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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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Zeller schloss die Tür hinter sich und schaute mit hochgezogenen Augenbrauen von einem zum anderen.
    »… in diesem Fall mit der Polizeiinspektion Straubing zuständig«, wand sich Braunagel heraus.
    »Ihre Meinung über die Niederbayern können Sie gerne für sich behalten, Herr Kollege!«, schnappte Annemarie Zeller nach ihm. Dabei gab sie sich nicht die geringste Mühe, ihren niederbayerischen Dialekt auf eine für unterfränkische Ohren akzeptable Tonart zu transponieren. »Ich behellige Sie schließlich auch nicht mit meiner Ansicht über den Volksstamm, dem Sie entsprossen sind.«
    Braunagel zog es vor, nichts über seine Gedanken darüber verlauten zu lassen, dass gerade ‚dieser Volksstamm’ sie seit drei Jahren dafür bezahlte, nicht in Passau Dienst tun zu müssen. Dafür konnte sie ganz in der Nähe eines gewissen Staatsanwalts arbeiten und leben, der allerdings auch kein Unterfranke war, sondern das, was man in Bayern unverhohlen Saupreiß nennt. Dr. Schiller stammte aus der Gegend von Hannover.
    »Wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen in diesem Mordfall gekommen?«, schob die Hauptkommissarin nach, und warf dabei einen kritischen Blick auf Braunagels Bildschirm, ohne seinen grimmigen Gesichtsausdruck auch nur zu streifen.
    »Die Rechtsmedizin in der Uniklinik hat noch nichts Neues für uns«, übernahm Norbert Schwarz das Gespräch. »Es ist Wochenende«, fügte er überflüssigerweise hinzu.
    »Das ist völlig irrelevant«, winkte sie prompt ab.
    »Wir nehmen inzwischen an, den Namen der Toten zu kennen«, schob Schwarz um bessere Stimmung bemüht nach.
    Braunagel warf ihm einen verzweifelten Blick zu. Sie nahmen noch gar nichts an, und er konnte ahnen, dass seine Chefin sich an dem Satz festbeißen würde, sollten sie nicht ganz schnell eine Bestätigung für ihre Vermutung bekommen.
    Annemarie Zeller hörte dem weiteren Bericht mit eisiger Miene zu und gab beiden den Rat, sich etwas mit ihrer Arbeit zu beeilen. Die Kollegen von der Pressestelle hätten bereits angerufen und gefragt, was denn mit dem Fall los sei, und die Medien würden mit Sicherheit ebenfalls bald nachhaken. Ganz abgesehen davon, dass sie nachmittags einen Termin beim Staatsanwalt habe, der sich mit Recht nach dem Stand der Ermittlungen in diesem Fall erkundigen werde.
    Sonntagnachmittags, ah ja. In Gedanken tippte sich Braunagel an die Stirn.
    Als keiner der beiden etwas sagte, kniff die Kommissarin ihre Lippen zusammen, dass sie fast wie ein beleidigtes großes Mädchen aussah.
    »Es ist dann wohl Ihr Job, Braunagel, im Falle eines Falles mit den Kollegen in Straubing zusammenzuarbeiten«, stellte sie abschließend fest, und lächelte dabei süffisant. Dann verließ sie grußlos das Büro.
    »Ich bin gespannt, wer mir noch alles sagt, was mein Job ist!«, knurrte Braunagel. Er war aufgestanden, um die Bürotüre sanft ins Schloss zu drücken, die seine Chefin demonstrativ hatte offenstehen lassen. »Niederbayern! Auch das noch! Na, dann lass uns mal nach Niederbayern fahren.«
    Norbert Schwarz verschwand hinter seinem Computerbildschirm.
    »Du kannst unsere Chefin ja mitnehmen, lieber Walter.«
    »Wieso denn das, lieber Norbert?«
    »Weil du in diesem Landesteil zum besseren sprachlichen Verständnis einen Dolmetscher brauchen wirst.«

Sonntagnachmittag
    Das Hotel Zur Alten Mühle lag etwas außerhalb des kleinen Ortes Waldgriesbach im Bayerischen Wald und war ganz offensichtlich ein Geheimtipp für Gäste, die Ruhe und Entspannung in viersternigem Ambiente suchten. Das Restaurant des Hotels war weithin bekannt für seine exzellenten Fischgerichte, deren unfreiwillige Hauptdarsteller ausnahmslos dem Griesbach und dem kleinen Waldsee entstammten, in den der klare Bach mündete.
    Als Braunagel und Schwarz dort eintrafen, standen drei Fahrzeuge der deutlich gehobenen Preisklasse auf dem Parkplatz, von denen eines gerade mit Koffern und Taschen beladen wurde. Braunagel parkte unter einer alten Buche am Rand des Platzes und blieb einen Augenblick lang im Auto sitzen, um sich umzuschauen.
    Die Außenanlage links und rechts des offensichtlich vor Kurzem erst renovierten Fachwerkbaus mit dem dunklen Dach aus Holzschindeln wirkte gepflegt. Der Blick führte über den dahinter fließenden Bach auf die abgeernteten Felder bis hinüber zum Wald jenseits der Hauptstraße. Der Herbst hatte auch hier schon längst Einzug gehalten. Die Laubbäume waren fast kahl, das abgefallene Laub färbte den Boden unter ihnen in warmen Brauntönen, auf
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