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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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des Drucks von deinen Schultern nimmst.«
    Da Brian sich nicht zutraute, ohne ein nervöses Stottern zu sprechen, nickte er nur.
    Roger kehrte zum Schneemobil zurück, das mit der Schnauze zum Abgrund stand. Den Anhänger hatte er ausgekuppelt. Er stieg in die Kabine und schloß die Tür. Dann trat er auf die Bremse und fuhr den Motor hoch.
    Zitternd legte Brian sich flach auf das Eis und rutschte auf dem Bauch vorwärts. Durch seine gestrickte Skimaske atmete er tief ein, zögerte nur kurz und stieß sich dann mit den Füßen zuerst über den Rand der Klippe. Obwohl er nicht tief fiel, machte sein Magen einen Satz, und ein Schauder des Entsetzens durchfuhr ihn so spürbar wie ein Stromschlag. Das Seil zog sich stramm und hemmte seinen Fall, als sein Schädel nur ein paar Zentimeter unter der Spitze des Eisbergs war.
    Doch das Tau hing nicht tief genug über den Rand des Abgrunds, als daß er hätte nach oben fassen und es ergreifen können. Er mußte die gesamte Belastung mit den Schultern abfangen. Augenblicklich machte sich ein dumpfes Pochen in seinen Gelenken, dem Rücken und dem Nacken bemerkbar. Dieses dumpfe Pochen würde sich schnell zu einem scharfen Schmerz steigern.
    »Komm schon, komm schon, Roger«, murmelte er. »Beeil dich.«
    Brian hing mit dem Gesicht zur Eiswand. Als der scharfe Wind ihn beutelte, scharrte und prallte er dagegen.
    Er wagte es, den Kopf zur Seite zu drehen und hinabzuschauen, obwohl er damit rechnete, lediglich einen klaffenden schwarzen Abgrund zu sehen. Doch nachdem er den Kopf von den Scheinwerfern des Schneemobils abgewandt hatte, gewöhnten seine Augen sich schnell an die Düsterkeit, und das verschwommene natürliche Phosphoreszieren des Eises ermöglichte es ihm, die steile Wand auszumachen, an der er hing, aber auch die zerbrochenen, scharfkantigen Eisblöcke auf dem Grund. Zwanzig oder fünfundzwanzig Meter unter ihm gaben die weißen Schaumkronen der aufgewühlten See ein geisterhaftes Leuchten von sich, als sie sich in aufeinanderfolgenden Reihen aus der Nacht erhoben und mit schäumender Gewalt auf dem Eisberg brachen.
     
    Roger Breskin nahm so viel Gas weg, daß er den Motor fast abgewürgt hätte.
    Er dachte ein letztes Mal über das Problem nach: Dougherty war einsachtzig groß, und der Vorsprung lag sechs Meter unter ihm. Also mußte er Dougherty etwa sechs Meter tief hinablassen, damit er auf dem Vorsprung zu stehen kam und die zwei Meter Seilfreiheit hatte, die ihm ausreichende Bewegungsfreiheit gab, sich mit George Lin zu befassen. Sie hatten auf sechs Meter Länge ein hellrotes Stück Stoff an das Seil gebunden; wenn diese Markierung also hinter dem Rand verschwand, befand Dougherty sich in Position. Doch er mußte das Seil so langsam wie möglich hinablassen, oder der Junge würde vielleicht gegen die Wand des Eisbergs prallen und das Bewußtsein verlieren.
    Überdies befand das Schneemobil sich nur zwölf, dreizehn Meter vom Abgrund entfernt; wenn das Fahrzeug zu schnell vorwärts rutschte, würde Roger vielleicht nicht mehr rechtzeitig anhalten können, um sich selbst zu retten, geschweige denn Dougherty und Lin. Er befürchtete, daß die langsamste Geschwindigkeit des Schlittens für diese Aufgabe noch gefährlich schnell war, und zögerte nun, da sie alle Vorbereitungen getroffen hatten.
     
    Eine heftige Bö schlug von hinten und von rechts gegen Brian und drückte ihn gegen die Wand der Klippe, aber auch nach links, so daß er plötzlich in einem leichten schrägen Winkel herabhing. Als der Wind nach einem Augenblick nachließ und seine Geschwindigkeit sich auf etwa fünfzig Stundenkilometer verringerte, glitt er nach rechts zurück und schaukelte dann langsam in einem Bogen von etwa einem Meter wie ein Pendel hin und her.
    Er schaute zu der Stelle hinauf, wo das Seil über den Rand der Klippe glitt. Obwohl er das Eis mit dem brennenden Benzin sorgfältig geglättet hatte, würde auch die geringste Reibung das Seil langsam durchscheuern.
    Er schloß die Augen, wurde in seinem Geschirr ganz schlaff und wartete darauf, auf den Vorsprung hinabgelassen zu werden. Sein Mund war so trocken wie der eines Wüstenwanderers, und sein Herz schlug so schnell und heftig, daß es imstande zu sein schien, ihm die Rippen zu brechen.
    Da Roger große Erfahrung mit dem Schneemobil hatte, war es nur logisch und vernünftig gewesen, daß Brian hinabklettern und versuchen sollte, George Lin zu bergen. Nun wünschte er sich, er wäre der Schneemobil-Experte gewesen. Verdammt,

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