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Eiswein (German Edition)

Eiswein (German Edition)

Titel: Eiswein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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wieder an Braunagel.
    »Warum fragen Sie mich das eigentlich alles?« Sie wies mit dem Kinn auf das Telefon. »Wird besser sein, wir rufen unseren Anwalt an. Christoph?«
    Der junge Mann erwachte langsam aus seiner Erstarrung und erhob sich müde. Er angelte das Telefon vom Schreibtisch und reichte es ihr.
    »Ruf ihn selber an.«
    Als sie keine Anstalten machte, danach zu greifen, legte er es zurück in die Ladeschale und setzte sich wieder rittlings auf seinen Stuhl.
    »Was wollen Sie eigentlich von ihr?«, fragte er dann die beiden Männer, die dem Vorgang interessiert zugeschaut hatten.
    »Wissen, was sie da draußen am Tor belauscht hat und wie sie den Abend verbrachte, an dem Julia Neubauer ermordet wurde«, gab Schwarz sachlich zurück.
    »Wissen Sie es denn jetzt?«
    »Nein. Wir wissen, dass Ihre Mutter Ihnen gefolgt ist, was so gegen 16 Uhr gewesen sein dürfte. Dass sie in der Stadt war und angeblich wieder nach Hause zurückkehrte, nachdem sie ihre Besorgungen erledigt hatte.« An seine Mutter gerichtet fuhr Schwarz fort: »Richtig so weit, Frau Orthler?«
    Sie kniff trotzig die Lippen zusammen und bedachte ihn mit einem eisigen Blick.
    »Haben Sie eigentlich seither einmal Ihren Wagen waschen lassen?«
    »Nein, wieso?«
    »Wir möchten ihn uns gerne einmal etwas genauer ansehen, deshalb.«
    »Warum denn das?«, wollte Christoph wissen.
    »Weil wir annehmen müssen, dass Ihre Mutter Julia Neubauer zum Wald gefolgt ist, um sie zur Rede zu stellen. Ob sie das tatsächlich gemacht hat, wissen wir nicht. Aber wenn sie in der Nähe des Tatorts war, kann sie uns vielleicht wertvolle Hinweise geben.«
    »Und dazu müssen Sie sich ihr Auto genauer ansehen?«
    Braunagel lächelte gequält.
    »Nicht, wenn Ihre Mutter zugibt, im Wald oben gewesen zu sein. Sie scheint nicht bereit zu sein, mit uns darüber zu sprechen, also fragen wir ihr Auto.«
    »Wozu?«
    »Um zu klären, was vor dem gewaltsamen Tod Ihrer Freundin geschehen ist. Ihre Mutter könnte etwas dazu zu sagen haben. Wenn sie das nicht möchte, müssen wir eben einen anderen Weg suchen, es herauszufinden.«
    Christophs Blick wanderte zu seiner Mutter hinüber, die kalkweiß geworden war.
    »Mutter?«
    »Jaaa, ich bin ihr gefolgt. Ihr blauer Golf war den ganzen Weg bis hinauf zum Waldrand weithin sichtbar. Grauenvolle Farbe!«
    »Bayerischblau«, konnte sich Schwarz nicht verkneifen zu sagen. »Corporate Identity. War im Wappen der Mühle als Basisfarbe enthalten.« Er räusperte sich, als er Braunagels warnenden Blick auffing.
    »Und warum sind Sie ihr gefolgt?«
    »Weil ich sie mir genauer ansehen wollte. Hatte den Christoph so fertiggemacht, das Weibsstück, dass der mich sogar anschwindelte. Ich wollte wissen, was wirklich los war. Deshalb«, gab sie trotzig zu.
    »Gut, und weiter?«
    »Ich hätte den Wagen vermutlich gar nicht gleich gefunden, wenn er nicht so scheußlich blau aus der Landschaft herausgestochen hätte. Sie ist dann auch nicht zum offiziellen Wanderparkplatz gefahren, sondern ein Stück weiter in den Wald hinein. Da parken normalerweise nur die Forstarbeiter, und ab und zu Leute, die kein Bett zu Hause haben. Sie wissen schon.« Margarete Orthler knetete mit einem angewiderten Blick in Christophs Richtung ihre Finger. Als niemand auf das Angedeutete einging, fuhr sie fort: »Ich hab ein Stück abseits geparkt und bin zu ihrem Auto gelaufen. Wollte mit ihr reden und sie fragen, was das ist mit ihr und Christoph.«
    »Warum?« Braunagel ließ nicht locker.
    »Darum.«
    »Gut. Darum. Und weiter?«
    »Da hab ich gesehen, wie sie sich vor dem Wagen ausgezogen und die Klamotten auf den Sitz gelegt hat. Splitternackt stand sie da, können Sie sich das vorstellen?«
    »Wie viel Uhr war es da?«, fragte Braunagel ungerührt.
    »Fast 20 Uhr.«
    »Da war’s schon ziemlich düster«, stellte er fest. »Und was dann?«
    »Sie hat sich umgedreht und mich gesehen. Hat mit den Schultern gezuckt und ist losgelaufen.«
    »Und weiter?« Braunagels Stimme klang gereizt.
    »Ich stand noch eine Weile da wie gelähmt. So ein schamloses Flittchen! Die sollte meinen Christoph nicht noch weiter in den Sumpf treiben, als er sowieso schon drin war!«
    »Flittchen? Sumpf? Wie meinen Sie das?«, hakte Braunagel nach.
    »Was für eine sonst läuft denn splitterfasernackig durch den Wald? Die war doch auf so was aus!«
    »In der Dämmerung? Worauf?«
    »Was weiß ich.«
    »Es ist unwahrscheinlich, dass sie jemand gesehen hätte. Also worauf war sie Ihrer Meinung nach

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