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Eiszeit in Bozen

Eiszeit in Bozen

Titel: Eiszeit in Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rueth
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in psychiatrischer Behandlung. Er bekommt bewusstseinsverändernde
Medikamente. Er ist auf keinen Fall mehr der, den Sie kennen, Commissario.«
    »Verstehe. Dann möchte ich als Nächstes bitte mit Zabatino
sprechen.«
    »Der liegt mit einer schweren Grippe im Bett.«
    Vincenzos innere Unruhe loderte auf, erneut erfasste ihn panische
Angst. Erst ein Mord, dann Giannas Entführung, und genau um diese Zeit liegt
der einzige Mensch, der bestätigen könnte, dass das Monster Tag für Tag in
seiner Zelle gesessen hatte, krank im Bett. »Grippe? Seit wann?«
    »Er hat vor einer Woche angerufen, um sich zu entschuldigen. Eine
Grippe dauert.« Mit einem abschätzigen Gesichtsausdruck ergänzte Albertazzi:
»Bei Zabatino gerne mal besonders lang.«
    »Woher wissen Sie, dass es Zabatino war, mit dem Sie gesprochen
haben?«
    Der Psychiater sah Vincenzo fragend an. »Woher ich das weiß? Wie
gesagt, er hat sich entschuldigt und mir Bescheid gesagt, damit ich bis zu
seiner Rückkehr seinen Patienten versorge. Wollen Sie seine Adresse?«
    »Selbstverständlich. Haben Sie in dem Telefonat seine Stimme
erkannt?« Vincenzo konnte sich gut an das schauspielerische Talent des Monsters
erinnern.
    Albertazzis Gesicht war inzwischen ein einziges Fragezeichen. »Hören
Sie, Commissario, Zabatino war krank. Folglich klang seine Stimme entsprechend.
Außerdem habe ich seine Privatnummer im Display erkannt. Er lebt alleine. Wenn
Sie allen Ernstes unseren Patienten im Verdacht haben sollten, Commissario: Der
hat nicht den Hauch einer Chance, hier rauszukommen. Das ist ein
Hochsicherheitstrakt! Wissen Sie, was das bedeutet? Selbst wenn es ihm, auf
welche Weise auch immer, gelungen wäre, seine Zelle zu verlassen, ohne dass ich
das mitbekommen habe, wie hätte er wieder hereinkommen können? Und warum? Was
hätte er davon?«
    Vincenzo nickte. »Berechtigter Einwand. Ich wüsste trotzdem gerne,
wie sein üblicher Tagesablauf ist. Wie oft wird er behandelt, wann kommt jemand
zu ihm, läuft alles mit gleichbleibender Regelmäßigkeit ab?«
    Es war offensichtlich, dass Albertazzi von dieser Flut an Fragen,
die ihm sinnlos erschienen, genervt war. Aber er wusste, dass er sie
beantworten musste. »Solange Zabatino weg ist, bringe ich ihm zweimal täglich
sein Essen. Erst das Frühstück zusammen mit einem Lunchpaket für das
Mittagessen, später das Abendessen. Wir haben keine weiteren
Personalkapazitäten für diesen alten Schuppen, und mein Terminkalender ist
voll. Zabatino ist der Einzige, der hier ganztags arbeitet, und der Einzige,
der trotzdem nachts noch schlafen kann.«
    »Um welche Uhrzeit gehen Sie zu ihm?«
    »Sie wollen es aber genau wissen! Frühstück gegen halb neun, neun,
Abendessen meistens gegen sieben.«
    Vincenzo war verwundert. »Warum so spät? Wie ist es mit der
Körperhygiene? Kann er ab und zu duschen?«
    »Commissario! Wir haben seit Jahren absoluten Personalmangel. Kein
Wunder, wenn uns laufend Gelder gestrichen werden. Ich kümmere mich bis zu
Zabatinos Rückkehr um ihn. Ein paar Tage Essen bringen, Geschirr holen, mehr
lässt mein Terminplan nicht zu. Waschen kann er sich am Becken in der Zelle,
das muss solange genügen. Apropos Terminplan, ich hoffe, hiermit habe ich alle
Fragen hinreichend beantwortet.«
    Vincenzo war sich darüber im Klaren, dass er Albertazzis Geduld
ausgereizt hatte. Abschließend ließ er sich noch Zabatinos Personalakte zeigen,
aber da fand er nur pure Mittelmäßigkeit. Ein wenig ansprechendes Foto, das
schon Jahre alt sein musste, ein Gesicht, wie es unauffälliger nicht sein
konnte, ein Lebenslauf, in dem schlichtweg nicht Bedeutsames geschehen war. Ein
erfolgloser Arzt, der auf dem Abstellgleis gelandet war, und der keineswegs dem
Bild entsprach, das Vincenzo von einem Psychiater hatte. Er prägte sich die
Daten ein.
    Auf der Fahrt in die Questura ergriff Marzoli zum ersten Mal an
diesem Tag das Wort. »Commissario, ich will ehrlich zu Ihnen sein. Ich
befürchte auch, dass Ihre Freundin entführt worden ist. Aber mit der
Vorstellung, er könnte was damit zu tun haben,
verrennen Sie sich. Wir haben es offenbar wieder mit einem Verrückten zu tun,
aber das scheint mir reiner Zufall. Vielleicht ist es dieser Michael
Oberrautner – warum auch nicht? Er hasst die Polizei, und er ist zur selben Zeit
verschwunden wie Ihre Freundin. Das passt doch zusammen! Glauben Sie mir, wenn
wir das aufgeklärt haben – und das werden wir! –, haben wir die
Wahrscheinlichkeit für Psychopathenmorde derart

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