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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wütend.«
    »Nein, ich bin müde.« Sie zog die Handtasche vom Couchtisch auf ihren Schoß und begann, darin zu wühlen. »Ich hätte das nicht sagen sollen.«
    Sie hörte mit dem Suchen auf und sah ihn an. »Nein, Tierney, das hättest du nicht.«
    Statt zerknirscht oder verlegen zu wirken, wie sie erwartet hatte, erklärte er gepresst: »Zu blöd, Lilly. Willst du wissen, warum ich hier am Kamin sitzen geblieben bin, statt zu dir aufs Sofa zu kommen? Willst du wissen, warum ich nichts getan habe, um dich zu trösten, warum ich dich nicht in den Arm genommen und gehalten habe, als du um Amy geweint hast? Weil ich genauso wenig weiß wie offenbar er, was du für ihn empfindest.«
    Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, fand aber keine Worte. Sie senkte den Blick und begann am Verschluss ihrer Handtasche herumzuspielen. »Ich will nicht, dass Dutch in mein Leben zurückkehrt«, sagte sie langsam. »Egal in welcher Funktion. Aber vermutlich sind meine Gefühle für ihn tatsächlich zwiespältig. Ich wünsche ihm alles Gute. Er war ein Footballidol, musst du wissen. Er schaffte meistens den siegentscheidenden Touchdown. So was wünsche ich mir jetzt für ihn.«
    »Einen Touchdown?«
    »Einen Volltreffer. Der Job in Cleary ist ein Neuanfang für ihn. Er hat die Möglichkeit, seinen Ruf als guter Polizist wiederherzustellen. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er das schafft.«
    »Von Herzen«, wiederholte Tierney nachdenklich. »Eine starke Aussage.«
    »Die ich auch so meine.«
    »Darm nehme ich an, dass du ihm in jeder Weise helfen würdest, damit er hier Erfolg hat.«
    »Absolut. Leider kann ich überhaupt nichts dazu tun.«
    »Du wirst dich vielleicht noch wundern.«
    Mit dieser kryptischen Bemerkung stand er auf, murmelte etwas davon, dass er gleich zurückkommen würde, und verschwand im Schlafzimmer, vermutlich um auf die Toilette zu gehen.
    Lilly sah ihm nach, fühlte sich ausgelaugt und etwas enttäuscht, so als hätte ihr Therapeut vorzeitig die Sitzung beendet, ohne sie zu Ende anzuhören. Sie war froh, dass Tierney über Amy informiert war, denn das hatte ihr manches erleichtert. Amy war jedes Mal ein kritischer Punkt, wenn sie jemanden neu kennen lernte. Sie kam nie selbst auf ihren Tod zu sprechen, obwohl sie es oft am liebsten getan hätte, um das Unausweichliche »Haben Sie Kinder?« zu vermeiden. Das wiederum zu unvermeidlichen Erläuterungen führte, gefolgt von einem pflichtbewussten: Oh, das tut mir wirklich leid, das wusste ich nicht. Wobei sich der andere betreten und verlegen fühlte.
    Wenigstens war ihr und Tierney dieser unangenehme Wortwechsel erspart geblieben. Außerdem wusste sie es zu schätzen, dass er keine platten Trostsprüche von sich gegeben und sie nicht gefragt hatte, wie es ihr damals gegangen war, wo es doch offensichtlich war, wie es ihr gegangen war. Er war ein außergewöhnlich guter Zuhörer.
    Nervig war nur, dass er so auf Dutch und ihre augenblickliche Beziehung zu ihm fixiert war. Dutch war nicht mehr Teil ihres Lebens. Doch Tierney war allem Anschein nach nicht davon überzeugt.
    Falls er wissen wollte, wie sie reagieren würde, wenn er sie in den Arm nahm und festhielt, warum hatte er es dann nicht probiert, statt Dutch vorzuschieben?
    »Du kramst jetzt schon seit fünf Minuten in deiner Handtasche.« Er war wieder da. Erst als er sie ansprach, merkte sie, dass er am Ende des Sofas stand und sie beobachtete. »Was suchst du denn?«
    »Meine Medikamente.«
    »Medikamente?«
    »Gegen Asthma. Ich habe sie gestern bei Ritt's abgeholt. Der übrigens«, ergänzte sie säuerlich, »der Schlimmste ist, wenn es ums Klatschen geht. Während ich gestern meine Medizin abholte, stellte er mir ununterbrochen neugierige Fragen über Dutch und mich, unsere Scheidung, den Hausverkauf. Er wollte sogar wissen, wie viel wir bekommen haben. Ist das zu glauben?
    Vielleicht wollte er nur nett sein, aber ich habe das starke Gefühl, dass… äh…« Von ihrer Suche abgelenkt, ließ sie den Satz in der Luft hängen. Ungeduldig kippte sie die Tasche aus und ließ den gesamten Inhalt auf den Couchtisch regnen.
    Da lagen das Schminktäschchen, aus dem sie vorhin die Nagelschere genommen hatte, ihr Portemonnaie und das Scheckbuch, ein Päckchen Taschentücher, eine Rolle Pfefferminz, der Handyakku, der Ausweis für ihr Büro in Atlanta, der Schlüsselring die Sonnenbrille und eine kleine Seife. Nur das, was sie suchte, war nicht darunter. Erschrocken sah sie Tierney an. »Sie sind nicht

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