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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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eine Falle aufstellen müssen. Für diesen Abend hoffte sie jedoch, das Tier aus dem Haus vertrieben zu haben.
    Sie war gerade wieder auf dem Weg nach unten, als das Telefon erneut klingelte. Anna musste sich beeilen, um rechtzeitig ins Schlafzimmer zu kommen, wo sich der Apparat auf ihrem Nachttisch bereits heiß klingelte.
    »Staatsanwältin Lorenz«, meldete sie sich atemlos.
    »Kommissar Schmidt hier«, antwortete eine sonore Männerstimme. »Bin ich mit der diensthabenden Staatsanwältin verbunden?«
    Nein, mit dem Papst, dachte Anna genervt, bejahte jedoch natürlich die Anfrage.

    »In einem Waldstück bei Holm wurde eine weitere Frauenleiche gefunden.«
    Anna stockte der Atem. »Ja, und?«, fragte sie.
    »Wir können derzeit weder Hauptkommissar Braun noch seinen Kollegen erreichen«, erklärte Schmidt. »Durch das Unwetter scheinen einige Leitungen defekt zu sein. Wir haben schon die Presse hier und brauchen dringend einen Staatsanwalt vor Ort, der alles regelt.«
    Annas Herz klopfte wild. »Wozu zum Teufel brauchen Sie jetzt einen Staatsanwalt?«, fragte sie dann.
    »Na ja, zum Absperren und so«, gab Schmidt hilflos zurück.
    »Das ist doch absoluter Blödsinn!«, sagte sie ärgerlich. »Erwarten Sie etwa, dass ich selbst das Absperrband anbringe? Es muss doch jemanden von der Kripo geben, der dort alles Nötige veranlassen kann.«
    Schmidt schien am anderen Ende der Leitung zu zögern. »Wenn Sie meinen …«, sagte er dann gedehnt. »Wir sind jedenfalls der Meinung, dass Sie hier gebraucht werden.«
    »Wo sind Sie denn überhaupt in Holm?«, fragte Anna, ließ sich erst mal eine genaue Ortsbeschreibung durchgeben und notierte alles auf einem Notizblock, den sie aus ihrer Nachttischschublade fischte.
    Kommissar Schmidt war schlecht zu verstehen. Anna nahm sich vor, Oberstaatsanwalt Tiedemann zu informieren. Er würde wissen, was zu tun sei.
    Sie bat Schmidt, ihr seine Nummer und die von Hauptkommissar Braun zu geben, die sie gerade nicht
griffbereit hatte, und versprach, ihn umgehend zurückzurufen.
    In Annas Kopf schwirrte es. Sie wählte zuerst die Handynummer von Oberstaatsanwalt Tiedemann, doch es meldete sich nur die Mailbox. Sie bat dringend um Rückruf.
    Danach wählte Anna die Nummer von Hauptkommissar Braun. Während es mehrmals klingelte, dachte sie nach. Ben Bendt hatte vor ein paar Tagen eine Tagung erwähnt, die er selbst in Berlin besuchen wollte. Vielleicht hatte sie nicht richtig zugehört und auch Braun war dorthin gefahren? Anna bereute bereits, den Nachtdienst übernommen zu haben. Wäre sie bloß ihrer inneren Stimme gefolgt und hätte den Dienst abgegeben! Jetzt hatte sie den Salat.
    Immerhin war es nicht weit nach Holm. Allenfalls fünfzehn Kilometer. Sie konnte die Bundesstraße in östlicher Richtung nehmen, was hieß, dass sie den Priwall auf der Seite verlassen konnte, der mit dem Festland verbunden war. Sie war also nicht auf die Fähre angewiesen, wobei sie angesichts des Sturms ohnehin nicht sicher war, ob der Fährverkehr nicht vielleicht eingestellt worden war. Dennoch scheute Anna sich davor, sich bei diesem Unwetter hinter das Steuer zu setzen, zumal sie angesichts ihrer Aufregung schon wieder ein leichtes Übelkeitsgefühl beschlich.
    Wieso eigentlich Holm?, stutzte sie plötzlich. Das lag doch gar nicht im Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft Lübeck.
    Nun war sie völlig durcheinander und entschied sich,
Kommissar Schmidt mitzuteilen, dass sie versuchen würde, Hauptkommissar Braun und Oberstaatsanwalt Tiedemann zu erreichen. Schließlich waren bereits Beamte vor Ort, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie gerade sie dort gegenwärtig helfen sollte.
    Anna wählte die Nummer, die Schmidt ihr durchgegeben hatte.
    »Die gewünschte Nummer ist leider nicht bekannt«, hörte sie nur wenig später die freundliche Computerstimme der Telefonansage. Anna fluchte. Sie hatte es in der Aufregung versäumt, die Nummer noch einmal zu wiederholen und bestätigen zu lassen, und sich offenbar verschrieben.
    Sie überlegte kurz, ob sie die Nummer vor diesem Kommissar Schmidt möglicherweise über eine zentrale Dienststelle herausfinden könnte, verwarf den Gedanken jedoch wieder, denn sie hatte nicht einmal den Hauch einer Ahnung, welcher Dienststelle er angehörte. Was sollte sie also sagen? »Guten Abend, ich suche einen Kripobeamten aus Mecklenburg-Vorpommern mit dem Namen Schmidt – mehr weiß ich leider nicht über ihn?« Ihr Vorgehen war wirklich dilettantisch

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