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Eiszeit in Bozen

Eiszeit in Bozen

Titel: Eiszeit in Bozen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Rueth
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dass uns
Reiterer weitere Beweise in dieser Richtung liefern wird. Schließlich hatte
Oberrautner nichts mit dem Psychiater zu tun.« Vincenzo schüttelte den Kopf.
»Den Gefallen tut Reiterer uns aber nicht. Er hat Giannas Halskette untersucht.
Was soll ich sagen? Er hat Oberrautners Fingerabdrücke darauf gefunden.«
    »Na also«, frohlockte Marzoli, »wie ich es vorausgesagt habe.
Oberrautner ist unser Mann. Vergessen Sie Ihr Monster, Commissario. Scusi , wenn ich das offen sage, aber das ist bei Ihnen zu
einer fixen Idee geworden. Jetzt wissen wir, wo wir dran sind. Wetten, dass
gleich Albertazzi anruft und bestätigt, dass er ihn auch eine halbe Stunde vor
der Zeit in seiner Zelle gesehen hat?«
    Er hatte kaum ausgesprochen, da klingelte das Telefon. Albertazzi
entschuldigte sich, dass er erst so spät anrief, und machte Marzoli zum
Wettsieger. Auf Vincenzos Erklärungen über Zabatinos unnatürlichen Tod
reagierte der leitende Psychiater mit einer für den Commissario unbegreiflichen
Gleichgültigkeit. »Das wundert mich im Grunde nicht. Er war ein Loser, das
geborene Opfer. Vielleicht ist es so sogar besser für ihn. Sein Leben muss die
Hölle gewesen sein.« Mit dem Hinweis auf seinen engen Terminkalender legte er
auf. Er erkundigte sich nicht einmal, wie sein langjähriger Mitarbeiter ums
Leben gekommen war.
    Mauracher wippte gedankenverloren in ihrem Freischwinger hin und
her. Sie hatte die Beine angezogen und umschloss sie mit beiden Armen. »Ich
weiß nicht, ich kann mir das echt nicht vorstellen. Ein Junkie, der Frauen
entführt und Männern das Genick bricht? Ne, Leute, sorry, das glaube ich
nicht.«
    Seit Giannas Verschwinden hatte Vincenzo kaum geschlafen, seine
täglichen Sporteinheiten halfen ihm mehr schlecht als recht durch den Tag. Sie
verhinderten nicht, dass er inzwischen alles um sich herum wie durch einen
feinen Nebel wahrnahm. Alkohol als Schlafmittel hatte er sich bis zum Ende der
Ermittlungen untersagt. Müde lächelte er die junge Kollegin an. »Sabine, ich
vertraue auch oft meinem Instinkt, meinem Gefühl. Das hat mir gesagt, dass
Oberrautner kein Schwerverbrecher sein kann. Aber eines müssen Sie noch lernen:
sich strikt an den Fakten zu orientieren. Ich habe es wie Sie nicht für möglich
gehalten, dass ein Kleinkrimineller zu solchen Taten fähig ist. Dennoch ist es
wohl so, die Indizienlage ist eindeutig. Oberrautners Fingerabdrücke auf der
Kette, und unser Monster vegetiert noch immer in seiner Zelle dahin. Albertazzi
hat uns bestätigt, dass unser Serienmörder die Zelle nicht verlassen hat.
Oberrautner ist mehrfach vorbestraft, er verachtet unser Rechtssystem, fühlt
sich verfolgt, ist außerordentlich gut trainiert. Passt wunderbar zusammen. Wir
müssen nun alles daran setzen, Gianna zu finden, bevor Oberrautner mich zum
letzten Spielzug einlädt. Deshalb werde ich seiner Frau noch einen Besuch
abstatten.«
    Mauracher gab sich damit nicht zufrieden. »Eine Frage zwingt sich
doch förmlich auf: Welches Motiv sollte Oberrautner haben, diesen Zabatino
umbringen? Die kannten sich gar nicht. Haben Sie selbst gesagt.«
    »Wer weiß, vielleicht war er ein Zufallsopfer. Es ging ihm darum,
uns zu zeigen, wozu er fähig ist, und zugleich den ersten Hinweis auf Gianna zu
liefern. Dabei hat er sich genauso stümperhaft angestellt wie früher. Er hat
seine Fingerabdrücke hinterlassen, aber versucht, mit primitiven Mitteln die
Identifizierung seines Opfers zu verhindern. Wäre Paci nicht so schnell
gewesen, hätte uns spätestens Zabatinos Zahnarzt gesagt, wer der Tote in der
Talfer ist. Solche Fehler würden dem Monster nicht
unterlaufen. Der ist viel professioneller. Ich befürchte, Sabine, Ihr Argument
stützt sogar unsere These.«
    Schweigen machte sich breit. Plötzlich ging die Tür auf, ein
aufgeregter Paolo Verdi platzte in die Runde. »Hier bist du, Guiseppe!«, sagte
er atemlos zu Marzoli. »Gut, dass ich dich finde. Barbara hat angerufen, Elisa
ist von der Schule nicht nach Hause gekommen.«
    Marzoli schaute auf seine Uhr. »Wieso? Die ist doch noch gar nicht
aus.«
    »Die Rektorin hat eine SMS an die
Eltern verschicken lassen, die Schule wurde wegen eines anonymen Anrufs
geräumt. Angeblich eine Bombendrohung. Eine halbe Stunde später war Elisa noch
immer nicht daheim.«
    ***
    Marmolata, 10.00 Uhr
    Um fünf Uhr war Valentin von der Capanna al Ghiacciaio
aufgebrochen. Keine Spur von Gianna. Ihm blieben noch zwei Möglichkeiten auf
der anderen Seite der Marmolata: das Rifugio

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