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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Krimi-Manier durch sein Büro, bevor er sich hinter der Tür aufbaute, als wolle er den Besucher mit gezogener Waffe empfangen.
    Anna musste unwillkürlich grinsen.
    »Wer ist da?«, fragte Bendt mit der tiefsten Stimme, zu der er fähig war.
    »China Service«, hauchte eine ängstliche Stimme von der anderen Seite der Tür, bevor Bendt diese öffnete und das Essen entgegennahm. Anna räumte derweil ihren Laptop und einige Akten zur Seite.
    Nachdem er bezahlt hatte, stellte Bendt die große Tüte, in der sich unzählige kleine Pappschachteln befanden, auf dem Schreibtisch ab und begann auszupacken.
    »Wie hieß der Laden gleich?«, fragte er und fächelte sich den verheißungsvollen Duft in die Nase. »China-Restaurant Mykonos?«
    Anna musste wieder lachen, wickelte die Stäbchen aus, und sie hielten sich eine kleine Weile damit auf, die Esstechnik des jeweils anderen mit Stäbchen zu loben.
    »Ich finde«, sagte Bendt irgendwann, »wir sollten wohlwollend darüber nachdenken, uns mit dem Vornamen anzusprechen.« Er machte eine bedeutungsschwere Pause und fügte dann hinzu: »Immerhin können Sie es nicht lassen, andauernd in meinem Essen herumzufischen.« Tadelnd blickte er sie an, als sie es sich erneut erlaubte, ein Stück der knusprigen Ente, die er bestellt hatte, mit den Stäbchen auf ihren Teller umzusiedeln.

    »Entschuldigung«, brachte sie mit vollem Mund hervor und dann, nachdem sie den Bissen heruntergeschluckt hatte: »Ich denke, das ist okay, aber nur, wenn ich noch was von der Ente haben darf.«
    Er grinste. »Also, so billig gebe ich mein Mahl nicht her.« Er sah sie herausfordernd an. »Gehst du vielleicht mal mit mir aus?«, fragte er dann.
    Anna ließ ihre Gabel sinken, und es entstand eine kleine Pause. Bendts privater Vorstoß hatte sie überrascht. »Im Moment habe ich ziemlich viel um die Ohren«, sagte sie dann ausweichend. »Wir sollten nach dem Essen noch einmal das Vernehmungsprotokoll durchgehen«, ergänzte sie dann.
    Ihre Stimme klang wieder so kühl und sachlich wie immer.

29. KAPITEL
    K ommissar Bendt und Hauptkommissar Braun hatten den kleinen Fernseher in ihrem Büro eingeschaltet und warteten auf die Übertragung der Fünf-Uhr-Nachrichten, in denen über die Pressekonferenz berichtet werden sollte.
    »Es wird nicht lange dauern, und unser Telefon wird nicht mehr stillstehen«, prophezeite Braun und raufte sich die Haare.
    Man hatte sich nach eingehender Beratung entschieden, einen öffentlichen Aufruf zu starten. Die Vermutung, dass der Täter über Internetforen agierte, sollte publik gemacht werden. Vielleicht gab es weitere Frauen, die vergleichbare Kontakte in Chatrooms gehabt hatten. Und gegebenenfalls hatte der Täter irgendwann den Fehler gemacht, sich einzuloggen, ohne seine Anonymität technisch sicherzustellen.
    »Es geht los«, sagte Bendt und drehte den Ton etwas lauter.
    Der Saal, in dem die Pressekonferenz am Morgen stattgefunden hatte, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft klopfte auf sein Mikrofon und bat um Ruhe. Neben ihm war auf der linken Seite Hauptkommissar Braun
zu sehen, rechts saß Anna Lorenz als ermittelnde Beamtin.
    »Sie macht sich gut«, kommentierte Bendt Annas Kamerapräsenz. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass er sie inzwischen recht gern mochte, wenngleich sie sich zu seinem Bedauern wieder von ihm distanziert hatte. Sobald er einen privaten Vorstoß gewagt hatte, hatte sie sich wieder in ihren Panzer zurückgezogen.
    »Ruhe!«, zischte Hauptkommissar Braun ihn an. »Ich will das hören, verdammt!«
    »Ist ja gut«, beschwichtigte ihn Bendt mit einem kleinen Grinsen. »Als ob du nicht dabei gewesen wärst …«
    Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft berichtete nun über die drei Opfer, von denen eines zum Glück einem Angriff entkommen sei. Er referierte den Stand der Ermittlungen und betonte insbesondere die vermutete Kontaktaufnahme des Täters zu Nadja K. und Jasmin B. über das Internet. Schließlich übergab er das Wort an Hauptkommissar Braun.
    »Wir bitten jeden, der etwas zur Aufklärung des Sachverhalts beitragen kann, sich an uns zu wenden«, bat dieser. »Wer Kontakte wie die beiden letzten Opfer gehabt hat oder etwas zu der Person sagen kann, die diese Kontakte aufgenommen hat, möge sich unter der eingeblendeten Telefonnummer mit uns in Verbindung setzen.« Braun sprach die Zuschauer jetzt ganz direkt an.
    »Uns interessiert, ob jemand zu Ihnen oder einer Ihnen bekannten Person

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