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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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gewesen.
    Anna versuchte erneut vergebens, Oberstaatsanwalt Tiedemann zu erreichen. Wieder ging nur die Mailbox ran, also teilte sie ihm den Sachverhalt mit und gab die Anschrift des Tatortes durch. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Sie saß eine Weile unschlüssig auf dem Bett und ließ die Ereignisse der letzten Viertelstunde Revue passieren.

    Ein Beamter hatte sie um ihre Unterstützung gebeten, und sie war nicht in der Lage gewesen, seine Nummer richtig zu notieren. Anna war nicht sicher, ob ihre Vorgesetzten Verständnis dafür haben würden, wenn sie nicht zum Tatort aufbrach. Schließlich war sie nicht nur die zuständige Staatsanwältin im Lübecker Nachtdienst, sondern zudem die ermittelnde Beamtin in dem sogenannten Frauenmordfall.
    Sie seufzte tief und entschied sich schließlich loszufahren. Selbst wenn sie in Holm nicht viel ausrichten konnte, zeigte sie jedenfalls Präsenz.
    Anna streifte ein paar Jeans und einen dicken Pullover über, griff nach ihrem Diensthandy und lief nach unten. Hubert trottete ihr verschlafen hinterher, wurde aber sofort munter, als sie ihre Stiefel und den Parka anzog.
    »Immerhin du freust dich«, seufzte sie und betrachtete Hubert, der fröhlich bellend mit ihr das Haus verließ.

    Er beobachtete sie aus der Ferne und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Alles lief nach Plan.

38. KAPITEL
    B en Bendt steuerte seinen Wagen über die regennasse Autobahn. Es war halb zwölf Uhr nachts.
    Anna hatte ihm auf die Mailbox gesprochen. Wie es schien, war sie im Auto unterwegs gewesen. Sie hatte von einem weiteren Frauenmord gesprochen und angegeben, auf dem Weg zum Tatort zu sein.
    Der Anruf hatte Bendt zutiefst beunruhigt. Er hatte sich sofort entschieden, ebenfalls loszufahren. Schließlich war es von Berlin nur ein Katzensprung nach Lübeck. Vielleicht war es albern und es gab gar keinen Grund, sich zu beunruhigen, aber irgendwie hatte Bendt ein ungutes Gefühl.
    Er hatte mehrfach die Nummer von Annas Privathandy angerufen, sie hatte allerdings nie abgenommen. Für den auf seiner Mailbox eingegangenen Anruf war wiederum keine Nummer notiert. Und völlig unverständlich war, dass Anna offenbar nicht versucht hatte, Kommissar Braun zu erreichen.
    Mit dem hatte er nämlich gesprochen und ihn aus irgendeiner Bar geklingelt. Von einem weiteren Frauenmord war Braun ebenso wenig bekannt gewesen wie den Dienststellen in Lübeck und Mecklenburg-Vorpommern. Anna war hoffentlich nicht in Gefahr.

    Der Kommissar fuhr wie ein Henker und erreichte unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln nach zweieinhalb Stunden endlich Annas Haus. Er war unsagbar froh, dass seine nervenaufreibende Fahrt ein Ende gefunden hatte, und sprang die Eingangstreppe hinauf.
    Ihr Wagen stand nicht auf der Auffahrt. Er klingelte, aber es rührte sich nichts.
    Bendt lief um das Haus herum und stellte resigniert fest, dass sämtliche Rollläden der Fenster im Erdgeschoss heruntergelassen waren. Dieses Haus schien sicherer als Fort Knox. Er stand unschlüssig im Garten und blickte zum Giebel hinauf. Der Sturm peitschte ihm den Regen ins Gesicht, und er war bereits klitschnass. Immerhin hat es aufgehört zu hageln, dachte er.
    »So könnte es gehen«, murmelte er dann und maß mit dem Blick das Regenrohr ab, von dessen oberem Ende er hoffte, sich auf das Geländer eines Erkerfensters im Obergeschoss schwingen zu können. Doch er zögerte. Was, wenn Anna bloß bei diesem Georg und der Anruf ein Missverständnis war? Wie zum Teufel würde er erklären sollen, was er hier gerade tat?
    Bendt wischte den Gedanken beiseite, lief zurück zum Auto, holte einen Hammer aus seiner Werkzeugkiste, steckte ihn in den hinteren Hosenbund, rannte zur Hauswand zurück und schwang sich hoch.
    Es war nicht leicht, das Geländer des Erkerfensters zu erklimmen, aber es gelang ihm, nachdem er zweimal abgerutscht war und sich den Handballen aufgerissen hatte, endlich doch, sich hinaufzuschwingen. Das Geländer
zwischen die Beine geklemmt, fand er schließlich Halt und ließ den Hammer mit voller Wucht gegen die Glasscheibe des Fensters schnellen, die schließlich nachgab und zerbrach. Er drosch so lange auf das Glas ein, bis das Loch groß genug war, um hineinzugreifen und den Fensterhebel umzulegen. Der Kommissar spürte kaum, wie sich der eisige Regen mit dem Schweiß auf seiner Stirn vermengte und an ihm heruntertropfte.
    Bendt stieg in das Badezimmer ein und stellte fest, dass die Wanne feucht war. Anna musste somit noch vor nicht allzu

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