dann konzentrieren wir uns aufs Praktische. Was hältst du von einem Projekt?«
    »Was für einem Projekt?«
    »Einer Schatzsuche.«
    Er schlug vor, alle Zimmer zu durchsuchen, um festzustellen, ob sie beim Ausräumen der Hütte irgendetwas übersehen hatte. Er würde in der Küche anfangen. Er wandte sich von ihr ab und humpelte los.
    »Tierney?«
    Er drehte sich wieder um. Ehe sie die Nerven verlieren oder sich anders besinnen konnte, fragte sie: »Hast du sie später noch getroffen?«
    Er zog verständnislos die Stirn in Falten. »Wen?«
    »Die beiden Collegestudentinnen. Die in dem Jeep, die Partygirls. Warst du mit ihnen zusammen, nachdem ich deine Einladung auf einen Drink ausgeschlagen hatte?«
    Er sah sie lange und vielsagend an, ehe er ihr wieder den Rücken zudrehte und weiter zur Küche humpelte. »Such du im Schlafzimmer und im Bad.«
    Im Schlafzimmer förderte sie nur drei Stecknadeln zutage, die in einer Spalte der Schreibtischschublade gelegen hatten. Sie zeigte sie Tierney. »Das ist alles, sonst liegen nur noch zwei tote Küchenschaben unter dem Bett. Die habe ich liegen lassen.«
    »Vielleicht brauchen wir sie später als Proteinquelle«, bemerkte er nur halb ironisch. Er präsentierte zwei ausgeblichene, verbogene Kerzen, die sich trotzdem als praktisch erweisen konnten, wenn der Strom ausging. »Sie waren ganz hinten in der Schublade des Beistelltisches.«
    Eine Hand auf die Granitplatte gestützt, lehnte er erschöpft an der Küchentheke. Seine Augen waren geschlossen. »Du solltest dich hinlegen«, riet sie ihm.
    »Nein, es geht schon«, murmelte er halb laut und schlug die Augen wieder auf.
    »Du kippst gleich um.«
    »Mir war nur wieder schwindlig.« Er stieß sich von der Küchentheke ab, trat an eines der Fenster neben der Haustür und schob den Vorhang zur Seite. »Ich habe nachgedacht.«
    Lilly wartete darauf, dass er weitersprach, aber schon jetzt hatte sie ein mulmiges Gefühl.
    »Wenn nach dem Hagel und Eisregen noch Schnee fällt, was in dieser Höhenlage wahrscheinlich ist, wird es für uns noch gefährlicher, ich mache mir Sorgen, dass der Propangastank leer laufen könnte, denn das bedeutet, dass wir Brennstoff brauchen.« Er sah wieder ins Zimmer. »Solange es noch geringfügig sicherer ist als später, sollte ich in den Schuppen gehen und so viel Feuerholz holen, wie ich nur tragen kann.«
    Sie blickte über seine Schulter aus dem Fenster und dann wieder zu ihm. »Du kannst da nicht raus! Du kannst kaum stehen, ohne gleich umzufallen. Du hast eine Gehirnerschütterung.«
    »Was niemanden interessiert, wenn wir stattdessen erfrieren.«
    »Vergiss es einfach. Du kannst nicht gehen. Das lasse ich nicht zu.«
    Ihre heftige Reaktion ließ ihn lächeln. »Ich brauche deine Erlaubnis nicht, Lilly.«
    »Ich gehe.« Doch noch während sie sich das sagen hörte, schauderte sie bei dem Gedanken, einen Fuß aus der schützenden und wenigstens halbwegs warmen Hütte zu setzen.
    Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. »Du könntest niemals genug Holz tragen. Ich kann vielleicht nicht viel schleppen, aber es ist auf jeden Fall mehr, als du schaffst. Außerdem sind deine Stiefel durchnässt. Du würdest dir die Zehen abfrieren. Ich muss selbst gehen.«
    Der Streit dauerte etwa fünf Minuten, aber noch während sie alles vorbrachte, was gegen seinen Vorschlag sprach, traf er ungerührt alle Vorbereitungen. »Gibt es im Schuppen irgendwas, das ich benutzen könnte, so was wie einen Schlitten zum Beispiel? Etwas, auf das ich das Holz stapeln kann?«
    Sie ging in Gedanken kurz das Inventar des Schuppens durch und schüttelte dann den Kopf. »Leider haben Dutch und ich bis auf die wichtigsten Werkzeuge alles rausgeholt. Wenn du reingehst, siehst du gleich rechts eine große Holzkiste, in der wir die Werkzeuge liegen hatten. Vielleicht ist noch was Brauchbares drin. Ich weiß, dass wir die Axt dagelassen haben. Die ist größer als das Beil auf der Veranda. Wenn die Scheite noch gespaltet werden müssen, wie du gesagt hast, solltest du die Axt mitbringen, falls du sie tragen kannst.«
    »Von der Veranda aus geht's da rüber, richtig?« Er deutete ungefähr in die Richtung.
    »Genau.«
    »Muss ich unterwegs irgendwo aufpassen? Auf einen Baumstumpf vielleicht, Löcher im Boden oder Felsen?«
    Sie versuchte sich alle möglichen Hindernisse auf dem Weg ins Gedächtnis zu rufen. »Ich glaube nicht. Der

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