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Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Lebensmittelvergiftung. So jedenfalls hatte man die Rückstände von Fischgift gedeutet, die man laut Bericht von Salvisberg gefunden hatte. »Viele dieser Leute ernähren sich von Abfällen. Die Hinterhöfe der Restaurants und Hotels sind voll davon …« war im Schlussrapport zu lesen. Eine traurige Logik – und doch wusste jeder, dass sie stimmte.
    Eschenbachs Leuten stand die Verwunderung ins Gesicht geschrieben, als er auf die Sache zu sprechen kam: »Wir rollen den Fall noch mal auf, Herrschaften!«, sagte er bestimmt. »Und dabei werden wir jeden einzelnen Stein umdrehen.«
    Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen.
    »Von mir aus«, seufzte Röbi Ketterer, und Haldimann, der sich demonstrativ eine Notiz gemacht hatte, knurrte: »Wir haben ja sonst nichts zu tun.«
    »Ich weiß«, sagte der Kommissar bedächtig. Er nahm sich einen Gipfeli, biss hinein und kaute: »Wir machen’s trotzdem, Leute. Sorry.«
    Wieder herrschte Stille.
    Eschenbach wartete ab. Er blickte in die Runde. Aber keiner zeigte ihm einen Vogel oder fragte, ob er jetzt völlig »plemplem« sei. Nicht einmal ein Kopfschütteln war auszumachen. Sie dachten es nur. Jeder Einzelne. Der Kommissar sah es an ihren Mundwinkeln und daran, wie sie die Krawatte lockerten oder diskret auf die Uhr sahen. Irgendwann verrecken wir an der political correctness , dachte er. Daran, dass keiner mehr sagt, was er denkt. Oder denkt, was er sagt. Anstand hatte etwas schrecklich Lähmendes. Etwas, das der menschlichen Evolution eines Tages mit einem freundlichen Lächeln ein Ende bescheren würde.
    »Aber die haben sich wirklich ins Zeug gelegt …« Es war Haldimann, der hoffen ließ. Der Leiter des Ermittlungsdienstes suchte in seinen Unterlagen den Lettenbericht.
    »Sag uns wenigstens, was du dir dabei gedacht hast«, meldete sich Röbi Ketterer und fuhr sich über den kurz rasierten Schädel.
    »Hier …«, unterbrach Haldimann, der den Bericht nun in den Händen hielt. »Alles erfahrene Leute. Eine sehr überzeugende Leistung insgesamt. Gerade auch von diesem …«
    »Pestalozzi«, sagte Eschenbach.
    »Ja, Pestalozzi.« Der Chef des Ermittlungsdienstes griff sich an die Stirn. »Einen tollen Bericht hat der hingepfeffert. Innert kürzester Zeit, wohlgemerkt.«
    »Eben, das hat er tatsächlich.« Eschenbach spülte den letzten Bissen seines Gipfelis mit Kaffee hinunter und richtete sich auf. Er stützte beide Unterarme auf den Tisch. »Ich hab den Bericht auch gelesen …« Er lächelte. »Gern gelesen, übrigens. Schließlich ist das meiste, das ich von euch bekomme, nicht so gut formuliert und abschließend … so stringent und logisch.«
    Franz Haldimanns Augen funkelten.
    »Nimm es als Kompliment, Franz. Polizeiberichte dürfen in ihrer Logik nie abschließend sein. Solange es Fragen gibt, müssen sie auch gestellt werden. Und deshalb soll das, was ich eben gesagt habe, bitte nicht als Vorwurf verstanden werden.«
    Ein leicht versöhnliches Blinzeln kam über den Tisch.
    In den folgenden fünf Minuten zerpflückte der Kommissar den Bericht wie eine Artischocke. Blatt für Blatt, Punkt für Punkt.
    »Da ist so viel Fleisch dran wie an einer indischen Hochlandziege«, wetterte er. »Wir haben glaubhafte Hinweise, die zur Sihlcity führen. Gut. Das ist ein netter Anfang. Dann folgen dreißig Seiten mit Befragungen. Türken, Albaner, Libanesen … was weiß ich, wer noch alles. Jeder gibt irgendeinen Scheiß zu Protokoll. Fünftausend Franken interne Übersetzungskosten inklusive, versteht sich. Und dann?« Eschenbach sah in die Runde. »Wissen wir nun mehr? Zum Beispiel wie unser Mann heißt? Wo er wohnte, oder wenigstens wo er schlief? Freunde, Bekannte und Verwandte? Alles Fehlanzeige!« Wieder machte der Kommissar eine kurze Pause.
    »Miroslav Koczowic … oder so.« Haldimann blätterte. »Seite siebzehn, unten. Da steht’s. Den Namen haben wir sehr wohl.«
    Einige der Kommissare nickten oder hüstelten.
    »Koczojewic – ich weiß. Steht in der Aussage eines gewissen Arkan Gömöri.«
    Jetzt nickten auch diejenigen, die den Bericht nicht gelesen hatten.
    »Ich konnte es nicht lassen und hab nachgeforscht«, fuhr der Kommissar fort. »Zehn Minuten hab ich gebraucht, um herauszufinden, dass der Name Koczojewic überhaupt nicht existiert. Kein Miroslav, Vladislav oder Stanislav. Koczojewic gibt’s nicht. Nicht in der Schweiz und vermutlich auch anderswo nicht. Im ganzen World Wide Web hab ich keinen gefunden.« Eschenbach schenkte sich

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