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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ihn jede Nacht in die Steckdose. Jedenfalls war es mir unvorstellbar, sie in der Erde zu vergraben.«
    »Wir müssen nicht darüber sprechen, Lilly.«
    »Es geht schon.« Sie tupfte die Tränen von ihren Wangen.
    »Ich hätte das nicht ansprechen sollen.«
    »Ich bin froh, dass du es getan hast. Im Gegenteil, es tut mir gut, über sie zu reden. Über Amy zu reden. Mein Trauerhelfer hat extra betont, wie hilfreich es für mich ist, über ihren Tod zu reden und Amy beim Namen zu nennen.« Sie stellte sich seinem ruhigen Blick. »Merkwürdig, nach ihrem Tod sprach mich kaum jemand auf sie an. Die Menschen machten beschönigende Bemerkungen über meinen ›Verlust‹ , meinen ›Kummer‹ oder meine ›Trauerperiode‹ , ohne mir dabei in die Augen zu sehen, aber so gut wie niemand sprach Amys Namen aus. Wahrscheinlich glaubten sie, sie würden mein Leid lindern, indem sie das Thema mieden, dabei hätte ich es gebraucht, über sie zu reden.«
    »Was war mit Dutch?«
    »Was soll mit ihm gewesen sein?«
    »Wie ist er damit fertig geworden?«
    »Was erzählt man sich denn?«
    »Dass er ins Whiskeyfass gefallen ist.«
    Sie schnaufte ein humorloses Lachen. »Was in Cleary geklatscht wird, ist jedenfalls korrekt. Ja, er begann hemmungslos zu trinken. So stark, dass es sich auf seine Arbeit auszuwirken begann. Er begann, dumme Fehler zu machen, die ihn und seine Partner in Gefahr brachten. Er wurde unzuverlässig. Er bekam mehrmals eins auf die Finger, dann folgte eine offizielle Abmahnung, anschließend wurde er degradiert, woraufhin er in noch tieferem Trübsinn versank und noch mehr trank. Es war eine gefährliche Abwärtsspirale. Zuletzt wurde er gefeuert.
    Erst heute hat er mir erklärt, dass wir ewig zusammengeblieben wären, wenn Amy nicht gestorben wäre. Vielleicht hat er Recht. ›Bis dass der Tod euch scheide.‹ Nur dass es ihr Tod war. Ich fürchte, wir wurden zum Klischee, wir waren das Paar, dessen Ehe am tragischen Tod eines Kindes zerschellte. Amys Tod hat uns unwiderruflich verändert. Als Paar und als Individuen.«
    Sie sah von der Glut auf und Tierney an. »Habe ich was vergessen? Haben die hiesigen Gerüchteköche unsere Scheidungsvereinbarung auch schon zerpflückt?«
    »Sie arbeiten daran. Jedenfalls sind alle froh, dass Dutch wieder zurück ist.«
    »Und was sagen sie über mich?«
    Er zuckte gelangweilt mit den Achseln.
    »Komm schon, Tierney. Ich habe ein dickes Fell. Ich halte das aus.«
    »Sie sagen, dass du auf der Scheidung bestanden hättest. Dass du sie erzwungen hast.«
    »Womit sie mich zu einer kaltherzigen Schlampe machen, wie es selten eine gab.«
    »So haben sie es nicht direkt ausgedrückt.«
    »Aber indirekt, da bin ich sicher. Ich will doch meinen, dass die Clearyaner zu ihrem Jungen halten.« Sie starrte wieder ins Feuer und sprach die Gedanken aus, die ihr in den Kopf kamen. »Ich habe mich nicht aus Zorn oder Trotz von Dutch scheiden lassen. Ich musste es tun, um zu überleben. Solange er nicht über Amys Tod hinwegkam, konnte ich auch nicht darüber hinwegkommen.«
    Sie hoffte inständig, dass Tierney verstehen würde, was niemand sonst zu begreifen schien. »Ich war zu seiner Krücke geworden. Für ihn war es einfacher, sich auf mich zu stützen, als professionelle Hilfe zu suchen und sich selbst zu heilen. Er war zu einer Belastung geworden, die zu schwer war, als dass ich sie tragen und gleichzeitig in meinem Leben vorankommen konnte. Es war für keinen von uns beiden eine förderliche Beziehung. Wir sind ohne einander besser dran. Obwohl Dutch immer noch nicht einsehen will, dass diese Ehe zu Ende ist.«
    »Verständlicherweise.«
    Sie reagierte, als hätte er sie mit der rotglühenden Spitze des Schürhakens gepikt. »Verzeihung?«
    »Kannst du ihm verübeln, dass er verwirrt ist?«
    »Warum sollte er verwirrt sein?«
    »Das wäre doch jeder Mann. Du hast dich von ihm scheiden lassen. Nein, du hast die Scheidung erzwungen. Und doch hast du ihn sofort angerufen, als du heute Abend in Schwierigkeiten geraten bist.«
    »Ich habe dir erklärt, warum ich ihn angerufen habe.«
    »Trotzdem lässt sich nicht abstreiten, dass du deinem Exmann widersprüchliche Signale sendest.«
    Sie hatte ihm klargemacht, warum sie Dutch angerufen hatte. Warum sollte ihr wichtig sein, ob Tierney ihr glaubte oder nicht? Sie sagte sich, dass ihr das egal war, aber seine Kritik ärgerte sie trotzdem. Sie sah auf die Uhr, ohne die Zeit zu erkennen. »Es wird allmählich spät.«
    »Du bist

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