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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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sich zu erinnern. »Und er war sehr schlank.«
    »Können Sie einschätzen, wie groß er war?«, fragte Bendt.
    Nadja Kilian schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass er ziemlich groß war«, sagte sie dann jedoch. »Aber wenn einem plötzlich im Wald jemand gegenübersteht und einen anstarrt, erscheint es einem wahrscheinlich immer so.«
    »Was war er denn für ein Typ?«, schaltete sich Anna hilfreich ein. »Würden Sie ihn eher als südländischen oder nordischen Typ bezeichnen?«
    »Ich glaube nordisch«, antwortete die Zeugin unsicher. »Deutscher oder auch Osteuropäer – vielleicht.«
    Anna und Bendt wechselten enttäuschte Blicke.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, seufzte Nadja Kilian entschuldigend. »Sosehr ich mich bemühe, ich habe einfach kein Bild vor Augen.«

    »Apropos Augen«, sagte Bendt. »Können Sie etwas zur Augenfarbe sagen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es war noch ziemlich dunkel«, sagte sie dann. »Aber ich glaube, er hatte eine große Nase.« Sie stockte. »Ja, an seine Nase kann ich mich komischerweise erinnern.«
    Anna und Bendt versuchten noch eine Weile, eine brauchbare Täterbeschreibung herauszuarbeiten, mussten aber in stiller Übereinkunft feststellen, dass nicht viel dabei herauskam.
    »Können Sie sich denn vorstellen, wer dieser Mann gewesen sein könnte?«, fragte der Kommissar.
    Die Zeugin schüttelte bedauernd den Kopf.
    Anna benannte die weiteren Opfer, doch die Zeugin hatte keinen der Namen je gehört.
    »Haben Sie in letzter Zeit beruflich oder privat jemanden kennengelernt, der sich vielleicht um Sie bemüht hat?«, hakte Bendt nach.
    »Nein«, antwortete sie nach einer kurzen Pause. »Das heißt, ich habe im Internet jemanden kennengelernt, ihn aber noch nie getroffen.«
    »Erzählen Sie uns davon!«, ermunterte Bendt die Zeugin.
    »Na ja, wo soll ich anfangen? Seit einigen Wochen habe ich Kontakt zu einem sehr netten Mann. Er ist im Import und Export von Porzellanwaren aus dem asiatischen Raum tätig und deshalb viel auf Reisen.« Sie dachte kurz nach. »Der kann es aber unmöglich gewesen sein!«, sagte sie dann bestimmt. »Er ist gerade in Indien.«

    Die beiden Kollegen tauschten einen alarmierten Blick, und Annas Herz begann ein wenig schneller zu schlagen. Zwar hatte Sabrina Mertens keine Internetkontakte gepflegt, wohl aber Jasmin Behnken.
    Anna rief sich die Vernehmungsniederschrift einer Freundin von Jasmin Behnken ins Gedächtnis. Denn natürlich hatte man auch in deren Umfeld intensiv ermittelt und zahlreiche Zeugen vernommen. Die meisten Vernehmungen hatten keine weiterführenden Erkenntnisse erbracht. Die Befragung einer Zeugin namens Antonia Meier wies allerdings deutliche Parallelen auf, und Anna hoffte, dass sich daraus neue Ermittlungsansätze ergeben könnten. Diese hatte berichtet, dass Jasmin im Internet mit einem Mann korrespondiert hatte, der im Einkauf eines Versandhauses tätig war und den ihre Freundin unbedingt hatte kennenlernen wollen. Allerdings hatten alle Recherchen bezüglich der bekannt gewordenen Kontaktadressen ins Leere geführt.
    Sie vernahmen Nadja Kilian detailliert zu dem von ihr geschilderten Internetflirt, und Anna spürte, dass Bendt die Hoffnung mit ihr teilte, endlich den Schlüssel zu ihrem Täter entdeckt zu haben. Was blieb, war die Frage, wo die Verbindung zu Sabrina Mertens zu finden war.

27. KAPITEL
    E r zappte sich mit zitternden Fingern von Kanal zu Kanal. Immer wieder zeigten sie in den einschlägigen TV-Sendungen diesen merkwürdigen Förster, der blöd in die Kamera grinste und sich als Held und Retter in der Not feiern ließ.
    Vor Wut und Verzweiflung biss er sich auf die Fingerkuppen. Wie gerne hätte er gesehen, dass diese dreckige Visage vor seinen Augen in Flammen aufging!
    Die Angst kroch in ihm hoch. Immerhin war Nadja Kilian in keinem der Programme auf der Mattscheibe zu sehen. Es hieß, sie wolle keine öffentliche Erklärung abgeben, um den Erfolg der Ermittlungen nicht zu gefährden.
    Er öffnete eine weitere Dose Red Bull und fragte sich voller Sorge, wie nah ihm die Ermittler auf den Fersen waren. Fehler hatte er keine gemacht, beruhigte er sich. Die Dunkelheit im Raum, die nur durch das Flimmern des Bildschirms erhellt wurde, besänftigte ihn. Schließlich hatte er vor jedem Chat sorgsam geprüft, dass das von ihm installierte Tool seine Anonymität sicherstellte. Selbst wenn die Ermittler darauf kommen würden, in welchen Internetforen er seine Opfer kennengelernt hatte – was nicht

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