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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition)
Autoren: Carmen Mayer
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sofort wieder erlosch, als er das Büro verließ, um ein paar Sachen aus Julias Badezimmer zu holen.
    Als sie wieder im Auto saßen, hatte es bereits zu dämmern begonnen. Die Fahrzeuge, die bei ihrer Ankunft noch auf dem Parkplatz gestanden hatten, waren verschwunden. Das Hotel sah verlassen aus.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Schwarz.
    »Ruf im Labor an, und sag ihnen, dass wir mit ein paar Sachen vorbeikommen.«
    »Die werden begeistert sein um diese Uhrzeit«, stellte Schwarz fest und tippte dabei auf seine Armbanduhr.
    Braunagel warf ihm einen schnellen Blick zu.
    »Wenn du das erledigt hast, ruf in der Inspektion an, jemand soll die Adressen dieses Robert Steiner und seines Sohnes raussuchen und mir auf den Schreibtisch legen«, wies er den Kollegen an. »Die beiden scheinen interessant für unseren Fall zu sein.«
    »Mach ich auch.« Schwarz angelte sein Handy aus der Jackentasche. Während er sprach, startete Braunagel den Motor und ließ den BMW rückwärts aus der Parkbucht rollen. Dann wendete er den Wagen und lenkte ihn auf die Straße, die gute fünf Kilometer dem Lauf des kleinen Baches folgte, bevor sie Waldgriesbach und weitere fünfzehn Kilometer später die Landstraße erreichte.
    »Eine unglaublich schöne Gegend«, schwärmte Braunagel, aber sein Kollege hörte ihn nicht. Er war auf dem Beifahrersitz eingeschlafen.

Montagmittag
    »Laut Bericht des Labors handelt es sich bei der Toten tatsächlich um Julia Neubauer. Ihre DNA ist identisch mit der von den Kleidungsstücken aus dem Auto und den Sachen, die wir ins Labor gebracht haben. Auch die Fingerabdrücke stimmen überein.« Braunagel blätterte in seinen Unterlagen, die er vor Annemarie Zeller auf dem Besprechungstisch ausgebreitet hatte. »Julia Neubauer fuhr allem Anschein nach in ihrem blauen Golf zu diesem versteckt gelegenen Waldparkplatz, hat sich ausgezogen, ihre Kleider auf den Rücksitz gelegt, mit einer Decke zugedeckt und ist nackt und in Turnschuhen losgelaufen.« Er warf einen schnellen Blick zu Schwarz hinüber, der ihm aufmerksam zuhörte. »Ich möchte wissen, warum sie so etwas Seltsames gemacht hat.«
    »Vielleicht hat jemand sie am Parkplatz abgefangen und gezwungen, sich zu entkleiden?«, überlegte ihre Chefin und sah sich die Fotos durch, die sauber aufgereiht in Klarsichtmappen steckten.
    »Wie kommen Sie darauf?«, wollte Schwarz wissen, und beugte sich interessiert über die Unterlagen. »Es gibt bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass jemand sie sexuell belästigt hätte. Was für mich ein Grund zur Annahme gewesen wäre, jemand anderer könnte für das Nacktsein der Frau verantwortlich sein.«
    »Nun ja, dann überlegen Sie mal, warum jemand sich auszieht und bei den reichlich frischen Temperaturen nackt im Wald herumläuft. Ist ja wohl doch etwas pervers, meinen Sie nicht auch?«
    »Ja, warum?«, fragte Braunagel, ohne wirklich eine schlüssige Antwort darauf zu erwarten. Annemarie Zeller mochte vielleicht aufgrund irgendwelcher überragender Qualifikationen die Position innehaben, die sie zu seiner Chefin machte, aber was das auch gewesen sein mochte: Erfahrung jedenfalls war es seiner Ansicht nach nicht. Er hatte außerdem seit längerer Zeit das Gefühl, die Logik mancher Frauen einfach nicht nachvollziehen zu können.
    »Ein Ritualmord?«, versuchte er, ihren Gedanken zu folgen.
    »Beispielsweise?« Sie zuckte die Schultern. »Solls ja geben, nicht?«
    Braunagel biss die Zähne zusammen, um der Kommissariatsleiterin nicht etwas zu erwidern, das ziemlich persönlich und daher unsachlich gewesen wäre. Das hatte er in den letzten beiden Jahren gelernt, in denen Annemarie Zeller seine Vorgesetzte war: Erst denken - dann schweigen. Er wusste in Augenblicken wie diesen ganz genau, warum ihm nie daran gelegen hatte, zum Kommissariatsleiter aufzusteigen: Reine Schreibtischarbeit mit gelegentlichen Kontakten zum Fußvolk lagen ihm absolut nicht. Allerdings hätte er sich einen deutlich praxiserprobteren Chef gewünscht als diese Frau.
    Mitten in seine Überlegungen hinein hörte er Norbert Schwarz sagen:
    »Sicher ist bislang nur: Julia Neubauer wurde von hinten mit einem dicken Ast oder so was Ähnlichem niedergeschlagen.«
    »Spricht doch deutlich für meine Theorie: Es könnte eine Art Ritualmord gewesen sein. Die Frau musste sich hinknien und wurde dann erschlagen.«
    Braunagel schüttelte wortlos den Kopf. Seltsame Logik! Er beschloss, nichts dazu zu sagen.
    »… und dann wurde sie umgedreht und mit
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